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Das Bundesland Steiermark mit der Hauptstadt Graz liegt im Südosten Österreichs und umfasst 16.400 km². Es grenzt an die Bundesländer Kärnten im Südwesten, Salzburg (Westen), Oberösterreich und Niederösterreich im Norden, das Burgenland im Osten sowie an Slowenien im Süden. Die Kelten betrieben bereits ab dem vierten Jahrhundert vor Christi kultivierten Weinbau. So wie in ganz Mitteleuropa gab auch hier der fränkische Kaiser Karl der Große (742-814) dem Weinbau neue Impulse. Große Verdienste um den steirischen Weinbau erwarb sich im Mittelalter vor allem die römisch-katholische Kirche und deren Klöster, besonders die Abtei Rein des Zisterziensermönchordens. Im Jahre 1406 waren bereits 535 Orte mit 6.000 Weingärten urkundlich belegt. Im 16. Jahrhundert umfassten die Weinberge 35.000 Hektar, das war rund acht Mal so viel als heute. Allerdings war das Herzogtum Steiermark viel größer als heute und beinhaltete auch die in Slowenien liegende Untersteiermark.

Steiermark - spezifische Weinbaugebiete

Weinbau in der Neuzeit

Der in der Steiermark heute noch hochverehrte habsburgische Erzherzog Johann (1782-1859) besaß ein Schloss im heutigen Schilcherzentrum Stainz. Er gründete 1822 bei Marburg ein Versuchsweingut und stellte damit entscheidende Weichen für einen qualitätsorientierten Weinbau. Der Erzherzog ließ die bis dahin vor Ort unbekannten Rebsorten Traminer, Sauvignon Blanc, Silvaner, Riesling und Weißburgunder anpflanzen und neue Erziehungsformen ausprobieren. Zudem förderte er die Winzerausbildung und die Hygiene bei der Weinherstellung. Im Jahre 1872 wurde in Marburg die steirische Obst- und Weinbauschule gegründet. Der erste Direktor Hermann Goethe (1837-1911) war einer der profiliertesten Weinbaufachleute und Ampelographen seiner Zeit. Heute werden die steirischen Winzer in der Weinbauschule in Silberberg bei Leibnitz ausgebildet.

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) ging durch den Versailler Vertrages ein Großteil der Rebflächen an Slowenien verloren. Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) brachte große Verwüstungen, da die Steiermark vielerorts Kampfgebiet war. Der Weinbau erlitt einen Niedergang und Anfang der 1960er-Jahre betrug die Rebfläche nur mehr rund 1.600 Hektar. Durch gezielte Förderung der steirischen Landesregierung mittels Weinbauplänen mit Erneuerung und Aufstockung der Weingärten sowie Umstellung auf neuzeitliche Erziehungsformen wurde der Rebbestand wieder auf rund das Zweieinhalbfache gesteigert.

Klima & Böden

Das Klima liegt an der Schnittstelle von südeuropäischem Mittelmeerklima im Westen und Süden, sowie pannonischem Klima mit heißen, niederschlagsarmen Sommern im Südosten. Die jährlichen Niederschlagsmengen betragen im Westen 1.200, im Osten aber nur 800 Millimeter. Große Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht im Herbst verleihen den Weinen eine Aromavielfalt. Im südöstlichen Bereich um Bad Gleichenberg, Kapfenstein, Klöch, Riegersburg und Straden herrschen Böden vulkanischen Ursprungs mit aufragenden Vuklankegeln, sandigen Lehmen, Tonerden und Basaltverwitterungen vor. Im Sausal gibt es über Glimmerschiefer und Gneis eine silikatische Felsbraunerde. Um Fürstenfeld und nördlich davon um Hartberg und Weiz gibt es Schieferverwitterungsböden. Im Hügelland von Gamlitz, Glanz, Grassnitzberg, Plössnitz, Zieregg und Zoppelberg findet sich als Opok bezeichnetes sandig-toniges Sedimentgestein, durchmischt mit Muschelkalk.

