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Sangiovese

Die rote Rebsorte stammt aus Italien. Es gibt über 80 Synonyme, die das hohe Alter und weite Verbreitung bezeugen. Das sind zum Beispiel  Agnelluccia, Brunelletto, Brunello, Cacchiano, Calabrese, Cardisco, Cassano, Cordisio, Chiantino, Corinto Negro, Guarnacciola, Ingannacane, Lambrusco Mendoza, Lacrima, Liliano, Maglioppa, Montepulciano Primaticcio, Morellino, Morellino di Scansano, Negrello, Negretta, Nelutcho, Nerello, Nerello Campotu, Nerino, Nerino Sanvicetro, Niella, Nielluccio, Primaticcio, Prugnolo Dolce, Prugnolo Gentile, Prugnolino Dolce, Puttanella, Sangiogheto, Sangiovese dal Cannello Lungo, Sangiovese dal Cannello Lungo di Predappio, Sangiovese di Lamole, Sangiovese di Romagna, Sangiovese Dolce, Sangiovese Elba, Sangiovese Grosso, Sangiovese Nostrano, Sangiovese Piccolo, Sangiovese Romagnolo, Sangiovese Toscano, San Gioveto, Sangioveto, San Zoveto, Tabernello, Tignolo, Tignolo Sointovese, Toustain, Tuccanese, Uva Canina, Vigna del Conte und Vigna Maggio.

Sangiovese - Traube und Blatt

Historie

Die Sorte wurde erstmals unter dem Namen „Sangiogheto“ vom italienischen Agronomen Giovanni Soderini (1526-1596) in seinem im Jahre 1600 posthum erschienenen Werk  „Trattato della coltivazione delle viti, e del frutto che se ne puô cavare“ erwähnt. Angeblich ist der Name lateinischen Ursprungs (Sanguis Jovis), was „Blut von Jupiter“ bedeutet und auf einen antiken Ursprung der Rebe hindeuten soll. Nach einer nicht verifizierbaren Hypothese soll ein Vorfahre angeblich schon den Etruskern bekannt gewesen sein. Sie zählt jedenfalls zu den bedeutendsten italienischen Leitsorten mit zahlreichen Nachkommen.

Abstammung (Elternschaft)

Die genaue Abstammung (Elternschaft) ist nicht eindeutig geklärt. Der Schweizer Biologe Dr. José Vouillamoz stellte bereits im Jahre 2007 fest, dass Sangiovese einer Kreuzung zwischen Ciliegiolo x Calabrese di Montenuovo entstammt (also Sangiovese ein Nachkomme ist). Dies steht aber in Widerspruch zu späteren Analysen durch Dr. Manna Crespan, die für Ciliegiolo eine Elternschaft von Sangiovese x Muscat Rouge de Madère ergaben (also Sangiovese ein Elternteil ist). Schließlich ergaben durch den Ampelographen Thierry Lacombe im Jahre 2013 erfolgte DNA-Analysen zwei mögliche Elternschaften für Sangiovese. Das sind Frappato x Foglia Tonda oder Gaglioppo x Foglia Tonda. Da aber all diese Sorten eine Eltern-Nachkommen-Beziehung mit Sangiovese aufweisen, ist dies nicht ganz so erstaunlich. Aufgrund von zwei möglichen Varianten sowie nur 20 übereinstimmenden DNA-Markern ist aber das Ergebnis zumindest zweifelhaft (siehe dazu unter Molekulargenetik).

Es gibt zahlreiche Klone der Sorte mit etwas unterschiedlichen Geschmacksprofilen. Früher erfolgte auf Basis der im Jahre 1908 publizierten Untersuchungen durch den Ampelographen Girolamo Molon eine grobe Einteilung nach der Beerengröße und davon ableitend auch Qualität in die zwei Gruppen Sangiovese Grosso (Brunello und Prugnolo Gentile, sowie Sangiovese di Lamole in Chianti) und Sangiovese Piccolo in anderen Toskana-Zonen. Das wird jedoch als nicht mehr gerechtfertigt angesehen, denn es gibt keine genetischen Unterschiede im DNA-Profil (siehe zu diesem Phänomen auch unter Pinot).

