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Lexikon
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Tafeltraube

uva de mesa (ES)
raisin de table (F)
table grape (GB)
uva da tavola (I)
uva de mesa (PO)

Umgangssprachliche Bezeichnung für Rebsorten, die im Gegensatz zu den Keltertrauben für die Weingewinnung vorwiegend als Esstrauben für den Frischverzehr oder für die Produktion von Rosinen angebaut werden. Schon die Griechen und Römer haben in der Antike spezielle Sorten mit besonders süßen und großen Beeren gezüchtet, die nicht nur bei den Besitzenden (neben den Feigen) sondern auch beim einfachen Volk das beliebteste und wichtigste Obst waren. Sie wurden nicht nur zum Verzehr, sondern mangels Zucker auch als Süßungsmittel für Speisen und Getränke verwendet. Als Urheimat gelten Transkaukasien und Mittelasien. Dort haben sich Arten entwickelt, die als Vorfahren der heutigen Tafeltrauben gelten.

Tafeltrauben - Stilleben mit Trauben, Bananen und Apfel

Eigenschaften

Die Esstrauben haben andere Qualitätskriterien als die für die Weinproduktion bestimmten Keltertrauben. Das sind Lockerbeerigkeit, eine schöne Farbe, gleichmäßig große und möglichst kernlose bzw. kernarme saftige Beeren, dünne elastische Schale, langer Beerenstiel, festes Fruchtfleisch und Haltbarkeit für einen längeren Transport. Die Kernlosigkeit bewirkt auch negative Eigenschaften, die durch Dünge-, Bewässerungs- und wachstumsregulierende Maßnahmen verhindert werden. Zwecks großer Beeren werden Gibberelline (wachstumsregulierende Hormone) eingesetzt. Ein möglichst früher Reifezeitpunkt ist erwünscht. Der Zuckergehalt sollte zumindest 130 g/kg Beeren betragen (55 °Oe oder 11 °KMW).

In den letzten hundert Jahren wurden weltweit unzählige Neuzüchtungen mit den gewünschten Eigenschaften kreiert. Eines der wichtigsten Zuchtziele ist dabei die Widerstandsfähigkeit gegen Pilze, sogenannte PIWI-Sorten. Oft sind es hybride Kreuzungen von Europäer- mit Amerikaner-Reben. Die amerikanischen Spezies bringen dabei die gewünschte Resistenz gegen beide Mehltauarten ein. Der Anbau ist an ein warmes Klima gebunden, oder sie werden in Treibhäusern gezogen und kommen dann ganzjährig auf den Markt. Tafeltrauben sollten im Spätwinter stark zurückgeschnitten werden. Der Winterschnitt schützt vor Krankheiten und sorgt später für reichen Ertrag. Nach der Ernte reifen Trauben als nichtklimakterische Früchte nicht nach.

EU-Recht

Seit der EU-Weinmarktordnung 2000 unterliegen Tafeltrauben nicht mehr dem Weinrecht. Der Anbau ist damit nicht mehr an die im Rebkataster genannten Rebflächenmengen für die Weinproduktion gebunden und ist frei. Als Keltertrauben klassifizierte Trauben dürfen nicht als Tafeltrauben vermarktet werden (es dürfen nur Rebsorten zur Weinerzeugung angepflanzt werden, die von den weinbautreibenden Ländern - in Österreich Bundesländern - als derartige klassifiziert worden sind). Aus den Tafeltrauben darf kein Federweißer bzw. Sturm, Traubenmost oder Wein erzeugt werden; auch nicht für Eigenbedarf.

Die Anpflanzung von Keltertraubensorten für kommerzielle Tafeltraubenproduktion ist nicht zulässig. Es gibt aber auch Schnitttrauben, das sind Keltertrauben, die auch als Esstrauben vermarktet werden dürfen. Dies sind zum Beispiel  Chasselas (Gutedel) und Schiava Grossa (Trollinger). Im Handel werden Tafeltrauben in den drei Qualitäts-Klassen Extra (makellos), I (gute Qualität) und II (marktfähig) angeboten. Für alle gelten folgende Vorgaben: kein Fäulnis-, Schimmel- oder Schädlingsbefall, ohne sichtbare Fremdstoffe (Pflanzenschutzmittel, Schmutz), natürlicher Duftfilm und ausreichender Reifegrad

Produktionsmengen

Seit dem Jahre 2000 hat sich die weltweite Tafeltraubenproduktion verdoppelt und verzeichnet eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 3,2%. Im Jahre 2022 wurden weltweit insgesamt 74,5 Millionen Tonnen Trauben verarbeitet.

