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Lexikon
Das größte Weinlexikon der Welt mit 26.367 ausführlichen Einträgen.

Namensgeber für den berühmten Dessertwein war die tief im Süden Spaniens liegende Stadt Jerez de la Frontera (Jerez an der Grenze) in der Provinz Cádiz in der Region Andalusien zwischen den beiden Städten Sevilla und Cádiz. Sie war schon seit dem Mittelalter ein Zentrum der Wein-, Likör- und Brandy-Herstellung ist. Im Jahre 711 geriet Spanien unter arabische Herrschaft, aber trotz des islamischen Alkoholverbotes wurde weiterhin Wein produziert. Kalif Alhaken II. beschloss im Jahre 966 das Roden der Rebstöcke, aber die Einheimischen argumentierten mit Erfolg, dass ein Teil der Trauben auch zu Rosinen verarbeitet wird, von denen sich die Moslems bei ihren Feldzügen ernährten. Deshalb wurde nur ein Drittel der Rebstöcke vernichtet. Bereits im 12. Jahrhundert schickten die spanischen Winzer Sherry nach England und erhielten im Gegenzug englische Wolle.

Sherry - Karte und Albariza

Sherry als Marke

In dieser Zeit kam der Wein zu seinem Namen, abgeleitet vom arabischen Namen der Stadt „Sherish“ oder „Xeris“. Er galt zu dieser Zeit als einer der besten Weine der Welt. Die Eroberung durch den kastilischen König Alfons X. (1221-1284) im Jahre 1264  brachte Jerez wieder unter christliche und beendete die schon fünf Jahrhunderte bestehende Herrschaft der Mauren. Die Christen gaben vor einer Schlacht angeblich sogar ihren Pferden vom Wein zu trinken, um diese aufzuputschen. Im Jahre 1483 erließen die Stadtväter von Jerez die erste gesetzliche Regelung für die Herstellung von Sherry, die detaillierte Anordnungen für Weinlese, Beschaffenheit der ledernen Weinschläuche, den Ausbau sowie Handelspraktiken umfasste. Im 19. Jahrhundert ließen sich spanische Firmen in Jerez nieder, einige gibt es per Namen noch heute. Auf der ganzen Welt wurden Weine unter der Bezeichnung Sherry produziert, der Name wurde aber erst im Jahre 1996 in der Europäischen Union geschützt.

Sherry in Shakespeare-Dramen 

Sherry war auf Grund seiner Haltbarkeit für längere Schiffsreisen bestens geeignet. Der portugiesische Seefahrer Ferñao de Magellan (1480-1521) kaufte zum Beispiel im Jahre 1519 vor Antritt seiner Weltreise 417 Schläuche und 253 Fässchen Sherry. Im Jahre 1587 griff der englische Freibeuter Sir Francis Drake (1540-1596) die Stadt Cádiz an und raubte 2.900 Fässer Sherry. Dieser wurde schnell populär und ein englisches Modegetränk. William Shakespeare (1564-1616) war ein Sherry-Fan, er genehmigte sich täglich ein ansehnliches Quantum in seinem Stammlokal „Bear Head Tavern“. Immer wieder kam der Wein namentlich erwähnt in Szenen seiner Werke vor (Richard III., Heinrich IV. und Die lustigen Weiber von Windsor). In diesem Zusammenhang war Shakespeare - und der Sherry - auch an der Namensgebung für den Sekt (siehe dort) beteiligt.

DO-Bereich Jerez 

Der DO-Bereich Jerez wurde bereits 1933 klassifiziert. Er heißt mit vollem Namen Jerez/Xérèz/Sherry y Manzanilla de Sanlúcar Barrameda. Der Bereich für den Sherry ist der östliche Teil und der Bereich für den Manzanilla der westliche Teil. Es handelt sich also um zwei DO-Bereiche. Das Produktionsgebiet umfasst über 7.000 Hektar. Rund 80 % der Weinberge sind als Jerez Superior zertifiziert. Hier sind die Lage, die Klimabedingungen und die Albariza-Böden mit ihren speziellen physikalisch-chemischen Eigenschaften ideal für die Erzeugung hochwertiger Weine. Es ist vielleicht weniger bekannt, dass es noch zwei weitere Jerez-DO-Bezeichnungen gibt, nämlich Vinagre de Jerez (Sherry-Essig) und Brandy de Jerez (Branntwein). 

