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Stein (Einzellage Deutschland)

Beliebte Bezeichnung für Einzellagen im deutschsprachigen Raum, vor allem in Deutschland. Wahrscheinlich ist der Name zumeist auf einen steinigen Weingartenboden zurückzuführen.

Würzburg (Bereich Maindreieck) in Franken

Bei dieser Einzellage handelt es sich sicher um die berühmteste und bekannteste namens Stein. Weine vom legendären „Würzburger Stein“ sind bereits seit vielen Jahrhunderten unter dem Namen „Steinwein“ bekannt. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) liebte diesen Wein. Diesbezüglich schrieb er an seine Frau Christiane: „Kein anderer Wein will mir schmecken und ich bin verdrießlich, wenn mir mein Lieblingsgetränk abgeht“. Er hat aber keine Rebsorte erwähnt, demnach könnte es ein Silvaner oder ein Riesling aber theoretisch auch eine andere Sorte gewesen sein. Ein süßer Würzburger Stein Jahrgang 1540 war wahrscheinlich auch der älteste Wein, der jemals getrunken wurde und genießbar war. Das Jahr war so außergewöhnlich heiß, dass der Rhein austrocknete und zu Fuß durchquert werden konnte. Der Wein wurde aus überreifen Trauben gekeltert, sehr lange in einem Fass aufbewahrt und erst im 17. Jahrhundert auf Flaschen gezogen. Die letzten davon befanden sich im Besitz König Ludwig I. von Bayern (1786-1868). Der Londoner Weinhändler Ehrmann ersteigerte sie bei einer Auktion.

Einzellage Würzburger Stein

Eine dieser Flaschen mit dem damals 421 Jahre alten Wein wurde 1961 in London einem erlesenen Kreis von Weinkennern serviert, darunter war der Journalist Hugh Johnson. Als Einstimmung wurden ein Rüdesheimer von 1857 und ein Johannisberger von 1820 geöffnet, beide Weine waren völlig tot und verdorben und nicht mehr trinkbar. Dies ließ wenig Hoffnung für den Würzburger Stein, der als dritte Flasche und Höhepunkt dieser besonderen Verkostung geöffnet wurde. Doch dann gab es eine Überraschung, wie Johnson schreibt. Der uralte Wein hatte eine braune Farbe und eine madeiraähnliche Beschaffenheit, aber er war trinkbar. Allerdings konnte man nur zwei kleine Schlucke genießen, dann wurde der Wein innerhalb von wenigen Minuten durch den Luftkontakt zu Essig. Im Keller des berühmten Bürgerspitals lagert gut geschützt die allerletzte Flasche.

Der zum Großteil nach Süden bis Südsüdosten und zum Teil nach Westnordwesten ausgerichtete Weinberg erstreckt sich muschelförmig oberhalb Würzburg in 210 bis 300 Meter Seehöhe mit einer Neigung von 30 bis 75%. Er zählt in Teilbereichen zu den steilsten Weinbergen Deutschlands. Die Flächen umfassen 85 Hektar auf Böden aus verwittertem Muschelkalk mit meist tonig-lehmigen und an manchen Stellen humosen Feinböden. Es herrscht heißes, fast mediterranes Klima vor; das starke Sonnenlicht wird durch die hellen Böden reflektiert. Hier werden vor allem die Sorten Silvaner und Riesling, sowie Weißburgunder (Pinot Blanc), Scheurebe, Traminer und Müller-Thurgau kultiviert. Ein Bildstock in der Lage besagt, dass im Jahre 1665 der Abt Alberich Degen (1625-1686) vom römisch-katholischen Orden der Zisterzienser hier den Silvaner angepflanzt hat. Den Großteil teilen sich zu je einem Drittel die Weingüter Bürgerspital, Juliusspital und Staatlicher Hofkeller Würzburg.

Kleinere Parzellen gehören auch anderen Betrieben wie z. B. Reiss Christian und Weingut Am Stein. Als beste Parzelle bzw. „Filetstück“ gilt der im Alleinbesitz des Bürgerspitals befindliche als Harfe benannte Bereich im Mittelteil der Lage Stein. Das in 210 bis 250 Meter Seehöhe liegende Teilstück mit im oberen Teil 50 bis 60%, sowie im unteren Teil mit 30 bis 50% Hangneigung umfasst acht Hektar Rebfläche auf selbem Boden. Dieser Bereich wird durch einen angelegten Aufstieg, die Rotkreuzsteige, diagonal geteilt, so dass er die Form einer auf dem Kopf stehenden Harfe hat. Die Weinbergszeilen stellen dabei die Saiten der Harfe dar. Der Name Harfe oder früher „Harpfe“ erscheint urkundlich erstmals in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Stetten (Bereich Maindreieck) in Franken

Der nach Südwesten bis Westen und am Gewann beim Ort Stetten nach Südsüdosten ausgerichtete Weinberg in 230 bis 280 Meter Seehöhe mit 10 bis 50% Hangneigung umfasst 35 Hektar Rebfläche. Das Kernstück liegt rund 80 Meter über dem Main in einem halbkreisförmigen Bergeinschnitt. Als bester Bereich gilt der Prallhang mit den Gewannen Loch, Rosstal und Stein. Die flachgründigen Böden bestehen im oberen Bereich aus skelettreichem Muschelkalk und im unteren Bereich aus Schaumkalkbänken. Der Oberboden ist karg und zwingt die Reben zur Ausbildung tief in den Muschelkalk eindringender Wurzeln. Hier werden vor allem die beiden Sorten Silvaner und Riesling kultiviert. Anteile an der Lage haben zum Beispiel die Weingüter Baldauf, Höfling Klaus, Weingut Am Stein und Winzerfamilie Koch.

Stein - Gemeinde Stetten

Weitere Gemeinden

Weitere Einzellagen namens Stein gibt es in den Gemeinden bzw. Anbaugebieten Bechtheim (Rheinhessen), Hochheim und Wicker (Rheingau). Weiters gibt es die Einzellagen Am hohen Stein in der Gemeinde Rittersheim (Pfalz), Heißer Stein in der Gemeinde Buchbrunn (Franken), sowie Im Stein in der Gemeinde Karlstadt (Franken). Im Anbaugebiet Mosel gibt es eine Großlage namens Vom heißen Stein. In vielen weiteren Einzellagen-Bezeichnungen ist Stein als Bestandteil enthalten. Das sind unter anderem Steinbach, Steinberg, Steinbuck, Steingrube, Steinkopf und Steinmeister.

Bild oben: Von © Rolf Krahl / (via Wikimedia Commons), CC-BY 4.0, Link 
Bild unten: © Ludwig Knoll, Weingut am Stein

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Egon Mark

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Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)

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