Eine vollständige und aktuelle Rangliste für solche Weine ist schwierig, da der Markt ständig in Bewegung ist. Sehr teure Weine werden in der Regel auf Basis extrem niedriger Erträge und mit aufwändigsten Methoden oft in „Handarbeit“ oft in nur geringer Stückzahl mit wenigen tausend Flaschen produziert. Für diese wird auch der Begriff Garagenwein verwendet. Für eine einzige 0,75-Liter-Flasche solcher Spitzengewächse muss man zumindest 100 bis 200, in einzelnen Fällen bis 500 Euro und bei älteren und/oder herausragenden Jahrgängen bis zum Fünf- und gar nicht so selten das Zehnfache bezahlen. Neben herausragender Qualität sind für einen hohen Wert einer Weinflasche aber auch historische Hintergründe oder berühmte Vorbesitzer von Bedeutung. Das heißt, dass es Sammler gibt, die solche Weine gar nicht für den Zweck des Genusses erwerben.
Spitzenqualitäten zeichnen sich in der Regel auch durch eine lange Haltbarkeit aus. Das bedeutet, dass sie ab Vermarktung noch nicht ihren Höhepunkt und somit die Trinkreife erst nach längerer Lagerung bzw. Flaschenreifung erreichen. Man darf sie also nicht zu früh öffnen. Mittlerweile gibt es durch ein spezielles Gerät auch die Möglichkeit, mittels Hohlnadel durch den Korken kleinste Mengen zu entnehmen und damit verkosten zu können (ein diesbezügliches System ist die Marke Coravin). Von Weinen im Alter von 10, 20, 30 Jahren und älter ist zu erwarten, dass sie in optimalem Zustand und frei von Weinfehlern sind. In der Liste der teuersten Weine der Welt sind regelmäßig Kreszenzen folgender Produzenten bzw. Weingüter enthalten:
Für Weine vor dem Zweiten Weltkrieg, vor allem des 19. Jahrhunderts und älter gelten besondere Gesetze, da hier auch der historische Wert zählt. Sie werden auch nicht immer zum Genuss erworben und können durchaus ungenießbar sein. Solche besonderen Jahrgänge werden zu wahren Phantasiepreisen versteigert. Naturgemäß werden bei Auktionen die höchsten Preise erzielt. Über viele Jahre war der Rekordhalter ein Château Lafite-Rothschild 1787, der im Jahre 1985 vom Auktionshaus Christie’s um $ 156.450 verkauft wurde. Die aus dem Nachlass des dritten US-Präsidenten Thomas Jefferson (1743-1826) stammende Flasche ging an den US-Verleger Malcolm Forbes (1919-1990). Sie stammte aus einem geheimnisvollen Fund, Verkäufer war der bekannte Weinraritätensammler Hardy Rodenstock (1941-2018). In der Folge führten vier Weine davon (Château Lafite-Rothschild und Château Mouton-Rothschild um $ 500.000) zu mehreren Klagen und Prozessen. In der Folge werden die Spitzenreiter beschrieben. Eine Aufstellung aller Flaschen mit Rang und Verkaufspreis ist in der Tabelle unten angeführt.
Das Auktionshaus Sotheby’s Hongkong versteigerte im Oktober 2010 drei Flaschen Château Lafite-Rothschild des Jahrgangs 1869 um je 1,8 Mio Hongkong-Dollar. Das entsprach damals US$ 232.692. Der Käufer war angeblich ein Telekommunikations-Unternehmen aus Asien. Die drei Flaschen kamen direkt aus dem Keller des Weingutes in Pauillac (Médoc).
Im Jahre 2011 wurde ein Château d’Yquem des legendären von J. W. von Goethe (1749-1832) gepriesenen Jahrgangs 1811 von der Antique Wine Company in London um £ 75.000 (€ 85.000) verkauft. Käufer war der auf Bali lebende Sommelier und Weinsammler Christian Vanneque (*1950) der die Flasche zur Eröffnung seines neuen Restaurants „SIP Sunset Grill“ ausstellte.
