wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Stickstoff

nitrogen (GB)
azote, nitrogène (F)
azoto (I)
nitrógeno (ES)
azoto (PO)
stikstof (N)

Farb-, geruchs- und geschmacklose Gas (N = Nitrogenium), das mit 78% Volumen den weitaus größten Anteil in der Atmosphäre ausmacht. Die deutsche Bezeichnung erinnert daran, dass Stickstoff Flammen „erstickt“ (löscht). Von großer Bedeutung sind unter anderem die Stickstoff-Verbindungen Aminosäuren, Alkaloide, Ammonium (häufigster Ausgangsstoff für Düngemittel), Enzyme, Nitrate und Salpeter. Zu 95% kommt Stickstoff im Boden in Form organischer Verbindungen (Norg) in aus abgestorbenem pflanzlichen und tierischen Material gebildeten Humus, in lebender Wurzelmasse und in den Bodenlebewesen vor. Maximal 5% ist mineralisch gebundener, bereits pflanzenverfügbarer Stickstoff (Nmin) in Form von Ammonium (Wassaerstoff-Verbindung) und Nitrat = Salpeter (Sauerstoff-Verbindung). Die organischen Stickstoff-Verbindungen sind aber für höherwertige Pflanzen nicht verfügbar. Sie müssen erst durch Bakterien in Ammonium und Nitrat umgewandelt werden, die damit eine wichtige Rolle im Pflanzenwachstum spielen. Von den Wurzeln werden bevorzugt Nitrate aufgenommen, die bei der Photosynthese für den Aufbau des Zelleiweißes und des Chlorophylls verantwortlich sind.

Nirate - Graphik mit dem Kreislauf des Stickstoffs

Stickstoff zählt zu wichtigsten Nährstoffen und ist der „Motor“ des Pflanzenwachstums schlechthin. Vereinfacht ausgedrückt dient Stickstoff der Erzeugung der Blattmasse und der Wurzelbildung. Es kommt recht häufig zu Mangelerscheinungen. Besonders auf Sandböden mit zu wenig organischen Stoffen, sowie auf nassen Böden mit Sauerstoffmangel entstehen häufig Stickstoffdefizite. Weitere Verluste entstehen durch Denitrifikation, bei der Nitrate durch Bakterien zu gasförmigem Stickstoff reduziert werden. Dies äußert sich durch schwache Wuchskraft und blassgrün bis gelbgefärbte kleine Blätter. Dadurch wird die Photosynthese gehemmt und die Blattadern und Blattstiele haben eine rötliche Verfärbung. Den Weintrauben aus stickstoffarmen Weingärten kann es an vergärbaren Zuckern mangeln und zu Problemen bzw. Steckenbleiben der Gärung führen. Stickstoffmangel ist auch eine Ursache für den Weinfehler UTA (Untypischer Alterston).

Es wirken sich aber auch zu große Mengen an Stickstoff im Boden negativ aus. Die Überversorgung damit äußert sich am Rebstock durch dunkelgrüne Blätter und ein übermäßiges Wachstum, was sich durch unverhältnismäßige dicke und lange Internodien beim einjährigen Holz zeigt. Die Pflanzen leiden oft unter einem schlechtem Fruchtansatz und neigen zum Verrieseln. Außerdem werden die Rebstock-Krankheiten Stiellähme und Traubenfäule (zum Beispiel Botrytis) gefördert. In den Weintrauben sind dann zu wenig Zucker, Pigmente (Farbstoffe) und Phenole enthalten, was sich auf die Weinqualität negativ auswirken kann. Weitere negative Folgen sind auch hohe Anteile an Harnstoff und Histamin im Wein.

Zu hohe Stickstoffgehalte im Boden werden auch durch Begrünung ausgeglichen, da die gesetzten Pflanzen Stickstoff aufnehmen und dem Rebstock entziehen. Der Stickstoffgehalt im Boden wird durch die Nmin- oder die EUF-Methode festgestellt. Aufgrund des hohen Stickstoffgehalts mit knapp 50% ist Harnstoff weltweit das bedeutendste Stickstoffdüngemittel. Bei der Düngung spielen auch Leguminosen eine gewisse Rolle. Stickstoff wird auch als Inertgas (Schutzgas) in Tanks genutzt, um den Leerraum aufzufüllen und Oxidation zu verhindern, sowie für das Entschwefeln von Traubenmost durch Bindung von Schwefeldioxid eingesetzt. Siehe auch unter Weingartenpflege.

Graphik: Von User:Nojhan, bearbeitetes Original Nitrogen, CC BY-SA 3.0, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Markus J. Eser

Die Nutzung des Lexikons ist nicht nur zeitsparend, sondern auch äußerst komfortabel. Zudem ist die Aktualität der Informationen perfekt.

Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

Das größte Weinlexikon der Welt

26.382 Stichwörter · 46.989 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.716 Aussprachen · 202.680 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER