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Sauvignonasse

Die weiße Rebsorte stammt aus Südwest-Frankreich; der Name bedeutet „Sauvignon-ähnlich“. Synonyme alphabetisch nach Ländern gruppiert sind Mosler (Deutschland); Sauvignon Vert (Chile); Blanc Doux, Cinquien, Sauvignon à Gros Grain, Sauvignon de la Corrèze, Sauvignon Vert (Frankreich); Friulano, Malaga, Occhio di Gatta, Occhio di Gatto, Tai, Tai Bianco, Tocai, Tocai Bianco, Tocai Friulano, Tocai Italico, Trebbianello, Tuchì, Uva Bianca Antica (Italien); Istarski Tokay, Zeleni Sauvignon (Slowenien). Sie darf trotz scheinbar darauf hindeutender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten nicht mit den Sorten Furmint (Norditalien), Muscadelle (Sauvignon Vert in Kalifornien), Riesling (Argentinien und Chile) oder Sauvignon Blanc (Argentinien, Chile, Frankreich, Russland) verwechselt werden, was in der Vergangenheit in den betreffenden Ländern häufig der Fall war. Besonders in Südamerika war die Verwirrung deshalb groß, weil die Sorten Sauvignonasse und Sauvignon Blanc in vielen Weinbergen im gemischten Satz angepflanzt wurden. Die Sorte war Kreuzungspartner der Neuzüchtungen Fleurtai und Soreli.

Sauvignonasse - Weintraube und Blatt

Die genaue Herkunft der Sorte ist die Gironde im Südwesten Frankreichs, wo sie aber nie in größerem Umfang angebaut wurde. Häufig wurde sie mit Sauvignon Blanc und Sémillon gemeinsam angebaut. Heute gibt es nur mehr Restbestände und sie scheint in den Statistiken gar nicht mehr auf. Die Abstammung (Elternschaft) ist unbekannt. Gemäß DNA-Analysen handelt es sich um keinen direkten Nachkommen von Sauvignon Blanc, wie man vielleicht auf Grund des Namens vermuten könnte. Gemäß 2012 erfolgten DNA-Analysen ist sie ein Elternteil von Saint-Pierre Doré. Die früh bis mittel reifende, ertragreiche Rebe ist anfällig für Botrytis, Traubenfäule, Esca und beide Mehltauarten. Sie erbringt goldgelbe, blumige Weißweine mit Aromen nach Kräutern, Zitrus und Mandeln. Sie gelten als weniger aromatisch, aber körper- und alkoholreicher als jene aus Sauvignon Blanc.

Die Sorte wurde im frühen 19. Jahrhundert in Norditalien (Friaul) eingeführt und lange als Tocai bezeichnet. Mit dem Namen wollte man die Popularität des Tokajer ausnützen. Nach einer Hypothese soll die Sorte aus Ungarn stammen und mit der Tokajersorte Furmint identisch sein. Diese wurde angeblich von einem Grafen Ottelio di Ariis im Jahre 1863 eingeführt. Eine zweite Hypothese nahm den umgekehrten Weg an, dass nämlich die Sorte von einer Familie Formentini aus Friaul nach Ungarn gebracht wurde. Und nach einer dritten Hypothese sandte bereits im 13. Jahrhundert der Patriarch Bertoldo di Andechs dem ungarischen König Bela IV. (1235-1270) Tocai-Stecklinge. Doch die Sorte hat mit dem Furmint nichts zu tun. Pierre Galet (1921-2019) hatte sie schon lange mit Sauvignonasse gleichgesetzt, was durch 2003 erfolgte DNA-Analysen bestätigt wurde.

Der Ampelograph Giovanni Dalmasso (1886-1974) schlug in den 1930er-Jahren als Name Tocai Friulano vor, um eine Verwechslung mit dem Tokajer zu vermeiden. Damit war aber Ungarn nicht einverstanden. Nach langen Rechtsstreitigkeiten gab es 2002 eine Entscheidung der EU, der Name Tocai Friulano durfte nur mehr bis 31. März 2007 verwendet werden. Dem entgegen erlaubten jedoch die italienischen Behörden, dass Winzer des Friaul ihren Tocai aus dem Jahrgang 2006 nochmals mit diesem Namen vermarkten dürfen. Grund für die umstrittene Genehmigung war die mühselige Suche nach dem künftigen Namen der Rebsorte bzw. des Weines. Jahrelang hatten sich die Winzer trotz des nahenden Verbots nicht einigen können. Nun heißt die Rebsorte in Friaul-Julisch-Venetien nur mehr kurz Friulano, in Venetien hingegen Tai (der japanisch anmutende Name entstand durch Weglassen der Buchstaben „oc“) und ausschließlich nur im DOC-Bereich San Martino della Battaglia Tuchì.

Die Sorte wird in Italien hauptsächlich in Friaul-Julisch-Venetien, aber auch in vielen anderen Regionen wie Latium, Lombardei und Venetien angebaut. Sie ist unter anderem in den DOC/DOCG-Weinen Bianco di Custoza, Breganze, Colli Euganei, Collio Goriziano, Colli Orientali del Friuli, Corti Benedettine del Padovano, Friuli Annia, Friuli Aquileia, Friuli Grave, Friuli Isonzo, Garda, Lison, Lison-Pramaggiore, Merlara, Piave, Riviera del Brenta, Rosazzo und San Martino della Battaglia zugelassen. Die Anbaufläche in Italien beträgt insgesamt 2.503 Hektar mit ständig sinkender Tendenz (2000 waren es 4.517 Hektar).

In Slowenien belegt die Sorte 231 Hektar. Hier gab es ähnliche Namensprobleme wie in Italien. Zuerst wurde der Name Točai vorgeschlagen, was aber von der EU wie in Italien ebenfalls nicht anerkannt wurde. Der Name Friulano wird in Slowenien nicht verwendet. Der Name Zeleni Sauvignon wird nicht von allen Winzern akzeptiert und der Wein unter Phantasienamen wie zum Beispiel Gredic, Jakot oder Pikotno vermarktet. Weitere Bestände gibt es in Russland und der Schweiz (0,3 ha). In Übersee sind das Argentinien (424 ha), Australien (1 ha), Chile (658 ha) und USA (44 ha). Im Jahre 2016 wurden insgesamt 3.861 Hektar Rebfläche ausgewiesen. Die Sorte liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 133 (Kym Andersdon).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI) 

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Dr. Edgar Müller

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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach

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