Im August 2012 wechselte ein „Cabernet Sauvignon Kalimna Block 42 Ampoule 2004“ des australischen Weinguts Penfolds um € 160.000 den Besitzer. Der Wein ist in einem Spezialbehälter abgefüllt, der aus einer mundgeblasenen, zylinderförmigen Glasphiole besteht, die in einer konisch geformten Glasskulptur und diese wiederum in einem Behälter aus edlem Jarrah-Holz untergebracht ist. Er stammt vom Weinberg „Kalimna Block 42“ mit bereits 1885 gepflanzten extrem alten Reben. Von diesem außergewöhnlichen Exemplar wurden nur 12 Einheiten erzeugt. Der Käufer war ein Stammgast des Tiroler Fünfsterne-Hotels „Jagdhof“ in Neustift (Stubaital). Den Verkauf eingefädelt hatte Matthias Tanzer, der Chefsommelier des Hauses.
Im Jahre 1998 wurden aus dem Wrack des schwedischen Schiffes „Jönköping“ 50 Kisten mit insgesamt 3.000 Flaschen der Champagner-Marke Heidsieck-Monopole (siehe dort im Detail) des Jahrgangs 1907 geborgen. Bei einer Auktion in Moskau 1998 wurde für eine Champagnerflasche aus diesem Fund der Preis von 224.000 Euro erzielt.
Dieser Wein scheint in den diversen Rekordlisten zumeist nicht auf, weil es sich um keinen „echten“ Verkauf, sondern um einen Charity-Event gehandelt hat, bei dem er verkauft wurde. Das ist der legendäre mit 99 Parkerpunkten bewertete Screaming Eagle Jahrgang 1992 aus dem kalifornischen Napa Valley. Für eine 6-Literflasche wurde eine halbe Million US-Dollar bezahlt.
Ein ganz spezieller Wein ist ein Château Pétrus des Jahrgangs 2000. Das betrifft nicht nicht nur die Qualität, sondern dass er sich 14 Monate lang auf der Raumstation ISS befunden hat. Insgesamt 12 Flaschen sind am 14. Jänner 2021 von der ISS auf die Erde zurückgekehrt. Diese waren im November 2019 an Bord einer Cygnus-Kapsel (Northrop Grumman) zur ISS gesandt worden. Das vom Unternmehmen Space Cargo Unlimited initiierte Projekt unter der Bezeichnung „Misson WISE“ (Vitis Vinum in Spatium Experimentia) untersucht in sechs Experimenten, wie sich Pflanzen an den Stress der Weltraumbedingungen anpassen.
Damit sollen innovative Lösungen für die Zukunft von Ernährung und Landwirtschaft auf der Erde entwickelt werden. Versuche am Institut für Weinwissenschaften der Universität Bordeaux und eine Weinverkostung ergaben, dass sie auch unter diesen ungewöhnlichen Reifebedingungen im Weltall ihre Qualität erhalten. Lediglich ihre Farbe und einige Duft- oder Geschmacksnoten hatten sich demnach verändert. Eine Flasche davon wird nun vom Auktionshaus Christie’s in einem vom Pariser Maison d'Arts Les Ateliers Victor entworfenen und handgefertigten Koffer angeboten, zusammen mit einer Karaffe, Gläsern und einem Korkenzieher aus einem Meteoriten. Der Ausrufungspreis beträgt € 830.000. Der Erlös soll in die Finanzierung zukünftiger Weltraummissionen fließen, die sich mit Agrarforschung befassen.
Bei einer 2021 in New Orleans durchgeführten Wohltätigkeits-Auktion wurde eine Impériale-Flasche (6 Liter) Cabernet Sauvignon Glass Slipper Vineyard Jahrgang 2019 des Weinguts The Setting Wines im kalifornischen Sonoma County zum Preis von einer Million US-Dollar verkauft. Die Auktion diente dazu, Geld für die Stiftung des Starkochs Emeril Lagasse zu sammeln. Damit werden junge Menschen in Kochkunst, Ernährung und Kunst unterrichtet.
