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Lexikon
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Traminer

Bei dieser weißen Rebsorte handelt es sich neben dem Muskateller um eine der ältesten kultivierten Reben in Europa . Sie hat unzählige Nachkommen und wurde auch in vielen Neuzüchtungen verwendet, sodass ihre Gene weit verbreitet sind.

Synonyme

Die rund 200 Synonyme in unzähligen Sprachen sind Rekord und beweisen das hohe Alter und weite Verbreitung. In den meisten Ländern erfolgt keine Trennung bei der Erfassung der Spielarten, sondern diese werden zumeist gemeinsam ausgewiesen. Die folgenden Synonyme werden als allgemeine, neutrale Bezeichnung für Traminer bzw. für die weiße/gelbe Spielart, jedoch auch verwirrenderweise oft für alle Spielarten verwendet (es gibt keine eindeutige Zuordnung). Die wichtigsten alphabetisch nach Ländern gruppiert sind Adelfranke, Edeltraube, Fränkisch, Frennschen, Frentschen, Klevner, Rotfrensch, Weißfrennschen (Deutschland); Edler Weiß, Weißedler (Elsass); Fromenteau, Fourmentans, Gentil Blanc, Naturé, Naturel, Sauvagnin, Savagnin Jaune, Savagnin Vert, Viclair (Frankreich); Traminac (Kroatien); Klevner (Österreich); Heida, Païen (Schweiz); Brynšt, Drumin, Prync, Tramín Bíly (Tschechien); Traminec (Slowenien); Altdeutsche/Deutsche, Malvoisie (Südtirol); Formentin (Ungarn). Die spezifischen Synonyme für die Spielarten Gewürztraminer und Savagnin Rose sind dort angeführt.

Traminer - Weißer/Gelber Traminer (Savagnin Blanc) und Gewürztraminer

Spielarten

Die verschiedenen Spielarten unterscheiden sich zwar bezüglich Beerenfarbe, Aroma, Blattform und Traubengröße, sowie auch bezüglich Wüchsigkeit, Ertrag und Krankheitsanfälligkeit, weisen jedoch das nahezu selbe DNA-Profil mit geringen Unterschieden auf. Sie werden daher als eine einzige Rebsorte betrachtet, obwohl sie in vielen Rebsortenkatalogen sehr wohl getrennt als eigenständige Sorten geführt werden. Es gibt folgende drei Haupt-Spielarten:

Savagnin Blanc

Der französische Name (auch Savagnin) wird zumeist in internationalen Quellen angegeben. Ob es sich dann tatsächlich um Weißer Traminer oder um Gewürztraminer handelt, ist nicht immer zweifelsfrei. Im deutschsprachigen Raum wird sie als Gelber Traminer, Weißer Traminer oder Traminer bezeichnet. Diese Spielart zeichnen geruchsneutrale, gelbgrüne Beeren aus.

Gewürztraminer 

Der deutsche Name (im englischsrachigen Raum oft mit „u“) ist auch international üblich, auch Roter Traminer ist gebräuchlich. Vor allem in Frankreich wird sie Savagnin Rose Aromatique genannt. Diese weitaus häufigste Spielart zeichnen aromatische, rötlich/orange Beeren aus, die dem Wein die typische, namensgebende Note verleihen

Savagnin Rose 

Sie wird auch Klevener de Heiligenstein oder Savagnin Rose Non Musqué genannt. Diese nichtaromatische Spielart mit rotbraunen Beeren kommt fast ausschließlich im französischen Elsass sowie in der Gemeinde Durbach (Baden) vor.

