Negative Beschreibung für den Geschmackseindruck eines Weines im Rahmen einer Weinbewertung bzw. Weinansprache. Dafür gibt es lokal unterschiedlich viele phantasievolle Bezeichnungen wie Blämbel (Plämbel), Darmreißer, Hacklschleifer, Heckenklescher, Krätzer, Kutscher, Lentschemacher, Mops, Rabiatperle, Rachaputzer, Reifbeißer, Sauerampfer, Schüttwein, Semsakrebsler (Simsekrebsler), Sur-Igel und Türkenwein. So ein fehlerhafter bzw. schlimmstenfalls verdorbener Wein zeichnet sich durch zu prägnante und bereits als unangenehm empfundenen Säuregehalt aus. Dies können bestimmte Weinfehler wie zum Beispiel Essigstich sein. Dafür verwendete negativ besetzte Begriffe sind aggressiv, essigsauer, kantig, sauer und scharf.
Es gibt aber auch viele positiv zu verstehende Begriffe, die vor allem bei einem Weißwein erwünscht sind. Abhängig vom Säuregehalt sind dies feinsäuerlich, frisch, lebendig, nervig, rassig, resch, rezent, säurebetont, spritzig und stahlig.
Über sauren Wein und dessen Auswirkungen kursieren viele Bonmots. Eine davon ist der sogenannte Reifbeißer aus dem mittelalterlichen Wien (Österreich) aus einem besonders schlechten Jahrgang. Ein weiterer nicht ganz ernst zu nehmender Gag stammt aus Bayern, wo bis zum 17. Jahrhundert viel Wein angebaut wurde, der aber auf Grund nicht optimaler Gegebenheiten oft recht sauer ausfiel. Angeblich soll man dort in einigen Gemeinden um Mitternacht die Glocken geläutet haben. Der Zweck war, dass die Leute aufwachen und sich umdrehen sollten, damit ihnen der saure Wein nicht die Magenwand durchfrisst.
Weingläser: Bild von ArtTower auf Pixabay
Weingenießer: Peter Kraemer der Ältere
Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.
Andreas Essl
Autor, Modena