Sherry - Rebflächen

Im Jahre 2021 wurde die Anbauflächen vergrößert. Die Bezeichnung Viñedos de Jerez Superior steht nun für alle Gebiete des DO-Bereiches zur Verfügung und nicht mehr wie vorher nur für Jerez, El Puerto, Sanlúcar und Trebujena.

Klima

Das milde, mediterrane Klima wird vom nahen Atlantik beeinflusst. Es gibt Sommer mit wenig Niederschlägen und frostfreiem Winter. Die Durchschnitts-Temperatur beträgt etwa 17,5 °Celsius und steigt  im Sommer auf bis zu 40 °Celsius. Regen fällt etwa 75 Tage im Jahr, Die vom Meer kommende hohe Luftfeuchtigkeit übt eine positiive Wirkung beim Ausbau der Weine aus. 

Böden

Die Weingärten liegen zum Großteil in Richtung des atlantischen Ozeans. Vor allem an den Berghängen besteht der Boden aus dem hier als Albariza (lat. alba = weiß) bezeichneten Kalkmergel. Die Oberfläche ist von einer Art feinem Puder bedeckt, der die typisch grellweiße Farbe ergibt und die Verdunstung vermindert. Die Unterschicht hat ein ausgezeichnetes Wasserspeicherungs-Vermögen. Dieser ist neben dem Klima und der Kunst der Winzer das größte Erfolgsgeheimnis des Sherrys. Es gibt nur kleine Bereiche mit sandigen oder lehmigen Böden. Die Pflanzung der Rebstöcke erfolgt in Reihen (liños), die in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet sind. Damit erzielt man eine maximale Exposition (Sonneneinstrahlung) während des ganzen Tages.

Rebsorten 

Die wichtigste Sherry-Sorte ist Listán (Palomino) mit ca. 90% des Anbaugebietes. Sie trägt zum besonderen Charakter des Weines bei. Daneben werden noch geringe Bestände der Sorten Muscat d’Alexandrie (vor allem um Chipiona) und Pedro Ximénez kultiviert, die vor allem zum Süßen spezieller Sherry-Varianten verwendet werden. Im Jahre 2021 wurden weitere sechs weiße Rebsorten aus der Zeit vor der Reblausplage zugelassen. Das sind Beba, Cañocazo, Mantúo Castellano (Alcañón), Mantúo de Pilas (Chelva), Perruno und Vigiriega (Sumoll). Es gibt eine Karte der speziellen Lagen, der sogenannten Pagos.

Produktions-Regeln

Der „Consejo Regulador“ (Regulierungsbehörde) ist für die Vorschriften des gesamten Produktionsprozesses, die Qualitätskontrolle und den Herkunftsnachweis zuständig. Im Jahre 2021 wurden die umfangreichsten Änderungen der Regeln für Sherry seit 50 Jahren beschlossen. Dies betrifft das Anbaugebiet, die zugelassenen Rebsorten, einzelne Bezeichnungen und die Reifezeit von Sherry-Typen. Diese Änderungen sind bei den betreffenden Kapiteln angeführt.

Die Produktion bzw. der Ausbau der Weine und die Verwendung der geschützten Herkunftsbezeichnung ist nur im sogenannten Sherry-Dreieck zulässig. Dieses wird durch die drei Städte Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda gebildet, weshalb es auch nur in diesen Städten die Ausbaukellereien gibt.

