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Lexikon
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Die weiße Rebsorte stammt aus Österreich. Über hundert Synonyme bezeugen das hohe Alter. Einige alphabetisch nach Ländern gruppiert sind Augustiner Weiß, Bötzinger, Fliegentraube, Franken, Frankenriesling, Frankentraube, Grünedel, Grüner Silvaner, Österreicher, Österreichisch, Roter Silvaner, Schönfeilner, (Deutschland); Feuille Ronde, Gamay Blanc, Gros Riesling, Picardon Blanc, Silvain Vert (Frankreich); Sylvaner Verde (Italien); Sonoma Riesling (Kalifornien); Silvanac Zeleni, Silvanai Zeleni (Kroatien); Salfin; Salfin Belyi, Salfine Bely (Moldawien); Grüner, Grüner Zierfandler, Pepitraube, Pepltraube, Sylvaner, Zierfandler (Österreich); Gros Plant du Rhin, Gros Rhin, Johannisberg, Rhin (Schweiz); Sylvánské Zelené (Slowakei); Zeleni Silvanec (Slowenien); Cynifadl Zeleny, Cynifal, Cynifal Zeleny, Sylvánské Zelené (Tschechien); Bálint, Beregi Szilvani, Zöld Szilváni (Ungarn). Trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten darf sie nicht mit den Sorten Elbling (Weißer Silvaner), Österreichisch-Weiß oder Sauvignon Blanc (Muskat-Silvaner) verwechselt werden.

Silvaner - Grüner Silvaner, Weintraube und Blatt

Der Name wurde oft mit dem lateinischen „Silva“ (dt. „Waldung“) bzw. „saevum“ (wild) assoziiert und eine Herkunft aus Wildreben abgeleitet. Gemäß bereits 1998 durch Dr. Ferdinand Regner erfolgten DNA-Analysen handelt es sich aber um eine vermutlich natürliche Kreuzung zwischen Traminer (Savagnin Blanc) x Österreichisch-Weiß. In Deutschland wurde die Sorte erstmals 1665 als „Östareiche Rebe“ von Alberich Degen (1625-1686), dem Abt der Zisterzienserabtei in Ebrach im fränkischen Steigerwald erwähnt. Ein Bildstock im Würzburger Stein besagt, dass in diesem Jahr der Abt die Silvaner-Rebe angepflanzt hat. Diese Bezeichnung und das Synonym Österreicher in Franken, die bereits 1349 in Österreich erfolgte Erwähnung der Muttersorte, sowie die Herkunft der aus Ost-Österreich stammenden Vatersorte deuten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Herkunft des Silvaners aus Österreich hin. Damit ist auch die Vermutung eines Ursprungs aus Transsilvanien im heutigen Rumänien (wovon der Name abgeleitet sein soll) obsolet. Jedenfalls zählt die Sorte zu den ältesten europäischen Kulturreben.

Silvaner - Roter Silvaner, Weintraube und Blatt

Neben dem Grünen Silvaner gibt es rötliche bis dunkelfarbige Varianten, die als Roter Silvaner und Blauer Silvaner (Schwarzer Silvaner) bezeichnet werden und genetisch vom Grünen Silvaner nicht unterscheidbar sind. Eine angebliche Mutation ist Senator. Aus einer vermutlich natürlichen Kreuzung Blaue Zimmettraube x Silvaner ist die Sorte Blauer Portugieser entstanden. Der Silvaner war auch Kreuzungspartner bei vielen Neuzüchtungen. Das waren Bacchus, Breidecker, Bukettrebe, Cantaro (1), Diana (1), Ehrenfelser, Forta, Freisamer, Gloria, Grando, Grisette, Hecker, Kanzler, Kocsis Zsuzsa, Königsast, Mariensteiner, Morio-Muskat, Multaner, Noblessa, Nobling, Optima, Oraniensteiner, Osteiner, Primera, Rieslaner, Silcher und Sissi.

Silvaner - Blauer Silvaner, Weintraube und Blatt

Die mittel reifende, ertragreiche Rebe ist empfindlich gegen Frost, sowie anfällig für Chlorose, beide Mehltauarten und Botrytis. Die grüngelben Beeren weisen ein wesentlich intensiveres Aroma als der daraus gekelterte Wein auf. Denn sie erbringt eher neutral schmeckende Weißweine mit dezenten Kernobstnoten (meist Birne), aber vor allem vegetabilen Aromen, die im Alter noch deutlicher werden und die fruchtigen Töne oft ganz verdrängen. Auf Grund ihrer speziellen, aromatischen Eigenschaften wird sie auch als sogenannte Bukettsorte bezeichnet. Bis Anfang der 1990er-Jahre war sie in Deutschland noch vor dem Riesling die häufigste Sorte. Im Jahre 2018 belegte sie aber nur mehr 4.744 Hektar vor allem in Franken (klassische Sorte für den im Bocksbeutel abgefüllten Wein), Rheinhessen und Pfalz. In Österreich hat sie mit 38 Hektar nur mehr wenig Bedeutung.

Vermutlich war der Silvaner bereits um das Jahr 1546 als „Grün Fränckisch“ im Elsass vorhanden. Denn in diesem Jahr wird er vom Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554) in seinem „Kreütter Buch“ erwähnt. Die Bedeutung der Sorte wurde im Jahre 2005 unterstrichen, als sie als einzige Ausnahme gegenüber den anderen für Alsace Grand Cru zugelassenen Sorten exklusiv für die Lage Zotzenberg zugelassen wurde. In Frankreich sind damit 1.027 Hektar bestockt. Weitere Bestände in Europa gibt es in Griechenland (0,3 ha), Italien hauptsächlich in Südtirol (18 ha), Kroatien, Moldawien (11 ha), Rumänien (1 ha), in der Schweiz hauptsächlich im Kanton Wallis (250 ha) unter dem verwirrenden Synonym Johannisberg (weil auch für Riesling verwendet), Slowakei , Slowenien (81 ha), Tschechien, Ungarn (7 ha) und Ukraine. In Übersee ist die Sorte in Argentinien (3 ha), Australien (6 ha), Kanada (0,2 ha), Neuseeland, Südafrika (1 ha) und USA vertreten. Im Jahre 2016 wurden insgesamt 6.072 Hektar Rebfläche mit sinkender Tendenz ausgewiesen. Sie liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 102 (Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI) 

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Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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