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Rosé

vin rosé (F)
rosado (ES)
rosado (PO)
rosé (GB)
roséwijn (N)
rosato, cerasuolo, chiaretto (I)

Bezeichnung für einen Weintyp mit blasser, hellroter Färbung. Die Farbe kann abhängig von der Intensität des Kontaktes mit den Beerenhäuten von lachsfarben (hellrot) bis kirschrot (dunkelrot) reichen. Es gibt aber weltweit keine einheitlichen Vorschriften bzw. Definition für Roséweine. Die OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein), hat keine Analysestandards, die Weine nach ihrer Farbe unterscheiden. Es gibt zwar keine genaue Definition von Roséwein, jedoch landesspezifische Produktionsverfahren (siehe dann weiter unten). In der Regel werden Roséweine aus ausschließlich Rotweinsorten produziert und wie ein Weißwein, also ohne Maischegärung mit längerem Beerenschalenkontakt, vinifiziert.

Es gibt aber auch Roséweine, die aus einem Gemisch (Traube/Maische oder Wein) aus Rotwein- und nach länderspezifischen Vorgaben optional auch Weißweinsorten (bei Traube/Maische-Mix ist dies sinngemäß ein Mischsatz) hergestellt werden. Welche Rebsorten als Rotweinsorten bzw. Qualitätswein-Rebsorten gelten, ist ebenfalls länderspezifisch. Es gibt ja einige Weißweinsorten mit roten Beerenschalen wie Roter Muskateller (Spielart Muscat Blanc), Gewürztraminer (Roter Traminer) und Pinot Gris, sowie in Südamerika Cereza und andere Criolla-Sorten, die einen mehr oder weniger rötlichen Wein ergeben. 

Rosé - Weintypen und Flasche

EU-Vorschriften für Roséwein

Im Juni 2009 wurde von der zuständigen EU-Kommission nach heftigen Protesten einiger Weinbauverbände ein Gesetzesvorschlag zurückgewiesen, der es erlaubt hätte, Roséwein auch durch einfachen Verschnitt von Rotwein und Weißwein zu produzieren. Damit sollte der Wettbewerbsnachteil gegenüber des außerhalb der EU erlaubten Verschneidens von Rot- und Weißweinen zwecks Herstellung einfachster Roséweine aufgehoben werden.

EU-Verordnung 2019/934

Das Verbot des Verschnittes eines Rotweines mit einem Weißwein zur Erzeugung eines Roséweines ist im Artikel 8 Absatz 1 der EU-Verordnung VO (EU) Nr. 2019/934 manifestiert. Roséwein darf nicht durch Verschnitt eines Weißweins (ohne g.g.A. oder g.U.) mit einem Rotwein (ohne g.g.A. oder g.U.) gewonnen werden. Das Verbot, einen Verschnitt von Rotwein und Weißwein als Rosé zu bezeichnen, gilt also nur die unterste Weinqualitätsstufe Wein ohne Herkunft. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass für Roséweine ein Rot-Weiß-Verschnitt bei Landwein (g.g.A.) und Qualitätswein (g.U.) sehr wohl erlaubt ist bzw. wäre.

länderspezifische Regelungen

Jeder Mitgliedsstaat der EU kann für die Qualiätsstufen g.g.A. (Landwein) und g.U. (Qualitätswein bzw. Prädikatswein) bestimmte Herstellungsmethoden im nationalen Weinrecht zulassen. In Deutschland und Österreich darf unter der Bezeichnung Roséwein nur ein Wein mit Rebsorte und Jahrgang in Verkehr gebracht werden, der ausschließlich aus Rotweinsorten hergestellt wurde und den gesetzlichen Bedingungen für einen Wein mit Herkunft (g.g.A. oder g.U.) entspricht.

Ausnahmen

Als Ausnahme ist auch bei der Produktion von Schaumwein ein Verschnitt erlaubt. Bei den in Deutschland geschützten, traditionellen Bezeichnungen Badisch Rotgold, Schieler und Schillerwein (sogenannte Rotlinge) werden Weißweintrauben und Rotweintrauben oder deren Maischen verschnitten bzw. verarbeitet. Diese dürfen aber gemäß den Bestimmungen im deutschen Weinrecht nicht als Roséwein bezeichnet werden. Für Österreich gibt es keine speziellen Bezeichnungen oder geschützte traditionelle Begriffe, welche einen Verschnitt von Rot- mit Weißwein beschreiben bzw. zulassen.