Die Aufstellung in der Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist zu beachten, dass die Preise etwas unterschiedlich je Quelle in € (Euro = 1), US$ (US-Dollar = 1,14), HK$ (Hongkong-Dollar = 8,91), AU$ (austral. Dollar = 1,60) oder £ (engl. Pfund = 0,88) angegeben sind (in Klammer die Verhältniswerte am 9. Feber 2019). Um genau vergleichen zu können, müsste man den jeweiligen Kurswert der Verkaufsjahre berücksichtigen. Bei einigen Flaschen gibt es in den Quellen zum Teil beträchtliche Unterschiede bezüglich Preis- und Währungsangaben. Fast alle der angeführten Weinflaschen haben ein Volumen von 0,7 (bei ganz alten Jahrgängen) oder 0,75 Liter. Ausnahmen sind Château Cheval Blanc (Doppelmagnum mit 3 l), Screaming Eagle und The Setting Wines (jeweils Impériale mit 6 l) sowie Château Mouton-Rothschild (Jeroboam mit 4,5 l). Ein korrektes Ranking ist deshalb schwierig. Die Weine wurden aufsteigend nach dem Preis unabhängig ihrer Währung sortiert:
Weingut/Wein | Land | Gebiet | Rebsorten | JG | Verkäufer/Jahr | Preis |
Egon Müller-Scharzhof Trockenbeerenauslese |
Deu | Mosel | Riesling | 1999 | VDP 2011 | € 6.433 |
Jaboulet-Aîné | Fra | Hermitage La Chapelle | Syrah | 1961 | Christie’s 2007 | £ 10.312 |
Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach |
Deu | Rheingau | Spätburgunder | 1945 | VDP 2020 | € 12.600 |
Schloss Johannisberg Trockenbeerenauslese |
Deu | Rheingau | Riesling | 1920 | VDP 2020 | € 18.000 |
Groot Constantia | SA | Constantia | unbekannt | 1821 | Christie’s 2021 | € 18.400 |
Domaine de la Romanée-Conti |
Fra | Montrachet | Chardonnay | 1978 | Sotheby’s 1996 | $ 23.929 |
Massandra | Spa | Sherry | Palomino | 1775 | Sotheby’s 2001 | £ 27.867 |
Penfolds Grange | Aus | Barossa Valley | Shiraz, CS | 1951 | Oddbins 2004 | $ 35.767 |
Château d’Yquem | Fra | Sauternes | Sémillon, SB | 1784 | Christie’s 1986 | £ 36.000 |
Domaine de la Romanée-Conti |
Fra | Côte d’Or Romanée-Conti |
Pinot Noir | 1945 | Acker Merall 2007 | $ 41.825 |
Moët et Chandon Dom Pérignon Rosé |
Fra | Champagne | Pinot Noir | 1959 | Acker Merall 2008 | $ 42.350 |
Veuve Clicquot-Ponsardin | Fra | Champagne | Pinot Noir | 1839 | Artcurial 2011 | $ 46.640 |
Penfolds Grange | Aus | Barossa Valley | Shiraz, CS | 1951 | Langton’s | € 63.600 |
Château d’Yquem | Fra | Sauternes | Sémillon, SB | 1811 | AWC 2011 | £ 75.000 |
Penfolds Grange | Aus | Barossa Valley | Shiraz, CS | 1951 | Australien | € 88.000 |
Château Mouton-Rothschild | Fra | Pauillac | CS, CF, Merlot | 1945 | Christie’s 1997 | $ 114.614 |
Château Cheval Blanc | Fra | Saint-Émilion | CF, Merlot, CS | 1947 | Christie’s 2006 | $ 135.125 |
Château Lafite-Rothschild | Fra | Pauillac | CS, Merlot, CF | 1787 | Christie’s 1985 | $ 156.450 |
Penfolds Kalimna Block 42 |
Aus | Barossa Valley | CS | 2004 | Tirol 2012 | € 160.000 |
Heidsieck Monopole Diamant Bleu |
