Die weiße Rebsorte stammt aus Georgien; der Name bedeutet „Roter Stängel“. Es gibt rund 70 Synonyme, die auf hohes Alter und eine weite Verbreitung hinweisen. Einige davon alphabetisch nach Ländern gruppiert sind Baiyu (China); Rkatziteli Gelb, Rothölzer (Deutschland); Rkachiteli Bianco, Rkatziteli Giallo (Italien); Asangluri, Boudachouri, Budashuri, Budashuri Korolyok, Budasuri, Corolioc, Dedali, Dedali Rkatsiteli, Grousinskii, Grouzinsky, Gruzinski, Gruzinsky, Kakhoura, Kakoura, Kakura, Khangluri, Khanlug, Korolek, Koroliok, Koroliok Rkaciteli, Korolyok, Kukoura, Kukura, Kurkura, Mamali Rkatsiteli, Rkaciteli (zweiter Hauptname), Rkaciteli Bijeli, Rkatiteli, Rkatsiteli Dedali, Rkatisteli Gialo, Rkatsiteli Mamali, Rkatziteli, Rkaziteli, Topolioc, Topoliok, Topolyok, Zweiabazer (Armenien, Bulgarien, Georgien, Kasachstan, Kroatien, Moldawien, Rumänien, Russland und Ukraine).
Wie bei vielen anderen georgischen Sorten wird behauptet, dass die Rebe schon im 5. nachchristlichen Jahrhundert kultiviert wurde. Nach einer weiteren nicht verifizierbaren Hypothese sollen die bei der georgischen Stadt Wani in der Region Imeretien gefundenen 5.000 Jahre alten Kvevri (Tonkrüge) angeblich Kerne dieser Rebe enthalten haben. Und nach einer religiös motivierten Legende soll es sich sogar um die erste Weinrebe überhaupt handeln, die vom biblischen Urvater Noah nach der Sintflut bzw. nach der Landung mit seiner Arche an der Grenze Armenien/Türkei am Berg Ararat gepflanzt wurde. Für all diese unwahrscheinlichen Annahmen fehlen aber seriöse archäologische, botanische oder genetische Beweise.
Es handelt sich sicher um eine sehr alte Rebe. Gemäß DNA-Analysen ist sie mit lokalen georgischen Wildreben nahe verwandt und eine Kreuzung zwischen einer „Reconstructed Genotpye 51“ (Spezies Vitis vinifera sativa) x unbekannter Vatersorte. In einer Studie zu kaukasischen Rebsorten stellte sich heraus, dass dieser Genotyp Elternteil von 22 georgischen Rebsorten ist. Rkatsiteli war Kreuzungspartner der Neuzüchtungen Dunavski Lazur, Kangun, Pervenets Magaracha, Podarok Magaracha und Rkatsiteli Magaracha. Eine somatische Mutation ist die Sorte Rkatsiteli Vardisperi mit rötlichfarbenen Beeren.
Die spät blühende und spät reifende, ertragreiche Rebe ist widerstandsfähig gegen Frost und in geringerem Ausmaß auch gegen die Reblaus. Die Trauben können hohe Zuckergehalte mit hohem Säuregehalt erreichen. Die Sorte erbringt würzige, säurebetonte, hellgelbe Weißweine mit vielfältigen Aromen nach Steinobst, tropischen Früchten, Zitronen, grünen Äpfeln und Quitten. Die vielseitige Rebe wird für die Produktion von Weinen, Schaumweinen, Likörweinen, Destillaten und ebenso (auch weil sie für einen längeren Transport haltbar und damit gut geeignet ist) für die Produktion von Tafeltrauben genutzt. 2022 wurde sie (vielleicht auch, weil sie der Colombard ähnelt) offiziell in den französischen Rebsortenkatalog aufgenommen.
Sie war vor allem in den ehemaligen Staaten der UdSSR weit verbreitet; 1990 wurden 280.569 Hektar Rebfläche erfasst. Das vonr Michail Gorbatschow Mitte der 1980er-Jahre initiierte Rodungsprogramm bewirkte eine extreme Reduktion. In Georgien ist sie mit 25.324 Hektar die häufigste Rebsorte. Dort wird sie in Kachetien für rustikale Weine mit Gärung in Tonkrügen (Kvevri) verwendet. Weitere Bestände gibt es in Armenien, Bulgarien (5.415 ha), China, Kasachstan (3.552 ha), Kroatien, Moldawien (3.898 ha), Nordmazedonien (460 ha), Rumänien (413 ha), Russland (6.477 ha), Serbien (60 ha) und in der Ukraine (5.775 ha). In Übersee gibt es kleine Flächen in den US-Staaten New York und Virginia, sowie in Australien. Im Jahre 2016 wurden insgesamt 51.374 Hektar ausgewiesen. Sie liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 19 (Kym Anderson).
Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Weintraube: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
Kvevri: von Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0 at, Link
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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“