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Das Weingut in der Stadt Klosterneuburg zählt zu den traditionsreichsten und ältesten Weingütern in Österreich. Im Jahre 2014 wurden anlässlich der 900-Jahresfeier namhafte Weingüter aus der ganzen Welt zu einer Gala-Weinprobe eingeladen. Darunter waren Weingüter aus Deutschland (Schloss Johannisberg), der Schweiz, Italien (Donnafugata), Frankreich, Portugal (Fonseca), Spanien (Marqués de Riscal) und Oregon (HillCrest Winery). Die Entstehung des Stiftes Klosterneuburg geht auf den Babenberger-Markgraf Leopold III. (1073-1136) zurück, der im Jahre 1113 seine Residenz nach Klosterneuburg verlegte und 1114 das Stift gründete. Im Jahre 1133 berief der Herrscher die Augustiner-Chorherren nach Klosterneuburg, die dann über Jahrhunderte das Stift zu einem Zentrum für Religion, Wissenschaft, Kultur und auch Weinbau ausbauten. Wein wurde im Mittelalter in viele Länder exportiert, war weithin berühmt und das Stift bekam den Namen „Zum rinnenden Zapfen“.

Im Jahre 1330 brach ein großer Brand aus, der die halbe Stadt zerstörte. Das Löschwasser ging langsam aus und die Mönche begannen eimerweise Messwein zum Altar zu schleppen und löschten schließlich der Brand. Beim Herannahen der Türken 1683 anlässlich der 2. Türkenbelagerung  wurden aus dem Stiftskeller 6.000 Eimer Wein (rund 360.000 l) nach Bayern in Sicherheit gebracht. Ab dem 24. August belagerten 13.000 Türken unter Kara Mustapha (~1630-1683) die Stadt. Chorherr Wilhelm Lebsaft begann Wein an die Verteidiger auszuschenken. Dadurch motiviert und gestärkt gelang es ihnen, den Angriff abzuschlagen. 

Stift Klosterneuburg - Weingut inmitten von Weingärten

hohe Besuche

Auf Grund der rigorosen Kirchenreformen unter dem Habsburger Kaiser Joseph II. (1741-1790) reiste im Jahre 1782 Papst Pius VI. (1717-1799) nach Wien, um mit dem Kaiser über die Rücknahme dieser Maßnahmen zu verhandeln. Auf dem Weg besuchte er am 20. April auch das Stift Klosterneuburg und es wird berichtet, dass der kredenzte Wein sein Wohlgefallen fand.

Kaiser Napoleon (1769-1821) weilte zweimal im Stift. Am 2. Dezember 1805 besiegte er in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz die Truppen der Österreicher und Russen. Danach rückten die Franzosen in Klosterneuburg ein. Am 20. Dezember besuchte Napoleon den Weinkeller; man kredenzte ihm einen „alten Österreicher“. Er lobte ihn mit den Worten, „dass dieser dem Rheinwein nicht unähnlich sei“. Im Jahre 1809 besetzte Napoleon zum zweiten Mal Wien und zog vorher wieder in Klosterneuburg ein. Seine Soldaten plünderten aus dem Stiftskeller genau 8.241 Eimer besten Weines.

Sie zapften auch das berühmte „Tausendeimer-Fass” an, das seit 1711 zur Aufnahme des Zehentweines diente, betranken sich tagelang und ließen den Rest auslaufen. Danach wurde das Fass nie mehr gefüllt, sondern nur mehr zum  Fasslrutschen verwendet. Damals bewirtschaftete das Stift in Klosterneuburg 200 Hektar Rebfläche. Heute sind es „nur“ mehr rund 100. Daran ist vor allem die Reblaus schuld, die in Klosterneuburg Ende des 19. Jahrhunderts relativ spät zuschlug und viele Weingärten vernichtete. Der Wein wurde damals großteils aus der (heute noch kultivierten) Sorte Österreichisch-Weiß gewonnen.

Stift Klosterneuburg - Presshaus

Weingut

Das heutige Weingut Stift Klosterneuburg ist in Besitz der Augustiner Chorherren mit dem Stiftsprobst Prälat Bernhard Backovsky als größte private Weingutsbesitzer Österreichs. Der Betrieb wird vom Geschäftsführer Dr. Wolfgang Hamm geleitet, der von Kellermeister Ing. Günther Gottfried und Weingartenmanager Johannes Steurer unterstützt wird. Die Weingärten umfassen 108 Hektar Rebfläche in den Gemeinden Klosterneuburg (Franzhauser, Steinriegel, Hengstberg, Ziegelgrub), Wien in Rieden der beiden Großlagen Kahlenberg und Nußberg, Gumpoldskirchen (Hofpoint, Wiegen) und Tattendorf (Stiftsbreite im Alleinbesitz mit 40 ha St. Laurent). Sie sind somit über die drei Weinbaugebiete Thermenregion, Wagram und Wien verstreut.

Es werden die Rotweinsorten St. Laurent, Zweigelt, Blauburgunder (Pinot Noir), Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot, sowie die Weißweinsorten Grüner Veltliner, Riesling, Chardonnay, Weißburgunder (Pinot Blanc), Traminer, Rotgipfler, Sauvignon Blanc, Zierfandler, Neuburger und Welschriesling kultiviert. Um auf die unterschiedlichen Lagentypizität einzugehen und noch höhere Qualität zu erreichen, wurde ein eigenes Weingartenprogramm erarbeitet. Es besteht aus vielen, gezielten Maßnahmen zur Bodenvitalisierung (Begrünung, Rückführung von Trester), individuelle Laubpflege zur Erhöhung der Biodiversität (Artenvielfalt), sowie die Erforschung und Erhaltung alten Rebmaterials. Das Stift Klosterneuburg ist das erste Weingut, welches auf Kohlendioxid-neutraler Basis produziert und gilt somit als Vorreiter in Sachen Klimaschutz.

Stift Klosterneuburg - Blick auf Wien vom Nußberg

Weinbereitung

Die Vinifikation erfolgt im unter Kaiser Karl VI. (1685-1740) errichteten vierstöckigen Kellergewölbe bis 36 Meter Tiefe unter dem Stiftsplatz und bis zu sieben Metern dicken Mauern. Sie wird genau auf die jeweilige Sorte abgestimmt. Mittels computergesteuerter Gärung werden die Weißweine werden langsam und kühl vergoren, um die sortentypische Aromenausbildung und Frische zu betonen. Die Rotweine werden etwas wärmer vergoren, um eine optimale Extraktion zu erreichen. Die Produktpalette umfasst die vier Linien „Lagenweine“ (lagerungsfähige Sortenweine und Cuvées aus Spitzenlagen verschiedener Weinbaugebiete, mit Weinranke am Etikett), die „Klassikweine“ (fruchtbetonte, sortentypische Weine aus einem Weinort, mit Stiftswappen am Etikett), „Pastellweine“ (fruchtbetonte, regions- und sortentypische Weine, nur im Lebensmittel-Einzelhandel erhältlich) und „Vom Schotter“ (von kargen Kalkschotterböden und Donauschotter). Die Stiftsweine werden mit Drehverschluss, die weißen Lagenweine mit Glasverschluss und die roten Lagenweine mit Naturkorken verschlossen.

Stift Klosterneuburg - Vinothek

Produktpalette

Das absolute Aushängeschild ist „St. Laurent Ausstich“ aus der Riede Stiftsbreite in Tattendorf (Thermenregion), der aus den besten Fässern eines Jahrgangs selektiert wird. Dieser langlebige Rotwein wird nach dreiwöchiger Maischestandzeit 18 Monate im großen Holzfass ausgebaut und im Stifterl (0,25 l), in der Normalflasche 0,75l sowie auch in Großflaschen (Magnum 1,5l, Jeroboam 3l, Salmanazar 9l, Balthazar 12l) abgefüllt. Weitere Spezialitäten sind abhängig der Witterungsbedingungen Trockenbeerenauslesen und Eisweine sowie DAC-Weißweine Wiener Gemischter Satz. Es werden auch Edelbrände (Trester, Obst, Wein), flaschenvergorene Sekte,  Traubensaft, Weingelee (aus verschiedenen Rebsorten), Traubenkernöl und Essig produziert.

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Egon Mark

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Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)

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