Fra | Champagne | PN, Chardonnay | 1907 | Moskau 1998 | € 224.000 |
Château Margaux | Fra | Médoc | CS, Merlot, CF | 1787 | New York 1989 | € 225.000 |
Château Lafite-Rothschild | Fra | Pauillac | CS, Merlot, CF | 1869 | Sotheby’s 2010 | $ 232.692 |
Château Mouton-Rothschild | Fra | Pauillac | CS, CF, Merlot | 1945 | Sotheby’s 2007 | $ 310.700 |
Screaming Eagle | USA | Napa Valley | CS | 1992 | Napa Valley 2000 | $ 500.000 |
Domaine de la Romanée-Conti |
Fra | Côte d’Or Romanée-Conti |
Pinot Noir | 1945 | Sotheby’s 2018 | $ 558.000 |
Château Pétrus (ISS) | Fra | Pomerol | Merlot, CF | 2000 | Christie’s 2021 | € 830.000 |
The Setting Wines CS Glass Slipper Vineyard |
USA | Sonoma County | CS | 2019 | New Orleans | $1,000.000 |
Eine der teuersten Weinflaschen wurde bei einem nie genau geklärten, etwas obskuren Verkaufsversuch zerbrochen. Der US-Weinhändler William Sokolin (1930-2015) veranstaltete im Jahre 1989 im New Yorker Restaurant „Four Seasons“ ein exquisites Dinner, bei dem ein Château Margaux des Jahrgangs 1787 aus dem Nachlass des 3. US-Präsidenten Thomas Jefferson (1743-1826) mit dessen Initialen „Th. J.“ im Auftrag des englischen Eigentümers medienwirksam zum Preis von $ 500.000 verkauft werden sollte. Rund 180 Personen waren eingeladen worden. Ein Kellner stieß die Flasche vom Tisch, die zersplitterte.
Nach einer zweiten Version lief Sokolin mit der Flasche in der Hand in das Tablett eines Kellners. Auf jeden Fall ging die Flasche dabei kaputt und der kostbare Inhalt war unwiederbringlich verloren. Die Flasche hatte keinerlei Schwund, weil angeblich das Château Margaux ein Jahr vorher die Flasche neu verkorkt und dabei den Fehlbestand mit Margaux Jahrgang 1959 aufgefüllt hatte. Eine Versicherung musste $ 225.000 berappen, die sich der unbekannte Eigentümer und Sokolin teilten. Ob sich zum exorbitant hohen Preis tatsächlich ein Käufer gefunden hätte, ist zumindest fraglich, jedenfalls gab zum Unglückszeitpunkt noch kein Angebot. Wenn ja, wäre dies höchstwahrscheinlich die mit Abstand teuerste Weinflasche geworden.
Eine besondere Geschichte gibt es über zwei Flaschen Château Haut-Brion des legendären Kometen-Jahrgangs 1811 (siehe im Detail dort), für die ein sehr hoher, aber niemals kolportierter Preis bezahlt wurde. Siehe zum Themenkomplex auch unter Älteste Weine, Auktionen, Garagenwein, Jahrgang, Jahrhundertwein, Kometenwein, Kultwein, Lieblingsweine und Rekorde.
Goldbarren: von Sashkin - Shutterstock
Flasche in Holzblock: von Pixabay
Kalimna Block 42 Ampoule: Penfolds
William Sokolin: William E. Sauro/The New York Times
Lafite, Heidsieck, Mouton: The Drinks Business
Château Pétrus ISS: Christie’s
Ich habe großen Respekt vor dem Umfang und der Qualität des wein.plus-Lexikons. Es handelt es sich um eine einzigartige Anlaufstelle für knackige, fundierte Informationen zu Begriffen aus der Welt des Weines.
Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach