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Spinning Cone Column

Englische Bezeichnung (Schleuderkegelkolonne) für ein physikalisches Verfahren, das bei der Destillation und Rektifizierung (Trennen von Flüssigkeits-Gemischen) angewendet wird. Dabei wird durch sich drehende Kegelteller in Verbindung mit einem Vakuum durch Ausnützung der Zentrifugalkraft die zu trennende Flüssigkeit sehr dünn verteilt. In einem Video (zu Ansicht anklicken) des kalifornischen Herstellers ConeTech wird der Vorgang anschaulich gezeigt.

Spinning Cone Column Maschinen

Anwendung bei der Weinbereitung

Das bei der Bierherstellung schon lange übliche Verfahren findet vor allem in den USA auch bei der Weinbereitung Anwendung. Es wird für die Erzeugung von entalkoholisierten bzw. alkoholarmen Wein durch Alkoholreduktion, konzentriertem Traubenmost und RTK, für die Optimierung des Aromas bzw. der sensorischen Eigenschaften, sowie für die Reduktion von zu hohem Gehalt von schwefliger Säure verwendet. Dabei wird der Wein in Fraktionen zerlegt. Unter Fraktion ist eine Gruppe von Substanzen mit gleichem oder ähnlichem Siedepunkt zu verstehen. Das können Wasser, Alkohol und verschiedene Aromagruppen sein. Der Wein (bzw. die Flüssigkeit) wird unter Vakuum erhitzt, was relativ niedrige Temperaturen zulässt.

Durch unterschiedliche Siedepunkte der einzelnen Fraktionen können diese (zu unterschiedlichen Zeitpunkten) abgetrennt werden. Danach werden einzelne Fraktionen wieder hinzugefügt und ggf. nicht erwünschte weggelassen, wodurch sich ein anderes Geschmacksbild bezüglich Alkoholgehalt und Aromastoffen bzw. relativer Dichte ergibt. Beispielsweise ist eine häufige Anwendung in Australien, durch Alkoholentzug eine „optimale Gradation“ (Sweet Spot) zu erreichen. Durch Spinning Cone Column können zwar Aromagruppen (Stoffgruppen), aber nicht einzelne Aromen (es gibt viele hunderte im Wein) fraktioniert werden. Deshalb ist das Beiseitigen von Weinfehler durch gezieltes Eliminieren der verursachenden Stoffe eher nicht möglich. 

umstrittenes Verfahren

Gegenüber herkömmlichen Verfahren wie Destillation werden wesentlich geringere Teilmengen des Ausgangs-Produktes verdampft. Das Aroma bzw. das Geschmacksbild werden geschont, die bei hohen Temperaturen verändert oder verloren gehen würden. Zumeist wird nur ein Teil des Weines so behandelt und nach dem Zuführen der extrahierten Stoffe wieder mit dem Rest vermischt. Das Endprodukt könnte man überspitzt ausgedrückt als „Cuvée seiner selbst“ bezeichnen.

Die Frage ist, ob man damit einen Wein mit gewünschtem Aromabild unabhängig vom Jahrgangseinfluss in immer „gleicher Qualität“ fertigen kann. Solche Weine nennt man eher abfällig auch „Kolonnenweine“ oder Coca-Cola-Weine. Das Verfahren ist deshalb nicht unumstritten. Im Jahre 2005 wurde das EU-Weinhandelsabkommen zwischen EU und USA gültig. Für die EU-Länder ist die Anwendung stark eingeschränkt (z. B. erlaubt für Alkoholreduktion), aus den USA so behandelte Weine dürfen aber in der EU vermarktet werden. Das ähnliche Verfahren Elektrodialyse hingegen ist in der EU erlaubt.

weiterführende Informationen

Siehe bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange).

Bilder: ConeTech

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Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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