Nachkommen

Trotz scheinbar darauf hindeutender Synonyme bzw. großer morphologischer Ähnlichkeiten darf Sangiovese nicht mit den Sorten Ciliegiolo, Montepulciano, Morellino del Casentino, Morellino del Valdarno, Nero d’Avola, Perricone, Sanvicetro oder Uva Tosca verwechselt werden. Umfangreiche DNA-Analysen haben ergeben, dass die Sorten Aleatico, Ciliegiolo, Foglia Tonda, Frappato, Gaglioppo, Inzolia Nera, Morellino del Casentino, Morellino del Valdarno, Nerello Mascalese, Orisi und Perricone direkte Nachkommen sind oder eine Eltern-Nachkommen-Beziehung besteht. Sangiovese war außerdem Kreuzungspartner der Neuzüchtungen Incrocio Bruni 147, Incrocio Bruni 60, einigen Dalmasso-Sorten und Merlese.

Sangiovese - Weintrauben und Aromen im Glas

Eigenschaften

Durch die große Anpassungsfähigkeit an verschiedene Bodentypen über Jahrhunderte ergaben sich unterschiedliche Geschmacks-Richtungen. Ende der 1990er-Jahre begann man die besten Klone zu selektieren. Die ertragssichere Rebe ist anfällig für Botrytis und Vergilbung, jedoch widerstandsfähig gegen Dürre. Charakteristisch ist die langsame, späte Reife. Sie erbringt in der Regel nicht sehr farbkräftige, aber alkohol-, säure und tanninreiche Rotweine mit Aromen nach Kirschen, Veilchen, Pflaumen und Leder, sowie bei entsprechendem Ausbau großem Alterungspotential.

Anbauflächen

Die Anbaufläche in Italien beträgt 68.428 Hektar mit leicht fallender Tendenz. Damit ist sie die mit Abstand häufigste italienische Rebsorte, die in fast allen Regionen aber besonders in der Toskana verbreitet ist. Sie ist die Grundlage für viele berühmte italienische Spitzenrotweine. Das sind vor allem die DOCG-Weine Brunello di Montalcino, Carmignano, Chianti, Chianti-Classico, Conero, Morellino di Scansano, Rosso Conero, Torgiano Rosso Riserva und Vino Nobile di Montepulciano, sowie unzählige DOC-Weine und auch einige der sogenannten Super-Toskaner wie zum Beispiel Tignanello.

In Frankreich belegt die Sorte 1.503 Hektar mit gleichbleibender Tendenz. Der Großteil befindet sich auf Korsika, wo die Sorte von den bis Ende des 18. Jahrhunderts die Insel beherrschenden Genuesen aus Italien eingeführt wurde. Sie ist dort zumeist unter dem Namen Nielluccio in allen Appellations-Rotweinen und Roséweinen, sowie in IGP-Weinen (Landweinen) zugelassen. Weitere Bestände in Europa gibt es in Rumänien (88 ha), Schweiz (0,1 ha), Spanien (2 ha), Türkei (18 ha) und Ungarn (1 ha).

Außerhalb Europas gibt es Anbauflächen in Argentinien (1.837 ha), Äthiopien (90 ha), Australien (430 ha), Brasilien (3 ha), Chile (152 ha), Israel, Kanada (4 ha), Neuseeland (8 ha), Südafrika (70 ha), Thailand (2 ha) und Tunesien (842 ha), sowie in den USA (827 ha) in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington. Im Jahre 2016 wurden insgesamt 73.464 Hektar Rebfläche mit leicht fallender Tendenz ausgewiesen. Die Sorte liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 13 (Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Trauben und Blatt: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
Aromen im Glas: © von armin faber

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Dominik Trick

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Dominik Trick
Technischer Lehrer, staatl. geprüfter Sommelier, Hotelfachschule Heidelberg

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