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Ségur

Die berühmte französische Adelsfamilie übte maßgeblichen Einfluss auf den Weinbau im Bordeaux aus. Der erste in der langen Reihe war der aus Pauillac stammende Notar Jacques de Ségur (+1691), der die Funktion eines Ratsherrn im Parlament von Bordeaux ausübte. Seine Ehefrau Jeanne de Gasq brachte 1670 als Mitgift die Seigneurie (herrschaftliches Gut) Lafite als Mitgift in die Ehe ein, aus dem sich dann das Premier Cru Classé-Weingut Château Lafite-Rothschild entwickelte. Er erweiterte in der Folge bis zum Jahre 1680 durch neue Anpflanzungen und Zukauf von Rebflächen den Weinbergsbesitz. Darunter war auch eine Parzelle namens „Clos de Mouton“, aus dem das Château Mouton-Rothschild hervorging. Sein Sohn Alexandre de Ségur (1674-1716) heiratete im Jahre 1695 Marie-Thérèse de Clausel, die als Mitgift das Premier Cru Classé-Weingut Château Latour, den gesamten südlichen Teil von Pauillac und ein weiteres Weingut als Mitgift einbrachte.

Ségur - Prince de Vignes und Château Calon-Ségur

Deren Sohn Marquis Nicolas-Alexandre de Ségur (1695-1755) wurde Präsident des Parlaments von Bordeaux (Bild). Durch seine Heirat im Jahre 1730 gelangte er in Besitz des Château Calon-Ségur. Zusätzlich gehörten ihm noch weitere Weinberge in Médoc und Graves. Der wohl berühmteste Vertreter der Familie nannte dadurch ein wahres Weinbau-Imperium sein Eigen. Insgesamt drei der dann 1855 bei der berühmten Bordeaux-Klassifizierung als Premiers Crus klassifizierten Weingüter zählten zu seinem Besitz. Die damaligen Größen und Grenzen der Betriebe stimmten aber nicht exakt mit den heutigen überein. Der Marquis erkannte auch das recht unterschiedliche Terroir von Lafite und Mouton, und nahm eine Trennung vor. Sein Lieblingsgut blieb aber Calon mit dem überlieferten Ausspruch: „Ich produziere Wein auf Lafite und Latour, aber mein Herz ist in Calon“. 

Durch verbesserte Weinbautechniken gab es ab den 1720er-Jahren erste Erfolge. Nach dem Vorbild von Arnaud III. Pontac (1599-1682) vom Château Haut-Brion vermarktete der Marquis die Weine unter dem Château-Namen, was damals nicht selbstverständlich war. Die Weine wurden vor allem nach England exportiert. Durch den Marschall Richelieu (1696-1788) gelangte der Lafite-Wein später auch an den Hof von König Ludwig XV. (1710-1774) und der Marquis avancierte zum gerne gesehenen Gast bei Hofe. Eines Tages wurde er vom König auf die herrlichen Edelsteine angesprochen, die als Knöpfe seinen Rock zieren. Zur allgemeinen Verblüffung gestand der Marquis, dass die vermeintlichen Juwelen nur sorgfältig geschliffene Kieselsteine aus seinen Weinbergen seien. Daraufhin verlieh ihm der König den Titel „Prince des Vignes“ (Fürst der Weinberge).

Die Weinbaueinkünfte waren beträchtlich - alleine die beiden Weingüter Château Lafite und Château Latour erbrachten jährlich 100.000 Livres. Der Marquis hinterließ nach seinem Tod ein Vermögen von zwei Mio Livres, aber keinen männlichen Erben. Die umfangreichen Güter wurden unter seinen vier Töchtern und deren Kindern aufgeteilt. Unter anderem wurden damals auch Lafite und Latour getrennt, auch wenn der Besitz in der Familie blieb und bis 1785 vom gleichen Verwalter betreut wurde. Comte Marie-Alexandre-Nicolas de Ségur, der Sohn der ältesten Tochter des „Prince des Vignes“, erbte das Château Lafite. Er war aber bei weitem nicht so geschäftstüchtig als sein Großvater und schlitterte auf Grund seiner Spielleidenschaft in finanzielle Probleme. Hohe Spielschulden zwangen ihn dazu, das Château Lafite 1784 zu verkaufen. Es ging an einen Verwandten, Nicolas Pierre de Pichard, erster Präsident des Parlaments von Bordeaux. Dieser war der letzte Eigentümer aus der Ségur-Familie. Denn in den Wirren der Französischen Revolution verlor er 1794 zuerst seinen Besitz und schließlich unter der Guillotine auch seinen Kopf.

Danach gab es noch sechs Eigentümer, bis schließlich das Gut bei einer Versteigerung im Jahre 1868 an Baron James de Rothschild (1792-1868) vom französischen Familien-Zweig ging und nun Château Lafite-Rothschild hieß. Der Mouton-Teil wurde von der Familie Ségur wahrscheinlich schon um 1725 an einen Baron Joseph de Brane verkauft und gelangte letztendlich 1853 in den Besitz von Baron Nathaniel de Rothschild (1812-1870) vom englischen Familien-Zweig. Dieser nannte es nun Château Mouton-Rothschild. Zwei weitere Güter der Familie wurden 1810 verkauft und vom neuen Besitzer unter dem Namen Château Phélan-Ségur vereinigt. Das Château Latour blieb als letztes Weingut noch bis 1963 im Besitz der Familie Ségur. Nachkommen der Familie sitzen aber auch heute noch im Direktorium der Firma „Société Civile du Vignoble de Château Latour“.

Nicolas-Alexandre de Ségur: Public Domain, Link 
Château Calon-Ségur: von Eugène Vergez, Domaine public, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Andreas Essl

Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.

Andreas Essl
Autor, Modena

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