Der bereits zu Lebzeiten legendäre Önologe André Tchelistcheff (1901-1994) wurde in Moskau geboren. Sein hier begonnenes Studium der Landwirtschaft konnte er nach einer längeren kriegsbedingten Verletzung bzw. Krankheit erst in Brünn (Tschechoslowakei) erfolgreich beenden. Im Jahre 1937 begann er in Paris Weinbau und Önologie zu studieren und arbeitete nebenbei auf einem Weingut in der Nähe von Versailles. Zusätzlich war er Direktions-Assistent bei der Abteilung Weinbau am Institut National d’Agronomie. Seine Kenntnisse vervollkommnete Tchelistcheff bei Vorlesungen über Mikrobiologie am Institut Pasteur. Einige Zeit arbeitete er auch für das Champagner-Haus Moët et Chandon.
Tchelistcheff lernte den Franzosen Georges de Latour kennen, der im kalifornischen Napa Valley das Weingut Beaulieu Vineyard betrieb. Dieser engagierte ihn 1937 als Kellermeister, diese Tätigkeit übte er dort 35 Jahre lang aus. Einige Zeit waren auch Miljenko „Mike” Grgich (geb. 1923) und Joe Heitz (1919-2000) im Weingut als seine Assistenten tätig. Tchelistcheff leistete Pionierarbeit in der modernen Kellerwirtschaft Kaliforniens. Er führte neue Weinbereitungs-Techniken wie malolaktische Gärung, temperaturkontrollierte Gärung und andere kellertechnische Maßnahmen ein, beschäftigte sich mit der Verhinderung von Frostschäden (durch Windmaschinen) und beeinflusste damit enorm den rasanten Aufstieg des kalifornischen Weinbaus.
Neben seiner Haupttätigkeit bei Beaulieu betrieb er selbstständig ein kleines Labor in St. Helena und war für viele Weingüter im Napa Valley und Sonoma County, sowie nach seinem Ausstieg bei Beaulieu im Jahre 1973 später auch in Europa als Berater tätig. Von ihm beratene Weingüter waren zum Beispiel das vom kalifornischen Weinbaupionier Agoston Haraszthy (1812-1869) gegründete historische Weingut Buena Vista Winery, die damaligen beiden Jungunternehmer Robert Mondavi und Joe Heitz, sowie Château Ste Michelle im US-Staat Washington und in Europa Ornellaia in der italienischen Toskana.
André Tchelistcheff erhielt zahlreiche Ehrungen, so wurde er zum Beispiel Ehrenmitglied der American Society of Enologists und wurde von der französischen Regierung schon 1954 zum Chevalier und dann im Jahre 1979 zum Officier de l’Ordre du Mérite Agricole ernannt. Seine Erkenntnisse und vorgeschlagenen Regeln bei der Weinbereitung sind noch heute gültig, er war eine herausragende Persönlichkeit im Weinbau. Sein Sohn Dimitri Tchelistcheff war in ähnlicher Funktion im mexikanischen Weinbaugebiet Baja California (Unter-Kalifornien) tätig, wo er europäische Rebsorten und neue Kellertechniken einführte.
Bild mitte:: By YuriVict - Own work, CC BY-SA 3.0, Link
Bild links und rechts: Beaulieu Vineyard