Weinlese & Gärung

Für den Lesebeginn ist der Zucker- und Säuregehalt der Weintrauben entscheidend. Die Weinlese erfolgt von Hand; die Trauben werden in Körben (Volumen von 11,5 kg = 1 Arroba) gesammelt, damit sie nicht beschädigt werden. Genau 62 der Körbe ergeben eine Carretada, die erforderliche Menge an Trauben für 500 Liter Most. Die für süße Weine bestimmten Trauben werden tagsüber zur Erhöhung des Zuckergehalts auf Matten aus Esparto-Gras der Sonne ausgesetzt, wodurch der ohnehin geringe Säuregehalt noch weiter sinkt, und nachts abgedeckt, damit sie in der feuchten, kühlen Nachtluft nicht Schaden leiden.

Diese Sonnenbehandlung dauert mindestens 48 Stunden. Bei einem traditionellen Verfahren wird den Trauben noch vor dem Pressen Gips (Yeso) beigegeben. Üblicherweise entscheidet man schon beim Pressen, welcher Sherry-Typus aus dem Material entstehen soll. Die Gärung findet zumeist in Edelstahltanks mit bis zu 40.000 Liter Inhalt bei Temperaturen zwischen 22 und 24 °C statt. Einige Bodegas wenden die Vergärung in neuen Eichenfässern (Bota oder Barriquefass) an.

Entscheidung für den Sherry-Typ

Nach Abschluss der Gärung wird entschieden, welcher Wein abhängig der Qualität für welchem Sherrytyp am besten geeignet ist. Jedes Fass wird vom Capataz (Kellermeister) geprüft und klassifiziert, was viel Erfahrung erfordert. Die Fässer werden mit schrägen Kreidestrichen (raya = Strich oder Streifen, oder auch palo = Stock, siehe bei Palo Cortado) in vier Kategorien nach ihrem Wert gekennzeichnet. Diese Codierung ist je nach Bodega bzw. Produzenten etwas unterschiedlich.

Una Raya (ein Strich) wird für feine, elegante Weine vergeben, die einen guten Floransatz für Finos, Manzanillas und spätere Amontillados erwarten lassen. Dos Rayas (zwei Striche) erhalten körperreiche Weine, wo kein Floransatz zu erwarten ist und die deshalb für einen Olorosos vorgesehen sind. Tres Rayas (drei Striche) erhalten alle Weine, deren Entwicklung noch nicht abgesehen werden kann und die deshalb nach ein paar Wochen nochmals klassifiziert werden müssen. Die minderwertigen Weine mit säuerlichem, rauem Geschmack bekommen Cuatro Rayas (vier Striche)  und sind für Destillation (Brandy de Jerez) oder die Produktion von Essig (Vinagre de Jerez) bestimmt. Die Weine der ersten drei Gruppen werden nun sich selbst überlassen. Eine zweite Bewertung erfolgt nach frühestens neun Monaten, wo die Sherry-Typen endgültig bestimmt werden.

Sherry - Fass mit Florschicht und Catavino Glas

Spriten & Lagerung

Die Weine der ersten Gruppe werden auf etwa 15% vol Alkoholgehalt aufgespritet (Encabezado). Seit 2021 ist es nicht mehr notwendig, Weine aufzuspriten, wenn sie den erforderlichen Alkoholgehalt auf natürliche Weise während der Gärung erreichen. Dies bedeutet, dass nun auch nicht angereicherte Weine die DO-Anerkennung erhalten. Nach dem Spriten reifen in Eichenfässern mit etwa 600 Liter Volumen. Die Fässer werden nur zu fünf Sechsteln gefüllt, so dass ein Leerraum bzw. eine Luftkammer von etwa zwei Handbreit Höhe verbleibt, wodurch das Wachstum des sehr wichtigen Flors ermöglicht wird. Die spontane Ausbildung der Hefen auf der Wein-Oberfläche verhindert die Oxidation bei den zwei Sherry-Typen Fino und Manzanilla. Diese Schicht isoliert den Wein von der Luft, entzieht ihm Alkohol und führt ihm typische Geschmacksstoffe zu.

