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Lexikon
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Slow Food

Der gemeinnützige Verein mit Hauptsitz in der Stadt Bra im Piemont in Italien wurde im Jahre 1989 vom italienischen Journalisten Carlo Petrini (*1949) gegründet, der auch heute noch Präsident ist. Seit Mitte der 1970er-Jahre hatte er in Zeitschriften über das Thema „Essen und Trinken“ geschrieben und war Mitbegründer von Gambero Rosso und Mitherausgeber des Weinführers „Vini d’Italia“ sowie des Weltweinführers. Nach 22 Jahren trennte sich Anfang 2009 Slow Food Italien vom Weinführer „Vini d’Italia“ und überließ ihn der Gambero Rosso Holding. Es wurde der eigene Weinführer „Slow Wine“ entwickelt, der erstmals Ende 2010 erschien. Aus der von Petrini gegründeten „Gesellschaft der Freunde des Barolo“ ging 1986 die Vereinigung „Arcigola“ und drei Jahre später „Slow Food“ hervor. Slow Food steht für genussvolles, bewusstes und regionales Essen und ist eine Gegenbewegung zum Trend des uniformen, globalisierten und genussfreien Fast Food. Mittlerweile ist Slow Food eine internationale Vereinigung mit über 100.000 Mitgliedern in über 150 Ländern auf allen Kontinenten geworden.

Slow Wine - Cover Slow Wine und Logo Slow Food

Pflege der Ess- und Trinkkultur

Es handelt es sich um eine weltweite Vereinigung von bewussten Genießern und mündigen Konsumenten, um die Ess- und Trinkkultur zu pflegen und lebendig zu halten. Slow Food bringt Produzenten, Händler und Verbraucher in Kontakt, vermittelt Wissen über die Qualität von Nahrungsmitteln und macht so den Ernährungsmarkt transparent. Eine Richtschnur bei Produkten ist der Dreiklang „Buono, pulito e giusto = Gut, sauber und fair“. Es werden eine verantwortliche Landwirtschaft und Fischerei, eine artgerechte Viehzucht, das traditionelle Lebensmittelhandwerk und die Bewahrung der regionalen Geschmacksvielfalt gefördert. Das Logo der Vereinigung ist die Weinbergschnecke als Symbol der Langsamkeit. Die Ziel von Slow Food sind: Der Genuss steht im Mittelpunkt, weil jeder Mensch ein Recht darauf hat. Qualität erfordert Zeit. Die ökologische, regionale, sinnliche und ästhetische Qualität ist Voraussetzung für Genuss. Geschmack ist keine Geschmackssache, sondern eine historische, kulturelle, individuelle, soziale und ökonomische Dimension, über die durchaus gestritten werden soll.

ökologischer Anbau

Darüber hinaus versteht sich der Verein als Lobby für Geschmack, für regional angepassten und ökologischen Anbau, sowie für den Erhalt der Biodiversität und der kulinarischen Kulturen. Slow Food steht für Produkte mit authentischem Charakter (regional, saisonal), die auf traditionelle Weise hergestellt und genossen werden. Nach Slow-Food-Kriterien angebaute, produzierte, verkaufte oder verzehrte Lebensmittel stärken regionale Wirtschaftskreisläufe und binden Menschen wieder mit Auge, Ohr, Mund und Händen an ihre Region. Neben der internationalen Dachorganisation bestehen in vielen Ländern wie zum Beispiel auch Deutschland (8.000 Mitglieder) und Österreich (800) Suborganisationen. In Convivien (dt. Tafelrunden) kann man als zahlendes Mitglied (neben den überregionalen, bundesweiten und internationalen) an lokal organisierten Events teilnehmen. In der Zwischenzeit gibt es weltweit viele hunderte solcher Tafelrunden, die bewusst relativ klein sind. Im eigenen Verlag werden über 70 zum Teil periodische Bücher und die auch in deutscher Sprache erscheinende Zeitschrift „Slow“ herausgegeben.

Tätigkeitsumfang

Der Tätigkeitsumfang von Slow Food hat sich inzwischen enorm ausgeweitet. Der Verein ist auch Veranstalter von bedeutenden Fachmessen im Bereich Nahrungsmittel wie „Cheese“ in Bra und „Salone del Gusto“ in Turin. Parallel zum „Salone del Gusto“ gab es erstmals 2004 das Treffen „Terra Madre“, zu dem 4600 Bauern aus aller Welt unter der Schirmherrschaft von Prinz Charles zusammenkamen. Im Jahre 2006 fand das um Spitzenköche und Wissenschaftler erweiterte zweite Treffen statt. Intensiv betrieben wird die Aufklärungsarbeit zu den Themen Geschmacksbildung und -sensibilisierung für regionale Spezialitäten und Küche, Risiken des Fast Foods und industriell erzeugter oder veränderter Lebensmittel sowie Massentierhaltung, Agrarfabriken und Gefahren der monokulturisierten Agrarwirtschaft mit vermehrtem Chemikalieneinsatz und erhöhtem technologischem Aufwand. Intensive politische Lobbyarbeit erfolgt für Verbraucherschutz, gegen gentechnisch veränderte Nahrungsmittel, gegen die Anwendung von Pestiziden, sowie Engagement im Umweltschutz.

Arche des Geschmacks

Die „Arche des Geschmacks“ ist ein internationales Slow-Food-Projekt. Lokale und regionale Lebensmittel, Nutztier- und Nutzpflanzenarten, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen am Markt nicht bestehen oder „aus der Mode gekommen sind“, sollen durch die Arche-Kampagne vor dem Vergessen gerettet, vor der Gefährdung durch industrielle Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie geschützt und für zukünftige Generationen erhalten werden. Die „Passagiere“ müssen eine strenge Aufnahmeprüfung bestehen. Es muss nachgewiesen werden, dass die geschmackliche Qualität erstklassig ist, das Produkt eine lange Historie hat, einen für die Region identitätsstiftenden Charakter und nachhaltiges Potential aufweist, sowie existenziell gefährdet ist. Gentechnisch Manipuliertes und nicht artgerechte Tierhaltung verhindern die Aufnahme in die Arche. Weltweit wurden bisher 1.000 Lebensmittel aus 50 Ländern aufgenommen. Darunter sind auch Weine und Rebsorten wie der Heurigenwein Wiener Gemischter Satz, der Uhudlerwein und die Sorte Roter Veltliner (Österreich), die Sorten Frühburgunder und Tauberschwarz (Deutschland), sowie der Hybridenwein „Cuvée des vignes d’antan“ aus Jacquez (Frankreich).

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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