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Es kommt (außer im Bordeaux) sehr selten vor, dass ein Weinname als Synonym für den Produzenten gilt und der Weingutsname eher unbekannt ist. Ein Beispiel ist „Tenuta San Guido“. Das Gut liegt zehn Kilometer von der Küste bei der Gemeinde Bolgheri südlich von Livorno in der italienischen Region Toskana. Hier ließ sich der aus einem uralten bis zur Zeit des Römischen Reiches zurückgehenden adeligen Geschlecht stammende Marchese Mario Incisa della Rochetta (1899-1983) nieder. Er war erblich vorbelastet, denn sein Großvater Leopoldo Incisa hatte eine Bibliographie über die damaligen wichtigsten italienischen und internationalen Rebsorten verfasst.

SDassicaia - Tenuta San Guido

Schon als junger Student der Landwirtschaft in Pisa hatte der Marchese davon geträumt, einen „noblen Wein“ zu machen, der Maßstab bzw. das Vorbild war für ihn Bordeaux. Deshalb begann er, mit französischen Rebsorten zu experimentieren. Auf einem steinigen Hang unterhalb der Burg Castiglioncello wurde im Jahre 1944 Cabernet Sauvignon gepflanzt. Dieser lag damals außerhalb aller anerkannten Anbaugebiete. Ein erster Wein wurde 1948 produziert, aber die Jahrgänge bis 1960 nur auf dem eigenen Besitz getrunken. Von jedem Jahrgang wurden einige Kisten gelagert. Durch regelmäßige Proben stellte der Marchese fest, dass die Weine immer besser wurden.

Im Jahre 1965 wurden zwei weitere Weinberge mit Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc angelegt. Erst auf Drängen seines Sohnes Nicolò und dessen berühmten Neffen Piero Antinori, einem Mitglied der schon legendären Weinbaufamilie aus Florenz ließ sich der Marchese überzeugen, den Wein zu vermarkten. Die ursprünglich nur 1,6 Hektar große Rebfläche wurde unter der Leitung von Nicolò Incisa della Rocchetta auf über 30 Hektar ausgedehnt. Die Jahresproduktion beträgt rund 200.000 Flaschen. Der Weinbergbesitz ist in vier Parzellen gegliedert, das sind die als beste geltende Sassicaia, Aia Nuova und Quercione in 100 Meter, sowie Castiglioncello in 350 Meter Seehöhe. Besonders Sassicaia zeichnet ein besonderer Bodentyp aus.

Sassicaia - 10 Jahrgänge von 1981 bis 1990

Der erste nach den vielen Steinen (Sassi) in den Weinbergen als „Sassicaia“ benannte Rotwein kam im Jahre 1968 in den Verkauf. Der für Italien damals untypische, sortenreine Wein aus Cabernet Sauvignon mit etwas Cabernet Franc erregte sofort internationales Aufsehen und wurde rasch zum Kultwein. Viele Jahre durfte er aber nur als VdT (Tafelwein) vermarktet werden, weil die beiden französischen Sorten nicht für DOC-Weine zugelassen waren. Er war neben dem Tignanello einer der allerersten Vertreter der in der Folge als Super-Toskaner benannten Weine. Später wurden eine temperaturkontrollierte Gärung in Stahltanks und ein Ausbau in französischen Barriques eingeführt. Der Wein wurde zunächst von Piero Antinori abgefüllt und vermarktet. Nach dem Tod des Vaters verlegte Niccolò Incisa della Rochetta in den 1980er-Jahren die Abfüllung nach Bolgheri.

Schließlich wurde im Jahre 1994 im DOC-Bereich Bolgheri auch ein Rotwein zugelassen, wozu der Sassicaia neben dem Ornellaia maßgeblichbeigetragen hat. Heute ist Bolgheri Sassicaia, dies ist der eigentlich vollständige Name, ein ganz eigenständiger DOC-Bereich, für den ziemlich sicher in naher Zukunft die DOCG-Klassifikation zu erwarten ist. Er wird zu den allerbesten Rotweinen Italiens gezählt und den schon lange etbalierten Barolo, Brunello di Montalcino oder Vino Nobile di Montepulciano zumindest gleichgestellt.

Der Sassicaia wird aus den zwei Sorten Cabernet Sauvignon (zumindest 80-85%) und Cabernet Franc (15-20%) verschnitten. Die zweiwöchige Maischegärung erfolgt in Stahltanks, danach wird er 18 bis 24 Monate in zu einem Drittel neuen Barriques ausgebaut. Der intensiv rubinfarbene Rotwein besitzt ein Lagerungspotential mehrerer Jahrzehnte. Als besonders herausragende Jahrgänge gelten 1968, 1975, 1978, 1982, 1983, 1984, 1985, 1988, 1990, 1993, 1995 und 1997. Die beiden Jahrgänge 1975 und 1985 werden überschwänglich sogar als Jahrhundertweine bezeichnet. Die 12 Monate lang ausgebauten Zweit- bzw. Drittweine heißen „Guidalberto“ und „Le Difese“. Die Firma ist Mitglied der renommierten Familienweingüter-Vereinigung PFV (Primum Familiae Vini).

Von Lucarelli - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

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Thomas Götz

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Thomas Götz
Weinberater, Weinblogger und Journalist; Schwendi

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