Das Fassvolumen hat einen wichtigen Zusammenhang mit der Florhefe-Schicht. Durch die Fasswand geht Flüssigkeit verloren (Schwund). Auf Grund des Volumens und der Oberfläche bleibt der Alkoholgehalt aber immer gleich. Würde man kleinere oder größere Fässer verwenden, wäre das Gleichgewicht gestört und die Florhefe würde absterben, da sie sich nur zwischen 14,5 und 16% vol bildet. Die zweite Weingruppe wird bis zu 17,5% vol aufgespritet und dadurch die Florbildung verhindert. Mit dem Einfüllen in die Fässer beginnt unter Sauerstoff-Einwirkung der Reifeprozess, aus dem die Oloroso-Weintypen hervorgehen. Die Lagerung in Lagerhallen im Erdgeschoß ist ein Charakteristikum des Ausbaues, wobei der ständige Luftzug durch die Öffnungen der Hallen diesen erst möglich macht. Die modernen Lagerhallen sind zu diesem Zwecke klimatisiert.

Solera-System

Die Alterungs- und Verschnitt-Technik beim Sherry wird „Solera“ oder auch „Criadera-Solera“ genannt. Solera (am Boden liegend, von suelo = Boden) bezeichnet die unterste Fassreihe mit dem ältesten Wein. Traditionell reift Sherry in übereinander gelagerten Fassreihen (Escalas) gleichen Typs, jedoch unterschiedlicher Reifestadien - je tiefer, desto älter. In der untersten Reihe befindet sich der älteste und in der obersten Reihe der jüngste Wein. Die durchschnittliche Reifezeit für einen Wein im Solera-System ergibt sich durch den Quotienten, wenn der gesamte Weinbestand in einem Solerasystem durch die Menge der jährlichen Entnahme geteilt wird. Somit kann ein Sherry nach frühestens zwei Jahren vermarktet werden.

Saca & Criadera (Entnahme und Nachfüllung)

Regelmäßig entnimmt man der untersten Reihe bis zu ein Drittel Sherry für den Verbrauch; dies nennt man „Saca“ (Entnahme). Diese Menge wird aus der darüberliegenden Reihe ersetzt, der „Criadera“ (Zucht oder Lagerstätte), die wiederum aus der nächsthöheren Lage aufgefüllt wird, bis schließlich in die oberste Reihe junger Wein aus dem Sobretablas- oder Añadas-System aufgefüllt wird. Die Auffüllung auf einer Fassreihe wird „Rocío“ genannt. Dadurch werden alle vorhandenen Jahrgänge gemischt. Die Entnahmen und Auffüllungen in den verschiedenen Reihen werden „Correr Escalas“ (Etagenlauf) genannt.

Trasiegos (Mischung)

Die Mischung der Weine, die auch als „Trasiegos“ bezeichnet wird, muss besonders behutsam erfolgen. Es gibt dafür ein spezielles Personal, die „Trasegadors“ (Umfüller). Diese arbeiten mit eigenen technischen Vorrichtungen, mit denen das Homogenisieren des Weins erfolgt. Dabei dürfen weder der Hefeschelier, noch die „Cabezuelas“ (Fassablagerungen) aufgewirbelt werden. Die Eigenschaften der älteren Weine gehen auf die jüngeren über, sodass Qualität und Typ stets nahezu gleichbleiben. Die meisten Sherrys durchlaufen sechs bis sieben, im Extremfall bis 14 Solera-Stufen. Heute liegen die Fässer oft nicht mehr in der klassischen Form übereinander, sondern in verschiedenen Gruppen oder auch in verschiedenen Bodegas.

Sherry - Solerasystem und Bezeichnungen

Herstellungs-Rezepte

Bei den einzelnen Sherry-Produzenten ist sowohl die Menge des entnommenen Weins als auch der Zeitpunkt der Entnahme je nach Sherrytyp genau festgelegt und ein von Generation zu Generation weitegegebenes, streng gehütetes Geheimnis der Häuser. Die durchschnittliche Ausbauzeit für einen Wein wird durch den Quotienten bestimmt, der sich ergibt, wenn das gesamte Weinbestand im System durch die Menge der jährlichen Entnahme geteilt wird. Gemäß den Vorgaben des Kontrollrats muss dieser Quotient größer als zwei sein. Nur Weine mit mindestens zweijährigem Ausbau dürfen vermarktet werden.

Die Soleras exquisiter Sherrys werden nur mit Weinen bester Jahrgänge aufgefüllt, so dass in schlechten Jahren (ohne Auffüllung mit neuem Wein) aus den untersten Fässern auch kein Sherry in Flaschen gefüllt werden kann. Generell beträgt die Mindestreifezeit von Sherry drei Jahre, ein Amontillado unter sieben Jahren ist fast nicht möglich und anspruchsvolle Marken reifen bis 15 Jahre und länger. Wenn die Finos langsam ihren Flor verlieren, kann zu der biologischen Alterung unter Flor ein neuer Reifeprozess hinzutreten. Es erfolgt zuerst die Umwandlung in Fino-Amontillado und danach in Amontillado. Beim Manzanilla beginnt dieser Vorgang mit dem Manzanilla Pasada, der sich schließlich ebenfalls in Amontillado umwandelt.

Sherry-Typen

Die Bandbreite reicht von hell bis dunkel und von trocken bis süß. Bezüglich der Farbe gilt in der Regel: je heller, desto trockener - je dunkler, desto süßer. Der Sherry ist aber immer ein Weißwein; es gibt keine Tinto-Variante (Rotwein), obwohl die Farbe sehr dunkel sein kann. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen drei großen Sherry-Typen. Dies sind die ohne Sauerstoff unter Flor gereiften Fino und Manzanilla, sowie die unter Oxidation reifenden Amontillado, die unter Sauerstoff-Einfluss gereiften Oloroso, sowie die geschmacklich zwischen Amontillado und Oloroso liegenden Typen Palo Cortado.

Fino - der klassische Sherry

Der klassische knochentrockene Sherry mit heller, goldgelber Farbe und typischem Mandelaroma, der gegenüber den anderen Typen relativ jung genussreif ist. In Sanlúcar de Barrameda wird er Manzanilla genannt (siehe unten). Die Trauben stammen zumeist von den tiefer gelegenen, kühleren Anbauflächen. Er reift unter einer dicken Florschicht ohne oxidativen Einfluss. Der Alkoholgehalt beträgt 15 bis 18% vol. Ein Fino ist die Basis bzw. Vorstufe für die zwei Varianten Amontillado und Palo Cortado. Wie weiter oben beschrieben, kann aber aus einem ursprünglich als Fino vorgesehenen Wein im Laufe der Jahre immer noch ein Oloroso werden, wenn die Florschicht von selbst abstirbt und der Wein einen duftigen (oloroso) Charakter besitzt. Seit dem Jahre 2021 gibt es die neue Kategorie Fino Viejo mit zumindest sieben Jahren Reifezeit.

Amontillado

Diese körperreichste und geschmacksintensivste Fino-Variante entwickelt sich anfangs unter Flor; in diesem Stadium ist der Wein ein Fino. Durch Spriten über 16% vol Alkohol oder Verschnitt mit einem alten Fino stirbt die Florhefe ab und es wird eine Oxidations-Phase durchlaufen. Nach einer Reifung von 12 bis 15 Jahren wird er Fino-Amontillado genannt, nach über 15 Jahren heißt er Amontillado. Die Farbe entwickelt sich je nach Alterung von dunkelgold über hellbraun bis hin zu einem schwärzlichen Braun. Das zarte Aroma erinnert an Haselnüsse. Ein echter Amontillado ist völlig trocken. Es gibt jedoch auch halbsüße Produkte minderer Qualität, die aus Rayas und süßen Weinen verschnitten werden. Der Alkoholgehalt beträgt 16 bis 22% vol.

Manzanilla

Diese hellgelbe Fino-Variante wird auch als „Señorita unter den Sherrys“ bezeichnet. Sie reift unter Flor und stammt ausschließlich aus dem Gebiet Sanlúcar de Barrameda an der Mündung des Flusses Guadalquivir. Auf Grund der hier vorherrschenden starken Atlantikwinde weist der Wein einen typischen, leicht salzigen und zartbitteren Geschmack auf. Wegen der feuchten und im Sommer kühlenden Luft halten die Hefen das ganze Jahr und es besteht im Gegensatz zu Jerez weit weniger die Gefahr, dass die Florschicht abstirbt. Zuerst heißt er Manzanilla-Fina und (seit 2021) nach zumindest 7 Jahre Reifung Manzanilla-Pasada. Der Alkoholgehalt beträgt zwischen 15 bis 19% vol. Der Name leitet sich von „manzana“ (Apfel), womit die Frische bezeichnet wird, oder von „manzanilla“ (Kamille) ab, weil der Wein den typischen Geruch besitzt.

Oloroso

Diese Haupt-Variante entsteht ohne Florschicht unter oxidativem Einfluss. Der Oloroso ist dunkler, körperreicher und kräftiger im Aroma als die Typen Fino und Amontillado. Der trockene, bernstein- bis mahagonifarbene Wein besitzt ein ausgeprägtes, duftiges Nussaroma (oloroso = duftend). Er zählt zu den langlebigsten Weinen mit einer unglaublichen Lagerfähigkeit von 50 bis 100 Jahren. Der Alkoholgehalt beträgt zwischen 17 bis 22% vol.

Palo Cortado

Diese Variante kann (angeblich) nicht gezielt hergestellt werden, nur etwa ein Fass unter tausend wird unter nicht steuerbaren Bedingungen zum Palo Cortado. So heißt es offiziell. Bei den jährlich auf den Markt kommenden Mengen vieler Produzenten muss man jedoch an dieser legendenhaften Erklärung zweifeln. Palo bedeutet „Stock“ oder sinngemäß „dicker Strich“. Mit dicken Strichen (rayas oder palos) werden ja die Fässer gemäß ihrer Qualität markiert (siehe oben). Ein Palo Cortado entsteht aus einer ursprünglich als Amontillado vorgesehenen Qualität. Wenn nun in einem Fass plötzlich die Florhefe abstirbt und es zu einem vorzeitigen intensiven Sauerstoffkontakt kommt, kann der Wein auf Grund der fehlenden Florhefe nicht mehr zum Amontillado werden. Aber auch ein reinrassiger Oloroso ist nicht mehr möglich, da der Wein ja als Amontillado begonnen hat.

Bei entsprechender Eignung wird so ein Wein erst zu diesem Zeitpunkt durch Prüfung des Kellermeisters als Palo Cortado vorgesehen. Die „palos“ (Striche) werden durchgestrichen, im übertragenen Sinne „abgeschnitten“. Das ergibt die Bedeutung von Palo Cortado = „abgeschnittener Stock“. Nun durchläuft er einen längeren oxidativen Prozess. Der zumeist trockene Wein besitzt den haselnussartigen Duft eines Amontillado und den Geschmack bzw. Körper eines Oloroso. Der Alkoholgehalt beträgt zwischen 18 bis 20% vol. Es gibt aber auch süße Varianten.

Neben diesen Standard-Sherrytypen gibt es darüber hinaus noch zahlreiche Subvarianten, die je nach Produzenten mit unterschiedlichsten Methoden und Rezepten produziert werden. Einige davon sind:

Cream

Dieser Typ wurde speziell für den nordeuropäischen Geschmack kreiert, in Spanien ist er weit weniger beliebt. Der süß ausgebaute, dunkle Wein reift ohne Florschicht mit oxidativem Einfluss. Es ist ein Verschnitt aus Oloroso mit Süßwein (Dulce). Bei einfachen Creams wird dazu eine Zuckerlösung oder Most verwendet, bei besseren Creams Arrope (eingedickter Traubenmost) aus der Sorte Pedro Ximénez und bei den besten Creams (dann Amoroso) lange im Solera-Verfahren gereifte Pedro-Ximénez-Sherrys. Der Alkoholgehalt beträgt von 15,5 bis 22% vol.

Golden

Dem Cream ähnlicher, milder und leicht süßer Typ. Der Alkoholgehalt beträgt rund 15% vol.

Medium Dry

Ein halbtrockener, mahagonifarbener Wein mit würzigem Aroma. Es handelt sich um einen Amontillado-Verschnitt aus jungen, süßen Weinen. Der Alkoholgehalt beträgt 15 bis 22% vol.

Pale Cream

Eine süße Fino-Variante mit blasser Farbe (pale = hell) und pikantem Aroma. Der Alkoholgehalt beträgt 15,5 bis 22% vol.

Pedro Ximénez (PX)

Eine süß ausgebaute Variante aus der gleichnamigen Rebsorte, die manchmal auch als „Trockenbeerenauslese“ unter den Sherrys bezeichnet wird. Die Trauben werden der Sonne ausgesetzt und verlieren dadurch Feuchtigkeit. Ein alter PX-Sherry ist fast sirupartig und von schwarzbrauner Farbe mit intensiven Aromen von getrockneten Pflaumen und Rosinen. Der Alkoholgehalt beträgt zwischen 15 bis 22% vol.

Genuss von Sherry

Besonders alte Sherrys erhalten am Rückenetikett ein Alterszertifikat (VORS = 30 Jahre und VOS = 20 Jahre). In Spanien wird der Sherry aus speziellen Gläsern getrunken. Die tulpenförmige Catavino verjüngt sich nach oben und fängt das Bouquet auf. Traditionell wird der Sherry mit der Venencia (Silberbecher an einem langen Stab) aus dem Fass geholt und in hohem Bogen zielsicher in das Glas gegossen. Die Fino-Varianten und Manzanilla sollen gut gekühlt, die anderen Sherrys leicht gekühlt serviert werden. Sherry-Flaschen sollen prinzipiell aufrecht (Vermeidung von Korken-Kontakt) sowie trocken und dunkel aufbewahrt werden. Geöffnete Flaschen müssen wieder verkorkt werden (siehe auch unter Weingenuss).

Venencia - mit Catavino-Glas und Cana-Glas

Sherry-Produzenten

Bekannte Sherry-Produzenten bzw. Handelshäuser sind Tomás Abad, Herederos de Argueso, Antonio Barbadillo, Agustin Blázquez, Bobadilla, Bodegas Internacionales, González Byass, Luis Caballero, Croft, Domecq, El Maestro Sierra, José Estevez, Jesús Ferris, Garvey, Hidalgo La Gitana, La Guita, Harvey’s, Emilio Hidalgo, M. Gil Luque, Lustau, Marqués del Real Tesoro, Hijos de Rainera Pérez Marín, José Medina, Los Infantes de Orleans-Borbón, Osborne, Paternina, César Florido Romero, Pedro Romero, Sánchez Romate, Sandeman, Terry, Valdespino, Valdivia, Williams & Humbert, Delgado Zuleta und Don Zoilo. Die meisten erzeugen auch einen Brandy de Jerez. Kleine, private Sherry-Betriebe heißen mit geschütztem Namen Almacenista.

Sherry-Flaschen verschiedener Produzenten

weiterführende Informationen

Siehe bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange). Alle Arbeiten und Hilfsmittel im Weinberg während des Vegetationszyklus sind unter Weingartenpflege angeführt. 

Karte, Albariza und Rebfläche: © Consejo Regulador de las Denominaciones de Origen “Jerez-Xérès-Sherry” 
Fass mit Florschicht: Von El Pantera - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Catavino: Riedel Glas, Serie Sommeliers
Solera: von MJ TF auf Pixabay 
Diagramm: Norbert F. J. Tischelmayer
Venencia: By Jesus Solana - originally posted to Flickr as La venenciadora, CC BY 2.0, Link

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Thorsten Rahn

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Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden

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