Steiermark - topograpchische Landkarte

Alle Rebflächen liegen im Süden in der Nähe der Grenze zu Slowenien. Die Weingärten sind weit verstreut und sind vorwiegend an steilen Südhängen in bis zu 650 Meter Seehöhe (Vulkanland Steiermark, Ringkogel bei Hartberg) angelegt. Rund 70% der Weinberge sind zum Teil terrassierte Hanglagen mit einer Neigung von mehr als 26% und sind damit nach österreichischem Weinrecht als „Bergweinbau“ klassifiziert. Das Wahrzeichen des steirischen Weinbaus ist der Klapotetz, ein durch Wind betriebenes Gerät gegen Schadvögel. Erwähnenswert sind die zahlreichen Weinstraßen. Seit dem Jahre 2018 gibt es auch einen „Grazer Stadtwein“ von revitalisierten Rebflächen des Grazer Kehlbergs. Zu 75% werden Weißweine produziert, die zumeist trocken und fruchtig ausgebaut werden. Eine steirische Spezialität ist der Schilcher aus der Sorte Blauer Wildbacher.

Weinbaugebiete

Das generische Weinbaugebiet Steiermark ist in die drei spezifischen Weinbaugebiete Südsteiermark, Vulkanland Steiermark und Weststeiermark gegliedert. Im Jahre 2018 wurde in den drei spezifischen Weinbaugebieten das DAC-System eingeführt. Der 2017 kurzfristig eingeführte DAC-Bereich Schilcherland wurde durch DAC Weststeiermark abgelöst. Bei sämtlichen Qualitätsweinen muss am Etikett das generische Weinbaugebiet Steiermark aufscheinen; bei DAC-Weinen zusätzlich die DAC-Bezeichnung. Die gesamten Flächen des Bundeslandes bilden die Weinbauregion Steirerland, die als Herkunftsangabe für Landweine dient. Alle anderen Qualitätsweine müssen mit der Herkunft Steiermark, die Landweine unter der Weinbauregions-Bezeichnung Steirerland vermarktet werden. Die Weinbaugebiete mit der Entwicklung der Rebflächen:

Steiermark - Tabelle Rebflächen-Entwicklung

Im Gegensatz zu den zwei Bundesländern Burgenland und Niederösterreich (wo die einzelnen DAC-Gebiete zeitlich nacheinander realisiert wurden) gilt ein Gesamtkonzept für alle drei spezifischen Weinbaugebiete. Es gibt eine dreistufige Herkunftspyramide mit Gebietswein, Ortswein und Riedenwein. Der steirischen Sortenvielfalt wird unterschiedlich Rechnung getragen (siehe in der Graphik). Beim Gebietswein bleibt sie erhalten, beim Ortswein und zum Teil auch beim Riedenwein wurden unterschiedlich je Weinbaugebiet lokale Leitsorten definiert. Die Gebietsweine dürfen ab dem 1. März, die Riedenweine und die Ortsweine ab dem 1. Mai des auf die Ernte folgenden Jahres vermarktet werden. Eine Ausnahme bilden die Weine aus Welschriesling und der Schilcher, die schon ab den 1. Dezember des Erntejahres vermarktet werden dürfen. Ebenso gilt eine Ausnahme für den Steirischen Junker, der traditionsgemäß Anfang November präsentiert wird. Die DAC-Pyramide:

Steiermark - DAC Qualitätspyramide

Rebsortenspiegel

Im Jahre 2022 umfassten die Weingärten insgesamt 5.086 Hektar Rebfläche. Gegenüber dem Jahre 2016 mit 4.633 Hektar war dies eine Steigerung um 453 Hektar (9,8%). Davon machen die Weißweinsorten 3.967 Hektar (78%) und die Rotweinsorten 1.119 Hektar (22%) aus. Eine besondere Form des Mischsatzes ist der Steirische Mischsatz. Bei den Weißweinsorten dominiert nun der Sauvignon Blanc, der den Welschriesling überholte, gefolgt von Weißer Burgunder, Muskateller, Chardonnay und Müller-Thurgau. Bei den Rotweinsorten dominiert die steirische Spezialität Blauer Wildbacher, gefolgt von Zweigelt, Merlot, Blauer Burgunder und Cabernet Sauvignon. Die größten Aufsteiger waren die Sorten Blütenmuskateller, Chardonnay, Muscaris, Muskateller, Souvignier Gris und Weißburgunder, die größten Absteiger Blauer Portugieser, Müller-Thurgau und St. Laurent. 

Rebsorte
österreichischer
Hauptname

in Österreich
zulässige Synonyme

Farbe

 HA
2022

  %
2022

 HA
2016

  %
2016

Sauvignon Blanc Muskat-Sylvaner weiß 929 18,3 683 14,7
Welschriesling - weiß 773 15,2 753 16,2
Weißer Burgunder Pinot Blanc, Klevner weiß 619 13,6 576 12,4
Muskateller Gelber M., Roter M. / Muscat Blanc weiß 549 10,8 329 7,1
Blauer Wildbacher - rot 518 9,2 457 10,0
Chardonnay Morillon weiß 385 7,6 328 7,1
Zweigelt Blauer Zweigelt, Rotburger rot 269 5,3 351 7,6
Müller-Thurgau Rivaner weiß 177 3,5 245 5,3
Grauer Burgunder Pinot Gris, Ruländer weiß 156 3,1 97 12,1
Scheurebe Sämling 88 weiß 139 2,7 152 3,3
Weißer Riesling Riesling, Rheinriesling weiß 69 1,3 63 1,4
Traminer Gewürztraminer, Roter T., Gelber T. weiß 66 1,3 70 1,5
Muscaris - weiß 52 1,0 - -
Souvignier Gris - weiß 42 0,8 - -
Merlot - rot 21 0,4 21 0,4
Blauer Burgunder Pinot Noir, Blauer Spätburgunder rot 20 0,4 18,3 0,4
Blütenmuskateller - weiß 14 0,3 - -
Cabernet Sauvignon - rot 13 0,3 14,3 0,3
Goldburger - weiß 13 0,2 30 0,6
Blauburger - rot 11 0,2 18,2 0,4
St. Laurent - rot 10 0,2 13,9 0,3
Blaufränkisch - rot 9 0,2 13,6 0,3
Sylvaner Grüner Sylvaner weiß 7 0,1 8,3 0,2
Roesler - rot 7 0,1 6,4 0,1
Muskat-Ottonel - weiß 5 0,1 4,4 0,1
Grüner Veltliner Weißgipfler weiß 4 0,1 - -
Goldmuskateller - weiß 4 0,1 - -
Syrah Shiraz rot 3 0,1 2,0 -
Bouvier - weiß 2 - 1,4 -
Furmint - weiß 2 -    
Rosenmuskateller - rot 2 - - -
Blauer Portugieser - rot 1 - 2,0 -
Cabernet Franc - rot 1 - 0,8 -
Rathay - rot 1 - 0,7 -
Frühroter Veltliner Malvasier weiß 0,1 - - -
sonstige Sorten - weiß/rot 127 2,5 375 8,1

WEISSE SORTEN

weiß

3.967

78

3.594

77,6

ROTE SORTEN

rot

1.119

22

1.040

22,4

GESAMT

5.086

4.633

 

Vereine und Weingüter

Der Verein Wein Steiermark vertritt über 750 Mitglieder, weitere große Winzergemeinschaften sind Steirische Terroir & Klassikweingüter und Erzherzog Johann Weine. Die Weingüter sind unter den Weinbaugebieten angeführt. 

Südsteiermark: © ÖWM - Anna Stöcher 
Vulkanland; © ÖWM - Gerhard Elze
Weststeiermark: ÖWM - Armin Faber
Tabelle Rebsortenentwicklung: Norbert F. J. Tischelmayer
Landkarte und DAC-Pyramide: © ÖWM 
Quelle (zum Teil): Wein Steiermark 

Stimmen unserer Mitglieder

Prof. Dr. Walter Kutscher

Früher benötigte man eine Fülle an Lexika und Fachliteratur, um im vinophilen Berufsleben up to date zu sein. Heute gehört das Weinlexikon von wein.plus zu meinen besten Helfern, und es darf zu Recht als die „Bibel des Weinwissens“ bezeichnet werden.

Prof. Dr. Walter Kutscher
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gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

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