Rotweine

In vielen Weinbaugebieten wie z. B. Frankreich oder Italien sind bei der Erzeugung von Rotwein mit entsprechender Ausnahmeregelung auch Anteile von Weißweintrauben erlaubt. Dabei werden die Trauben mittels sogenannter Mischgärung gemeinsam vergoren. Dabei handelt sich aber um keine Roséweine, sondern um Rotweine. Durch den zumeist sehr geringen Anteil der weißen Sorten hat das auch keinen Einfluss auf die Weinfarbe.

Natural Wine

Die in den letzten Jahren populär gewordenen Weintypen Orange Wine und Natural Wine weisen zumeist eine gelblichrote (orange) Farbe auf. Diese dürfen aber nicht als Qualitätswein vermarktet und auch nicht als Roséwein bezeichnet werden.

Roséwein-Produktion

Die Mengenerfassung ist schwierig, denn es gibt es keine einheitliche Definition und Rosé- und Rotweine werden oft miteinander vermischt. Seit 2002 ist die Produktionsmenge um etwa 16% gestiegen. Der Anteil von Roséweinen an der Gesamterzeugung von Weinen ist seit 2002 ziemlich stabil und macht 8 % bis 10% der Produktion an Stillweinen aus. Drei Viertel entfallen auf Frankreich mit rund einem Drittel, gefolgt Spanien mit einem Fünftel, den USA und Italien. 

Rosé - Karte mit Produktionsmengen

In vielen französischen und italienischen Anbaugebieten für Rotweine sind auch Roséweine eingeschlossen. In Frankreich sind dies Bordeaux mit dem Bordeaux Rosé und dem dunkler gekelterten Bordeaux Clairet, Loire mit dem Rosé-Hauptbereich Anjou, Languedoc-Roussillon, Provence und Rhône. Der Tavel aus dem südlichen Rhônebereich Tavel wird als „König der Roseweine“ bezeichnet. Zunehmend wurde Rosé auch in anderen europäischen Ländern ab Beginn der 1970er-Jahre populär. Die Zeiten, wo man unreifes oder überreifes Lesegut verwendet, das für einen Rotwein nicht taugte, sind längst vorbei. Roséweine weisen in der Regel eine moderate Säure und im Gegensatz zu vielen Rotweinen sehr gemässigte Tannine auf. Roséweine sind auch ideale Speisenbegleiter für roséfarbene Gerichte wie Lachs, Shrimps oder Salate mit Krabben sowie Pasta und Pizza. Ein trockener Rosé und Grillfleisch sind eine gute Kombination. Mit etwas Restsüße passen sie auch gut zur asiatischen Küche.

Marken-Roséweine

Zwei erfolgreiche, in großen Mengen erzeugte Markenroséweine aus Portugal sind Lancers und der in Bocksbeutelflaschen abgefüllte Mateus Rosé. In Italien gibt es drei mit der höchsten Stufe DOCG klassifizierte Roséweine, das sind Alta Langa (Piemont), Franciacorta und Oltrepò Pavese Metodo Classico (beide Lombardei). In Österreich und Deutschland wurden Roséweine ab den 1980er-Jahren als leichte Sommerweine populär; der Produktionsanteil ist aber relativ gering. Ein bekannter Roséwein aus der Steiermark (Österreich)  ist der aus Blauer Wildbacher gekelterte Schilcher. In Argentinien werden große Mengen qualitativ sehr einfacher, roséähnlicher Schankweine bzw. Massenweine aus rotbeerigen Criolla-Sorten erzeugt. 

landesspezifische Bezeichnungen

Eine Aufstellung aller hellroten Weintypen. Ob es sich um einen Roséwein gemäß EU-Recht bzw. landesspezifischer Regeln handelt, ist jeweils im betreffenden Stichwort angeführt. Einige davon sind herkunftsgeschützte, traditionelle Bezeichnungen.