Gepresste Trauben: Für die Herstellung von Wein wurden 34,1 Millionen Tonnen (45,8%) verwendet. Das ergab 258 Millionen Hektoliter. Als Faustformel kann angenommen werden, dass 1,3 kg Trauben für die Produktion von 1 Liter Wein benötigt werden. Für die Herstellung von Traubensaft, konzentriertem Traubenmost und RTK (rektifiziertes Traubenmost-Konzentrat) wurden 3,2 Millionen Tonnen (4,3%) verwendet. Das ergab 25 Millionen Hektoliter.

Ungepresste Trauben: Davon Tafeltrauben mit 31,5 Millionen Tonnen (42,3%) und Rosinen mit 5,7 Millionen Tonnen (7,7%).

Die fünf wichtigsten Produktionsländer sind China (12,6 Mio Tonnen), Indien (2,8 Mio), die Türkei (2,2 Mio), Ägypten (1,4 Mio) und der Iran (1,3 Mio), die zusammen 64%, also knapp zwei Drittel der weltweiten Gesamtmenge ausmachen. Die weiteren Länder im Ranking sind Usbekistan (1,2 Mio), Italien (1 Mio), USA (0,9 Mio), Brasilien (0,8 Mio) und Peru (0,8 Mio).

Tafeltrauben - Afus Ali, Muscat d’Alexandrie, Sultana, Cardinal

Tafeltraubensorten

Es gibt heute weit über tausend verschiedene Tafeltraubensorten, zu 99% sind es Neuzüchtungen. Einige davon sind auch als Zierreben geeignet. Der weltweit produktivste Tafeltraubenzüchter war zweifelslos der Ungar János Mathiász (1838-1921), der rund 3.500 Kreuzungen durchführte. Ebenfalls von großer Bedeutung war der italienische Pomologe Alberto Piròvano (1884-1973). Das Bild zeigt die weltweit Top-4-Tafeltrauben; die wichtigsten in fett:

Aasimy bis Autumn Seedless

Baco Chasselas bis Burra Blanca

Calastra bis Csaba Gyöngye

Dabouki bis Duchess of Buccleugh

Edelweiss bis Excelsior

Favorit bis Frumoasa Alba

Galante bis Gomaresh

Happenbach bis Huxelrebe

Ichkimar bis Italia

Jifeng bis Jumbo Red

Kachichi bis Kyoho

Lady Downe’s Seedling bis Lyana

Madeleine Angevine bis Muskateller

Narancsizü bis Nyora

Oeillade bis Ozana

Palatina bis Pukhliakovsky

Red Globe bis Ruby Okuyama

Schiava Grossa bis Super Hamburg

Tajka e Bardhë bis Triomphe d’Alsace

Urbana bis Winchell

Yapincak bis Zierfandler Weiß

weiterführende Informationen

Siehe zum Themenkomplex auch unter Keltertraube (Trauben für die Weingewinnung), Kreuzung, Neuzüchtung, Rebschule und Züchtung (Kreieren neuer Sorten), Rebstock (Pflanze), Traubenform (Aussehen) und Weintraube (Frucht). Als wichtige Quelle bezüglich Rebsorten wurde mit freundlicher Genehmigung des Schweizer Biologen Dr. José Vouillamoz das Standardwerk „Wine Grapes - A complete guide to 1,368 vine varieties“ verwendet. Alle Arbeiten und Maßnahmen im Weinberg findet man unter Weingartenpflege. Eine Aufstellung rebsortenrelevanter Stichwörter ist unter Weinrebe enthalten.

Stilleben: von David Mark auf Pixabay
Tafeltrauben: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

Stimmen unserer Mitglieder

Andreas Essl

Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.

Andreas Essl
Autor, Modena

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