Bezeichnung (grch. sympósĭon; lat. symposium) für ein von geistvollen Gesprächen, Witzen, Liedern, Musik, Spielen und Darbietungen begleitetes Trinkgelage mit mäßigem, kontrolliertem Weingenuss im antiken Griechenland. Die frühesten Erwähnungen darüber stammen vom Dichter Xenophanes (570-470) aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert, sowie vom Historiker Herodot (482-425 v. Chr.) und vom Philosophen Platon (428/427-348/347 v. Chr.) mit Beschreibung der Regeln in seinem Gesetzeswerk „Nomoi“. Der Brauch breitete sich von Griechenland nach Rom bzw. Italien aus und war bis zum Ende der Antike vor allem unter den Begüterten weit verbreitet. Die griechische Bezeichnung bedeutet „gemeinsames, geselliges Trinken“. Man darf das aber keinesfalls nur als ein ausgelassenes Trink- und Essgelage verstehen, denn im Vordergrund stand die gemeinsame, gottverbundene, ritualisierte und zivilisierte Geselligkeit. Das Gemälde zeigt das berühmte Werk „Symposion“ von Plato (428/427-348/347 v. Chr.) mit den Teilnehmern Aristophanes (450-380 v. Chr.) und Sokrates (470-399 v. Chr.).
Der griechische Schriftsteller Plutarch (45-125) beschreibt die Symposien „als einen Zeitvertreib bei Weingenuss, welches durch kultiviertes Benehmen geprägt ist und in Freundschaft endet“. Die Gäste versammelten sich nach dem Essen am Ende einer Mahlzeit (Deipnon) um den Hausaltar. Die Teilnehmer bekränzten sich mit Blumen, Efeu und Myrthen, sowie mit weißen und roten Wollbinden, um so die Zugehörigkeit zum Kreis der Dionysosdiener zu demonstrieren. Nun wurde das Symposion mit kultischen Reinheitshandlungen wie Händewaschen und Besprengen mit wohlriechenden Essenzen eingeleitet. Oft wurde eine Person für den Abend zum Symposiarchen gewählt, der bei den Römern bei ähnlichen Festen als „Rex bibendi“ (Trinkkönig, auch „Rex convivii“ = Gastmahlkönig) bezeichnet wurde. Dieser war für den Ablauf und die Hauptthemen verantwortlich.
Ebenso bestimmte er das Mischungsverhältnis des Weins mit Wasser, denn es wurde in zivilisierten Kreisen in der Regel kein purer Wein getrunken. Die dafür verwendeten Gefäße waren der glockenförmige Krater (Crater) mit dem Wein und darin schwimmend der pilzförmige mit Kühlmasse (z. B. Schnee) gefüllte Psykter. Ein beliebtes Trinkgefäß war der mit zwei Henkeln versehene Kantharos. Manchmal legte der Symposiarch auch je Teilnehmer die Becheranzahl fest. Anhand des Mischungs-Verhältnisses und der Becheranzahl wurde der Grad der Trunkenheit gesteuert und so der gewünschte angenehme Rausch möglichst langsam und anhaltend erzeugt. Die Zielsetzung war, dass jeder Teilnehmer in etwa den gleichen Trunkenheitsgrad haben sollte, was jedoch aufgrund der unterschiedlichen Konstitution schwierig war. Von einem ehrenvollen Mann wurde erwartet, dass er trotz des Trinkens sich seiner Tugendhaftigkeit besinne und danach ohne Begleitung nach Hause fände.
Zu Beginn brachte man den Göttern ein Trankopfer dar, indem mit einem Gebet etwas davon verschüttet wurde. Dann wurden die festgelegten Themen diskutiert. Man löste Rätsel, die man sich gegenseitig aufgab, oder entschied sich für das beliebte Spiel, treffende Vergleiche zu finden. Gelegentlich wurden auch Tänzerinnen, Flötenspielerinnen oder Mimen eingeladen. Der Geschichtsschreiber Xenophon (430-354 v. Chr.) berichtet auch von artistischen Darbietungen. Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. war auch das Geschicklichkeitsspiel Kottabos sehr beliebt. Anschließend wurden die Skolien (Stegreifdichtungen) gesungen. Ein Grundsatz war, dass alles unter Alkoholeinfluss Gesagte dem Gast nicht in nüchternem Zustand vorgehalten werden konnte. Zu den Pflichten des Symposiarchen zählte die Förderung von „freier Rede“ und „spontanem Handeln“, ohne dass Dritte verletzt wurden. Die gelöste Zunge der Zecher war eine frühe Form von heute in Unternehmen praktiziertem „Brainstorming“.
Heute wird Symposium als Bezeichnung für kulturelle und wirtschaftliche Tagungen unter Fachleuten zwecks Ideenfindung und Gedankenaustausch bezeichnet. Ein einem Symposion ähnliches Gastmahl beschreibt der römische Dichter Petronius (+66) in seinem Werk Satyricon als Sittenbild Roms des ersten nachchristlichen Jahrhunderts. Weitere Beispiele für die kulturelle und religiöse Bedeutung von Wein und Weingenuss sind unter Trinkkultur angeführt. Die Thematik Alkoholmissbrauch von der Antike bis zur Neuzeit mit skurrilen Geschichten und prominenten Protagonisten findet man unter Rausch.
Gemälde: Deur Anselm Feuerbach - Google Art Project, Publieke domein, Skakel
Psykter: Von Jastrow, Gemeinfrei, Link
Trinkschale: Gemeinfrei, Link
Krater: Gemeinfrei, Link
Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.
Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien