Diese Rebstockkrankheit (frz. Excoriose) ist schon seit langem bekannt und tritt weltweit in vielen Weinbaugebieten auf. Sie war vor dem Mehltau in Europa die gefährlichste Pilzkrankheit. Sie darf nicht mit der von Zikaden übertragenen Schwarzholz-Krankheit verwechselt werden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Schwarzflecken-Krankheit wahrscheinlich (als Nebeneffekt) durch intensive Bekämpfung des Falschen Mehltaus mit Bordeaux-Brühe eingedämmt. Beim Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnten „Schwarzen Brenner“ dürfte es sich auf Grund der Symptome vermutlich um dieselbe Krankheit handeln. Die in einigen Quellen als identisch bezeichnete Anthraknose zeigt zwar ähnliche Symptome, wird jedoch durch einen anderen Pilz (Elsinoe ampelina) verursacht. Erstmals beschrieben wurde die Schwarzflecken-Krankheit 1965 in Deutschland, nachdem sie schon ein paar Jahre vorher in der Pfalz aufgetreten war. Sie wird durch den Pilz „Phomopsis viticola“ verursacht, weshalb sie auch als „Phomopsis Typ 2“ benannt ist. Der australische „Phomopsis Typ 1“ ist für die Weinrebe ungefährlich.
Die Infektion erfolgt bei reichlichen Niederschlägen zur Zeit des Austriebs, der Pilz nistet sich in das Holz und in die Borken ein. Sporen können durch Insekten wie Milben übertragen werden. Ein paar Wochen nach dem Befall erscheinen auf den Blättern die signifikanten namensgebenden kleinen schwarzen Flecken, die von einem gelblichen Hof umrandet sind. Die Blätter stellen das Wachstum ein und verdorren. Später zeigen auch die Triebe schmale schwarze Flecken, die in der Folge verschorfen. Das nekrotisierte Gewebe bricht auf und es entstehen charakteristische Längsrisse. Die Triebe bleichen aus und im Winter sind dann auf diesen Stellen schwarze Pusteln gut erkennbar. Die Folge sind ausgefallene Knospen (Augen) und damit schwache Erträge. Eine Bekämpfung im Weingarten muss präventiv zu Beginn des Vegetationszyklus durch protektive Fungizide erfolgen. Nach dem Befall kann die Krankheit kaum mehr eingedämmt werden. Bestimmte Rebsorten sind für die Krankheit besonders anfällig, dazu zählt unter anderem Müller-Thurgau. Siehe auch eine Aufstellung aller Plagen unter Rebstock-Feinde.
Bilder: © LWG – Bayern
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Thomas Götz
Weinberater, Weinblogger und Journalist; Schwendi