  • Badisch Rotgold: hellroter Wein, Rot- und Weißweintrauben - Deutschland
  • Blanc de blancs: Weißwein/Schaumwein aus Weißweintrauben - v. a. Frankreich
  • Blanc de noirs: heller Wein/Schaumwein aus Rotweintrauben - v. a. Frankreich
  • Bleichert: alte, nicht mehr zulässige Bezeichnung für Rosé - Deutschland
  • Blush: hellroter Wein - Kalifornien (z. B. White Zinfandel) bzw. allgemein in Übersee
  • Cerasuolo: heller Rosato - Italien
  • Chiaretto: dunkler Rosato - Italien
  • Clairet, Claret: dunkler Rosé bzw. hellroter Wein - England, Frankreich/Bordeaux
  • Cviček: Verschnitt von Weißwein und Rotwein - Slowenien
  • Gleichgepresster, Gleich’preßter: heller Rosé - Österreich
  • Gris de gris: hellroter Wein aus grau/rotbeerigen Trauben - Frankreich
  • Klarett, Klaret: Bezeichnung für Rosé - Österreich, Tschechien
  • Kokkineli: Roséversion des Retsina - Griechenland
  • Kretzer, Krätzer, Höpfwein: heller Rosato - Südtirol
  • Labín: Rosé - im Bereich Mělnická in Tschechien
  • Occhio di Pernice: lachsroter Rosé, z. B. Vin Santo Rosé - Italien
  • Oeil de perdrix, Rebhuhnauge (J): lachsroter Rosé - Schweiz
  • Opolo, Opol: Rosé - Kroatien
  • Orange Wine: orangefarbener Wein, kein offizieller Weintyp - viele Länder
  • Rosado: allgemeine Bezeichnung für Rosé - Argentinien, Chile, Portugal, Spanien
  • Rosato: allgemeine Bezeichnung für Rosé - Italien
  • Rotling: hellroter Wein, Rot- und Weißweintrauben - Deutschland
  • Roze, Rozé: allg. Bezeichnung für Rosé - Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Ungarn
  • Ryšák, Růžák: hellroter Wein aus Verschnitt von Trauben oder Most - Tschechien
  • Schieler: hellroter Wein, Rot- und Weißweintrauben - Deutschland
  • Schilcher: Rosé - Österreich/Steiermark
  • Schiller: hellroter Wein, Rot- und Weißweintrauben - Schweiz
  • Schillerwein (N): hellroter Wein, Rot- und Weißweintrauben - Deutschland
  • Siller: dunkler Rosé - Ungarn
  • Süßdruck, Süßabdruck, Pressé doux: heller Rosé - Schweiz
  • Vin gris: heller Rosé - Frankreich
  • Weißherbst: heller Rosé - Deutschland

Rosé - Flasche mit Glas - Phiolen mit Roséweinen aus der Provence

Produktionsverfahren

Ein Rosé steht bezüglich Herstellung dem Weißwein eigentlich viel näher als dem Rotwein. Er ist deutlich weniger mit Anthocyanen (Farbstoffen), Tanninen und Aromastoffen angereichert als ein Rotwein. Im Detail gibt es aber zwischen den einzelnen Rosétypen sehr wohl farbliche und geschmackliche Unterschiede, die hauptsächlich auf Grund der verwendeten Rebsorten sowie der unterschiedlich langen Maischestandzeiten resultieren. Die wichtigsten fünf Herstellungsverfahren sind:

1 - Direktpressung

Bei dieser häufigsten Methode werden die Weintrauben langsam und schonend abgepresst. Oft erfolgt vorher kein Abbeeren. Der Traubenmost bekommt durch den kurzen Schalenkontakt eine leicht rötliche Färbung und wird dann wie ein Weißwein weiterbearbeitet, das heißt ohne Maische vergoren. Im Gegensatz zum Rotwein gibt es dadurch keine Mazeration (längeres liegenlassen auf der Maische) bzw. keine Maischegärung. Das ergibt in der Regel sehr helle, eher neutral schmeckende Roséweine. Diese Form wird häufig in der französischen Provence angewendet. In Deutschland werden solche Weine als Weißherbst, in Österreich als Gleichgepresster und in der Schweiz als Süßdruck bezeichnet.

2 - kurze Maischestandzeit

Bei dieser Methode werden die Trauben mittels Traubenmühle abgebeert, gemahlen und maischevegoren. Nach kurzer Maischestandzeit von etwa 4 bis 6 Stunden wird der rosa gefärbte Vorlaufwein von den Schalen abgestochen und wie ein Weißwein fertig vergoren. In Frankreich wird so ein Wein poetisch als „Rosé d’une Nuit“ (Rosé einer Nacht) bezeichnet. In der Regel ergibt dies gegenüber der Direktpressung deutlich dunklere und geschmacklich intensivere Roséweine.

3 - Saignée (Bluten)

Eine gegenüber der zweiten etwas abgewandelte dritte Methode ist Saignée („Bluten“ oder auch „Aderlass“). Die Trauben werden angequetscht, aber nicht gepresst. Bevor jedoch der Most ein dunkleres Rot annehmen kann, wird ein Teil schon nach 12 bis 48 Stunden abgezogen oder einfach durch „Abtropfenlassen“ gewonnen. Der Rest des Mostes wird als Rotwein weiterverarbeitet, der durch dieses Verfahren konzentrierter und farbstärker ist. Der Rosé ist ein Nebenprodukt. Mittels dieses Verfahrens erzeugte Roséweine kann man sehr gut erkennen, denn sie sind besonders dunkel und sehr farbintensiv. Da der abgezogene Most einen hohen Zuckergehalt aufweist, können diese Weine sehr alkoholstark ausfallen. Zu den berühmtesten und besten Roséweinen dieser Art zählt der französische Tavel vom südlichen Abschnitt der Rhône.

4 - Verschnitt von Rotwein mit Weißwein

Gemäß EU-Recht wird dieses Verfahren für Weine ohne Herkunft ausgeschlossen, für Weine mit Herkunft länderspezifisch geregelt (oder nicht) und ist für die Herstellung von Schaumweinen, auch für Rosé-Champagner, zulässig (siehe oben). Je nach Land gelten für dieses Verfahren unterschiedliche Vorschriften. Weißweine können zudem mit konzentrierten, gefärbten Mosten angereichert werden, um einen Roséwein zu gewinnen. Bei Anreicherung mit Mosten und konzentrierten Mosten muss der zugeführte konzentrierte Most nicht eine ähnliche Farbe aufweisen wie der anzureichernde Most.

5 - aufhellen Rotwein

Ein Rotwein wird durch Schönen (vor allem mittels PVPP und Aktivkohle) von Tanninen bzw. Gerbstoffen befreit. Er erhält dadurch eine hellere Farbe und wirkt viel weniger adstringierend

Blanc de noirs

Beim als Blanc de noirs bezeichneten Wein (sinngemäß „Weißer aus schwarzen“) handelt es sich um einen aus Rotweintrauben hell gekelterten Wein, was besonders beim Champagner bzw. Schaumwein Anwendung findet. Er kann eine helle (weiße) wie grundsätzlich beim Champagner, aber auch eine leicht rötliche Farbe aufweisen. Bei etwas dunklerer Farbe wird er in Frankreich Taché (sinngemäß „befleckt“) genannt. In Deutschland kann „Blanc de noirs“ als ergänzende Bezeichnung beim Weißherbst verwendet werden. In Österreich ist der Begriff seit 2014 zugelassen. Ein rötlich gefärbter Wein mit dieser Bezeichnung ist jedoch nicht zwangsläufig ein Rosé gemäß EU-Recht, denn die Herstellung ist nicht weingesetzlich definiert. 

weiterführende Informationen

Siehe zum Thema auch unter Weingenuss (vom Flaschen öffnen bis zum Genuss) und Wein zu Speisen (welcher Wein zu welcher Speise). Bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken siehe unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange). 

Weingläser: © Olga Yastremska / 123RF.com 
bearbeitet von Norbert F. J. Tischelmayer
Flasche: Norbert Tischelmayer
Farbphiolen: VARNA Übertragen aus fr.wikipedia nach Commons, CC BY-SA 3.0, Link  
Karte: OIV-CIVP 2015
Flasche und Glas: Von Mike_fleming - Flickr: Cafe Rouge House Rose, CC BY-SA 2.0, Link 

Stimmen unserer Mitglieder

Thorsten Rahn

Das Weinlexikon hilft mir, auf dem Laufenden zu bleiben und mein Wissen aufzufrischen. Vielen Dank für dieses Lexikon das an Aktualität nie enden wird! Das macht es so spannend, öfter vorbeizuschauen.

Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden

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gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

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