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Rugose Wood-Complex

Englische Bezeichnung (kurz RW) für eine Gruppe von Rebstock-Holzkrankheiten, die vermutlich durch Viren verursacht werden. Dazu zählen Korkrindenkrankheit (Corky bark), Stammnarbung (Stem grooving) sowie Holzrunzeligkeit oder Rillenkrankheit (Stem pitting). Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, vermutlich handelt es sich um Virengruppen wie Grapevine clostrovirus A und B sowie verschiedene Blattroll-Virenkomplexe. Alle diese Krankheiten führen zumindest zu Ertrags-Verminderung und deutlich eingeschränkter Lebensdauer der Rebstöcke. Die Übertragung bzw. Verbreitung der Krankheiten erfolgt (zumindest in Europa) zumeist bei der Veredelung durch infizierte Unterlagen (Wurzelstöcke) oder Edelreiser (Oberteile). Nur in Mexiko und den südlichen USA ist auch eine Schildlaus als Überträger (bei Corky bark) nachgewiesen. Die Symptome der verschiedenen Kranheiten sind sehr ähnlich, weil Holz und die Rinde von der Infektion betroffen sind. 

 Rugose Wood-Complex - mit Corky bark (Korkrindenkrankheit) infizierter Weingarten

Korkrindenkrankheit (Corky bark)

Diese ist extrem gefährlich, weil sie in der Regel tödlich für den Rebstock ist. Sie scheint bis jetzt ausschließlich in den USA vorzukommen, in Italien ist allerdings eine ähnliche Krankheit namens Legno Riccio (Holz-Locke) bekannt. Besonders typisch ist das Aufschwellen der Internodien an der Triebbasis, verbunden mit Rissbildungen. Die Blätter verfärben sich gelb und bei Rotweinsorten intensiv rot und rollen sich (ähnlich der Blattrollkrankheit) nach unten ein. Sie bleiben aber gegenüber gesunden Pflanzen länger am Rebstock und fallen erst später ab. Das Holz reift sehr schlecht aus. Die äußeren Schichten der Rinde am Stamm werden abgebaut. An der Pfropfstelle treten Schwellungen auf, der Oberteil stirbt ab, während der Wurzelstock häufig überlebt.

Rugose Wood-Complex - Symptome Blätter mit Einrollung und Rotverefärbung

Stammnarbung (Stem grooving) und Holzrunzeligkeit (Stem pitting)

Die Krankheit äußert sich durch außergewöhnlich verzögerten Austrieb, geringeres Wachstum mit Kleinwüchsigkeit und Absterben der holzigen Teile. Die typischen Symptome sind Verdickungen und Verkröpfungen besonders an älteren Rebstöcken, eine dicke Rinde mit grober Oberfläche sowie in Längsrichtung Narben, Rillen (grooving), Runzeln bzw. Lochfraß (pitting). Auch hier verfärben sich die Blätter bei Rotweinsorten intensiv rot. Schält man im Bereich der Veredelungs-Stelle die Rinde vom Stamm, zeigen sich vor allem bei der Unterlage Kavernen (Hohlräume) im Holz. Aus Mangel an Reservestoffen gehen die befallenen Rebstöcke nach ungünstiger Witterung meistens ein.

Rugose Wood-Complex  - Rindenauflösung und Aufschwellen der Triebe an den Internodien

Diagnose und Bekämpfung

Eine Krankheitsbestimmung erfolgt durch das Testverfahren ELISA, Indexing oder mittels PCR-Methode. Eine genaue Diagnose ist aber nur durch eine Test-Veredelung auf eine spezifisch sensitive (überempfindliche) Unterlage möglich. Am erfolgreichsten sind so genannte Grün-Veredelungen, bei der ein grünes Edelreis auf eine ebenfalls grüne, unbewurzelte Unterlage aufgepfropft wird. Dabei zeigen sich die Krankheits-Symptome relativ rasch. Bei befallenen Pflanzen muss eine Rodung erfolgen, um die Krankheit genau bestimmen zu können. Die geeignetste Bekämpfungsmethode ist die Gesundheitsselektion. In Österreich wurde bereits im Jahre 1993 das Projekt Zertifizierung von Rebstöcken gestartet. Dabei soll durch entsprechende Analysen und Auswahl möglichst gesunden Rebstockmaterials (zertifizierte Klone) die Qualität langfristig gesteigert werden.

Rugose Wood-Complex - Runzeln und Rillen am Stamm

alle Bilder: WineLand South Africa

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Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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