In vielen Quellen ist nicht eindeutig klar, um welche Traminer-Spielart es sich handelt. Die aber der Gewürztraminer die bei weitem mengenmäßig häufigste Spielart ist, ist dies unproblematisch. Die meisten Länder weisen in ihren Statistiken alle Traminer-Spielarten gemeinsam aus (Ausnahmen sind Australien, Frankreich, Rumänien, Russland und die Schweiz). In der Statistik von Kym Anderson werden Mengen unter den drei Namen Gewürztraminer, Savagnin Blanc (Traminer) und Savagnin Rose (nur Frankreich und Ungarn) ausgewiesen. Die ersten zwei Mengen sind unter dem Stichwort Gewürztraminer enthalten.

Abstammung

Im deutschsprachigen Raum wird in den Quellen zumeist in die zwei Spielarten Weißer Traminer bzw. Gelber Traminer und Gewürztraminer bzw. Roter Traminer unterschieden. Wenn nur der Name Traminer angegeben ist, handelt es sich zumeist um den Gewürztraminer, es kann aber auch der Weiße/Gelbe Traminer gemeint sein. Für die beiden Spielarten Gewürztraminer und Savagnin Rose gibt es eigene Stichwörter mit Zusatzinformationen (siehe dort).

Durch verschiedenen unabhängig durchgeführte DNA-Analysen in Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich wurde bewiesen, dass die französischen Sorten Savagnin Blanc, Rose und Aromatique, die Schweizer Sorten Heida, Heidarot und Païen, der italienische Traminer Aromatico und alle im deutschsprachigen Raum als Traminer bezeichneten Sorten identisch sind. Der Schweizer Biologe Dr. José Vouillamoz meint deshalb, dass es falsch sei, von einer „Traminer-Familie“ zu sprechen, da dies auch andere Verwandtschafts-Verhältnisse wie „Geschwister“ oder Tanten“ und „Onkeln“ assoziiere, was nicht zutrifft.

Die Elternschaft von Traminer ist trotz mehrerer DNA-Analysen nicht restlos geklärt, bzw. gibt es drei verschiedene Thesen. Die erste These lautet, dass der Traminer aus Wildreben selektiert wurde. Nun besteht ja gemäß DNA-Vergleich eine Eltern-Nachkommen-Beziehung zwischen Pinot und Traminer. Die Annahme einer direkten Wildrebenabstammung des Traminers ist aber nur dann gültig, wenn Traminer ein Elter (und nicht Nachkomme) von Pinot ist. Das wiederum würde mit der Annahme, dass sich die französische Bezeichnung Savagnin von „sauvage“ (wild) ableitet, sowie mit der morphologischen Ähnlichkeit zwischen Blättern von Savagnin und im Rheintal vorkommenden Wildreben konformgehen. Bis dato wurde aber keine genetische Verbindung zwischen Traminer und Wildreben entdeckt. Die zweite These geht von einer Kreuzung zwischen Pinot x unbekannter Sorte und die dritte These von einer Kreuzung zwischen zwei unbekannten ausgestorbenen Sorten aus. Die wahrscheinlichste These ist eine vermutlich natürliche Kreuzung zwischen Pinot x unbekannter Sorte.

Herkunft

Eine früher oft vermutete Herkunft aus Ägypten bzw. dem Nahen Osten wurde durch archäologische Funde von uralten Traubenkernen begründet, die dem Traminer (Savagnin Blanc) ähneln sollen. Dies ist aber zweifelhaft, denn ein Vergleich bzw. eine Identifikation mittels Traubenkernen ist sehr schwierig. Auch ein Ursprung aus Griechenland ist unwahrscheinlich, da bis dato keine genetischen Verbindungen zu griechischen Sorten festgestellt wurden. Der deutsche Ampelograph Hermann Goethe (1837-1911) vermutete eine Abstammung von antiken Rebsorten und nennt die von Plinius dem Älteren (23-79) erwähnte Aminea. In anderen Quellen wird auch Nomentana genannt. Dafür fehlen aber botanische Beweise.

