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Sekt

sparkling wine (GB)
vin mousseux (F)
spumante (I)

Vor allem im deutschsprachigen Raum übliche Bezeichnung für einen Qualitätsschaumwein. Gemäß EU-Verordnung müssen diese zumindest 3 bar Kohlendioxiddruck aufweisen. Es gibt viele länderspezifische Bezeichnungen für das schäumende Getränk, aber nur zwei davon sind herkunftsgeschützt. Das ist der Champagner für ausschließlich in der Champagne in Frankreich hergestellte Produkte und der Cava in Spanien. Weitere nicht herkunftsgeschützte Namen sind Crémant (in Frankreich außerhalb der Champagne) und Spumante (in Italien), die aber auch in anderen Ländern verwendet werden.  Perlende bzw. schäumende Weine geringerer Qualität werden als Perlwein mit ebenfalls vielen länderspezifischen Namen bezeichnet. Eine Aufstellung aller Bezeichnungen ist im Stichwort Schaumwein enthalten.

Produktion

Die Arbeitsschritte bei der Sektprodution sind aber sehr ähnlich und unter Champagner beschrieben. Im Gegensatz zu Champagner erfolgt die zweite Gärung häufig in Edelstahltanks im Drucktank-Verfahren, der nach dem Erfinder benannten Méthode charmat. Der Wein wird dabei in einem Drucktank nach Zusatz von Zucker und Hefe gegoren und auch eine bestimmte Zeit auf der Hefe belassen. Von dort wird unter Druck der fertige Sekt filtriert und anschließend auf Flaschen gefüllt. Dieses Verfahren erspart die aufwändigen Arbeitsschritte Remuage (Rütteln) und Dégorgement (Entfernen Hefesatz).

Der zweite Unterschied zum Champagner ist die Verschnittmethode. Ein klassischer Champagner ist oft (aber nicht ausschließlich) eine Cuvée aus verschiedenen Lagen, Jahrgängen und großteils Pinot Noir und Chardonnay. Ein Sekt hingegen wird zumeist sortenrein aus Trauben derselben Lage und desselben Jahrganges hergestellt. In Deutschland wird dafür vorwiegend Riesling und in Österreich Welschriesling, Grüner Veltliner und Chardonnay aber auch andere verwendet. Es gibt aber auch viele Sektmarken, die zwar nach der klassischen Methode, also mit Flaschengärung hergestellt werden. In diesem Fall ist auf dem Etikett je nach dem Herstellerland die in Frankreich, Deutschland und Österreich gebräuchliche Bezeichnung „Méthode traditionelle“ oder „Méthode classique“ und in Italien „Metodo tradizionale“ oder „Metodo classico“ angegeben.

Wie der Sekt zu seinem Namen kam

Die Bezeichnung „Sekt“ ist nicht herkunftsmäßig geschützt, obwohl Deutschland sich über Jahrzehnte darum bemühte, den Namen nur in Ländern mit deutscher Staatssprache zuzulassen. Nach langen Rechtsstreitigkeiten wurde schließlich im Jahre 1975 durch einen EU-Beschluss bekräftigt, dass diese sprachliche Einschränkung diskriminierend sei. Qualitäts-Schaumwein darf somit weltweit unter dem Namen Sekt produziert werden. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde jeder schäumende Wein in vielen Ländern ohne Rücksicht auf seine tatsächliche Herkunft als Champagner bezeichnet. Der Ursprung der Bezeichnung Sekt liegt im lateinischen Wort „siccus“, was trocken bedeutet. Der bevorzugte Wein im Mittelalter in den südlichen Gefilden war ein süßer, schwerer Dessertwein. Als Bezeichnung für herben Wein setzte sich schließlich „secco“ (spanisch „seco“) durch.

Später bezeichnete man jeden Südwein (vor allem den spanischen), egal ob süß oder herb, als „Vino seco“, in Frankreich nannte man ihn einfach „le sec“. England bezog aus Spanien den Sherry und nannte ihn „Wyne seck“, wovon Sack übrigblieb und als Synonym für gespriteten, spanischen Wein galt. Daran erinnert heute noch die Sherry-Marke „Dry Sack“ der Firma Williams & Humbert. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) tauchte dann die Bezeichnung „Seck“ auf und mutierte zu „Seckt“, dann zu „Sect“ und letztendlich zu „Sekt“. Aber immer noch war damit kein Schaumwein, sondern spanischer Wein gemeint.

Sekt - Porträts von Shakespeare, Schlegel und Devrient

In den Königsdramen von William Shakespeare (1564-1616) kommt öfters das Wort „Sack“ für Sherry vor. Der deutsche Shakespeare-Übersetzer August Wilhelm Schlegel (1767-1845) übersetzte den in Heinrich IV. vorkommenden Begriff „Sack“ fälschlicherweise mit „ein guter, spanischer Sekt“. Im November 1825 stürmte der berühmte Shakespeare-Mime Ludwig Devrient (1784-1832), völlig gefangen im Banne seiner Rolle als liederlich-versoffener Falstaff in Heinrich IV., nach der Vorstellung in die (noch bestehende) Berliner Weinstube „Lutter & Wegner“ am Gendarmenmarkt und schnaubte den Kellner an: Bring er mir Sekt, Schurke! Ist keine Tugend mehr auf Erden? Der Kellner wusste aber, dass Devrient nach jeder Vorstellung ein, zwei Glas Champagner hinunterstürzte, also brachte er ihm nicht einen „Secco“ (Sherry), sondern Champagner.

Die eigenartige Bestellung sprach sich schnell herum und wurde Mode. Immer mehr Leute bestellten Sekt, meinten aber Champagner. In der Fachliteratur wurde der Begriff aber lange noch nicht verwendet und er war auch nicht in den ersten ab 1852 publizierten Teilen des berühmten Deutschen Wörterbuches der Gebrüder Grimm enthalten. Als allgemeiner Begriff für Schaumwein hat sich dann Sekt erst bis Ende des 19. Jahrhunderts langsam durchgesetzt und wurde im Jahre 1894 durch Gründung des „Verbandes deutscher Sektkellereien“ auch offiziell anerkannt. In Meyers Konversations-Lexikon wird Sekt aber erst im Jahre 1902 in einem Nebensatz kurz erwähnt. Die Bezeichnung Champagner durfte nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr verwendet werden, was sogar im 1919 abgeschlossenen Versailler Vertrag Eingang fand.

Weingesetz Deutschland

Nach dem deutschen Weingesetz 1971 dürfen nur solche Schaumweine als Sekt bezeichnet werden, die bei der sensorischen Prüfung zumindest 12 von 20 Punkten erreichen, zumindest 3,5 bar Kohlendioxiddruck aufweisen, zumindest 10% vol Alkoholgehalt besitzen und einen Anteil von maximal 200 mg/l Gesamtschwefel haben. Es gibt verschiedene Bezeichnungen.

Sekt

Im Sekt ohne Zusatzbezeichnung dürfen Grundweine aus verschiedenen Ländern verwendet werden (also auch Weine außerhalb Deutschlands). Als Deutscher Sekt dürfen nur Produkte bezeichnet werden, die aus deutschen Grundweinen produziert wurden; das können durchaus auch Verschnitte aus Weinen unterschiedlicher Anbaugebiete sein. Ein Sekt b. A. darf ausschließlich aus Weinen gekeltert werden, die aus dem am Etikett angegebenen Anbaugebiet stammen.

Winzersekt

Der Winzersekt darf von jenen Betrieben hergestellt werden, die im Sinne des Weingesetzes als Erzeuger gelten. Solche Sekte müssen im Flaschengärverfahren aus Grundweinen produziert werden, die einem Qualitätswein b. A. entsprechen. Die Sonderform Prädikatssekt musste aus zumindest 60% deutschen Grundweinen bestehen; diese Bezeichnung wurde jedoch im Jahre 1975 durch den Europäischen Gerichtshof untersagt (das österreichische Pendant zum Winzersekt ist Hauersekt).

Produzenten

Bekannte Sektmarken bzw. Sektproduzenten in Deutschland sind Deinhard, Fürst von Metternich, Griesel & Compagnie, Henkell, Kupferberg, MM (Matheus Müller), Rotkäppchen-Mumm, Rüdesheimer Sektkellerei Ohlig, Schlumberger Hartmut, Söhnlein und Wilhelmshof

Weingesetz Österreich

Ab Jahrgang 2015 wurde eine dreistufige Qualitätspyramide mit „Österreichischer Sekt Klassik“, „Österreichischer Sekt Reserve“ und „Österreichischer Sekt Große Reserve“ eingeführt. Ab Jahrgang 2022 wurde dies geändert. Die drei Stufen sind nun „Sekt Austria“, „Sekt Austria Reserve“ und „Sekt Austria Große Reserve“. Dadurch soll der Sekt international klarer positioniert und seine Herkunft sowie die Qualitätsprüfung durch eine eigene Verkostungskommission betont werden.

Sekt - Sekt Austria Qualitätspyramide

Die Stufen umfassen qualitätssichernde Maßnahmen. Dazu zählen die Arbeiten im Weingarten, Weinlese per Hand, Schütthöhe, Ausbeute, schonendes Pressen, Vergärungsart, Dosage, Restzucker und Dauer der Hefesatzlagerung.

Sekt Austria

In weiß, rot und rosé, alle Sektgärungsverfahren, alle Stilistiken und Dosagen, 9 Monate Hefesatzlagerung, max. Alkoholgehalt 12,5% vol, Jahrgang erlaubt, Trauben aus einem Bundesland.

Sekt Austria Reserve

In weiß und rosé, kein Verschnitt von rotem und weißem Grundwein für den Rosé, Ausbeute 60%, Flaschengärung, 18 Monate Hefe, max. 12 g/l Restzucker = brut nature, extra brut oder brut, Jahrgang erlaubt, Trauben aus einem Bundesland).

Sekt Austria Große Reserve

In weiß und rosé, kein Verschnitt von rotem und weißem Grundwein für den Rosé, Handlese mit max. Schütthöhe 35 cm, Ausbeute 50%, Flaschengärung, 36 Monate Hefe (bis 2021 waren es 30), max. 12 g/l Restzucker, Trauben aus einziger Weinbaugemeinde, Lagenbezeichnung erlaubt.

Hauersekt

Der Hauersekt darf von jenen Betrieben hergestellt werden, die im Sinne des Weingesetzes als Erzeuger gelten (das deutsche Pendant zum Hauersekt ist Winzersekt).

Produzenten

Bekannte Sektmarken bzw. Sektproduzenten in Österreich sind unter anderem Inführ, Kattus und Schlumberger.

Genuss von Sekt

In der Regel sollte ein Sekt bzw. Schaumwein möglichst rasch bis spätestens zwei (drei) Jahre nach seiner Fertigstellung bzw. gerechnet ab seiner Vermarktung getrunken werden. Einzelne Spitzenprodukte können sich in der Flasche weiterentwickeln. Dies ist jedoch eher die Ausnahme und auch (bei Jahrgangs-Weinen) vom Jahrgang abhängig. Noch mehr als bei Stillwein ist beim Schaumwein eine richtige Lagerung äußerst wichtig. Optimal sind eine ruhige, erschütterungsfreie Lagerung bei Dunkelheit mit einer gleichbleibenden Weintemperatur von 10 bis 15 °Celsius und genügender Luftfeuchtigkeit.

Rund um den Genuss von Sekt (Champagner) hat sich eine vielfältige Kultur entwickelt. Siehe dazu unter Champagner-Cocktail, Champagner-Glas, Champagner-Kübel, Champagner-Pyramide, Champagner-Zange und Sabrieren (Champagner-Köpfen).

weiterführende Informationen

Siehe bezüglich der weingesetzlichen Vorgaben von trocken bis süß für Stillweine und Schaumweine unter Zuckergehalt. Bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken siehe unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange).

Shakespeare: The Washington Times, Gemeinfrei, Link 
Schlegel: Ursprung unbekannt, Gemeinfrei, Link 
Devrient: Von C. W. Wohlien - Portraits, Gemeinfrei, Link 
Qualitätspyramide Österreich: ÖWM

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Edgar Müller

Ich habe großen Respekt vor dem Umfang und der Qualität des wein.plus-Lexikons. Es handelt es sich um eine einzigartige Anlaufstelle für knackige, fundierte Informationen zu Begriffen aus der Welt des Weines.

Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach

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