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Sabrieren

sabrage, sabrer le champagne (F)
sabrage, sabering champagne (GB)

Eingedeutschte Bezeichnung für das „Champagner-Köpfen“ (Sabrage = „Säbeln“), bei dem vorzugsweise mittels Säbel einer Flasche Champagner der Hals sauber abgeschlagen wird (ist natürlich auch mit Sekt- bzw. Schaumweinflaschen anwendbar). Nach einer weniger bekannten Version ist Sabrieren von „Sabler“ (Sand, mit Sand bedecken/bestreuen) abgeleitet, was 1695 im Französischen mit der Bedeutung „alles in einem Zug austrinken“ belegt ist. Angeblich hat Voltaire (1694-1778) den Begriff mit „massenweise Champagner trinken“ interpretiert. Nach der gängigen Version ist der Begriff aber von „Sabre“ (Schwert, Säbel) abgeleitet. Der Brauch hat eine alte Tradition aus dem vornapoleonischen Frankreich und dem Russland der Zarenzeit. Damals pflegten ihn französische Kavallerie-Offiziere und höhere Chargen der zaristischen Armee bei großen Empfängen und Festen.

Erfindung des Sabrierens

Die Erfindung wird dem französischen Kaiser Napoleon (1769-1821) zugeschrieben, obwohl das wahrscheinlich bereits vor seiner Zeit gebräuchlich war. Jedenfalls pflegte er nach einer gewonnenen Schlacht mit seinen Offizieren so geöffnete Champagnerflaschen zu genießen. Da Napoleon über 50 Schlachten gewann, kann man also eine gewisse Fertigkeit annehmen. Wahrscheinlich hat er aber den Brauch auch nach den rund einem Dutzend Niederlagen gepflegt, denn er bemerkte über den Champagner: Nach dem Sieg verdienst du ihn, nach der Niederlage brauchst du ihn. Die Vereinigung Confrérie du Sabre d’Or in der Champagne mit Ablegern auch in anderen Ländern widmet sich dieser Kunst und der Pflege auch anderer Champagner-Traditionen. Üblich ist dies aber auch im privaten Kreis bei besonderem Anlass und in verschiedenen Gastronomiebetrieben. Den Vorgang darf man sich aber keinesfalls in der Form eines klassischen „Köpfens“ vorstellen. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, das (wenn überhaupt) ausschließlich im Freien zu praktizieren und dabei äußerst vorsichtig zu sein.

Fotos vom Sabrieren in drei Schritten

Durchführung mittels Säbel, Messer oder Champagner-Glas

Es gibt im Handel speziell dafür geeignete Sabriersäbel in der Länge von etwa 50 bis 70 Zentimetern und einem Gewicht von 500 bis 1.200 Gramm. Es kann aber auch ein normales, größeres und schwereres Küchenmesser verwendet werden, was natürlich wesentlich weniger stilvoll ist. Verwendet werden aber auch andere Gegenstände wie zum Beispiel der Boden eines Champagnerglases, was besonders spektakulär aussieht. Zuerst muss die Folie am Flaschenhals und fakultativ auch die Agraffe entfernt werden, was aber äußerst vorsichtig erfolgen muss. Die Flasche muss nun so gedreht werden, dass die Längsnaht genau nach oben zeigt. Diese nicht immer vorhandene relativ feine Naht muss vorher ertastet werden.

Nun wird die leicht nach oben geneigte Flasche mit dem Hals nach vorne fest in eine Hand genommen und der Arm fast ausgestreckt. Dabei ist auf eine ausreichenden Sicherheitsabstand, sowohl nach vorne, nach hinten und auch seitlich zu achten. Keinesfalls darf der Flaschenhals in Richtung Personen oder Zerbrechlichem wie zum Beispiel einem Glasfenster gehalten werden. Denn das Halsstück mit Korken kann mit hoher Geschwindigkeit 15 bis 20 Meter weit weggeschleudert werden. In Frankreich ist es üblich, dieses mit dem Öffnungsdatum zu beschriften und als Glücksbringer aufzuheben. Der Säbel (das Messer) wird mit der Schneide der Klinge nach vorne parallel zur Flasche knapp nach dem Etikett angesetzt (in manchen Anleitungen wird aber „unbedingt mit dem Rücken“ verlangt). Das Etikett darf keinesfalls verletzt, ja nicht mal berührt werden, „denn das soll Unglück bringen“. Die Klinge soll idealerweise mit etwa 20 Grad leicht geneigt sein.

Der Säbel wird nun in einer kontrollierten Bewegung mit relativ wenig Schwung am Flaschenkörper entlang in Richtung Korken geführt und gegen den Wulst (keinesfalls gegen den Korken) des Flaschenkopfes geschlagen, möglichst an der Stelle, wo die Längsnaht in den Querwulst übergeht. Dieser Wulst stellt eine Art Sollbruchstelle dar. Dadurch löst sich der Korken mit dem Flaschenhalskopf explosionsartig ab. Bei optimaler Durchführung des Vorganges entstehen weder Glassplitter noch scharfe Kanten am Flaschenhals. Das Eindringen von eventuellen Splittern in die Flasche wird außerdem durch den starken Kohlensäuredruck verhindert. Der Vorgang funktioniert aber wie schon oben erwähnt auch mit einem ganz normalen Champagner-Glas (Sektglas). Die Gepflogenheit des Sabrierens ist jedenfalls nicht unumstritten. Das manchmal geäußerte Argument, dass ein Champagner (Schaumwein) durch das Sabrieren besser schmecke, ist aber natürlich nicht stichhaltig.

Video-Clips

Der Vorgang des Sabrierens ist anschaulich in zwei YouTube-Video-Clips zu bewundern, und zwar mittels Säbel (Messer) und mittels Champagner-Glas (jeweils anklicken). Siehe auch unter Brauchtum im Weinbau.

Stimmen unserer Mitglieder

Hans-Georg Schwarz

Als Ehrenobmann der Domäne Wachau ist es für mich der einfachste und schnellste Weg, bei Fragen in das wein.plus-Lexikon einzusteigen. Die Gewissheit, hier fundierte und aktuelle Informationen zu erhalten, machen die Benutzung zu einem unverzichtbaren Ratgeber.

Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)

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