Die genau Herkunft ist ungewiss; sie könnte aus Deutschland, Frankreich oder Tschechien (Mähren) stammen. Die erste zuverlässige Erwähnung stammt aus 1483 im Kloster Bebenhausen nahe Stuttgart als „Frennsch und Traminer Stoeck“. Der Schweizer Botaniker Johannes Bauhin (1541-1613) nennt in seinem 1650 posthum erschienenen Werk „Muscateller“ und „Traminner“ als weit verbreitete Sorten im Rheintal. In der Pfälzer Ortschaft Rhodt wurde ein Traminerwein im Jahre 1591 erwähnt. Hier gibt es auch einen unter Denkmalschutz stehenden Weingarten, wo angeblich bereits rund 350 Jahre alte Traminer-Rebstöcke aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) stehen, aus denen noch Wein gekeltert wird. In der Schweiz wurde die Sorte Heida im Jahre 1586 im Kanton Wallis erwähnt. Wesentlich später erfolgte dies im Jahre 1736 in Frankreich unter dem Namen Savagnin Blanc. Damit scheint die Herkunft aus Deutschland wesentlich glaubhafter.

Oft genannter Ursprung ist Südtirol, weil es dort südlich von Bozen einen Ort Tramin (Termeno) gibt. Der Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554) berichtete der in seinem „Kreütter Buch“ in der Ausgabe 1546 von „vil (viel) in der Etsch und zu Tramyn wachsenden Traminner-Drauben“. Auch der französische Ampelograph Pierre Galet (1921-2019) hing dieser Theorie an und meinte, dass sich die Sorte dort zuerst in die Schweiz und nach Deutschland und dann nach Frankreich verbreitet haben soll. Gegen einen Südtiroler Ursprung sprechen aber einige Fakten. Zum Beispiel fehlen in ampelographischen Werken aus Italien vor dem 19. Jahrhundert jegliche Hinweise auf Traminer oder eines seiner Synonyme. Zwar wurden Traminerweine aus Südtirol seit dem Mittelalter gehandelt, der Name dürfte sich jedoch auf den „Großen Traminer“ = Räuschling (Traminer-Nachkomme) beziehen, der in Tirol als „Deutsche Trauben“ (Drutsch) bereits seit dem Spätmittelalter erwähnt ist.

Der Diplombiologe Andreas Jung vermutet als Ursprung Mähren, ein Teil von Tschechien. Zur Zeit des Fränkischen Reichs wurde er bei der Christianisierung der Slawen schon im Frühmittelalter zusammen mit anderen fränkischen Sorten aus der östlichen Awarenmark über die Donau nach Franken und Württemberg und von dort ins westliche Mitteleuropa eingeführt. Im Fränkischen Reich fand er als „Kleinfränkische“ bzw. „Rotfränkische“ starke Verbreitung entlang der Westalpen (Savoyen, Wallis, Westschweiz) sowie im französischen Jura und Elsass. Die pannonischen Traminer-Abkömmlinge Grüner Veltliner, Rotgipfler und Silvaner stützen diese These (Pannonien umfasste Niederösterreich und Burgenland, sowie Westungarn).

Nach den vorliegenden historischen und genetischen Daten geht man aber heute zumeist von einem Ursprung in Nordost-Frankreich (Franche-Comté, Chamapgne-Ardenne, Lothringen und Elsass) und Südwest-Deutschland (Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg) aus. Die Sorte wurde in alten Dokumenten oft unter ihren zahlreichen (auch für andere Sorten verwendeten) Synonymen erwähnt, was eine genaue Identifizierung schwierig macht. Denn Gentil Blanc z. B. wurde für die Sorten Chardonnay, Pinot Blanc und Savagnin Blanc verwendet. Ebenso war Fromenteau ein oft verwendeter Name. In Südtirol wurde zwar ein „Vini de Traminne“ bereits im Jahre 1242 in Bozen erwähnt (und als Beweis für die Herkunft gedeutet), jedoch ist damit ein „Wein aus Tramin“ (also dem Ort) und nicht die Rebsorte zu verstehen.

Nachkommen

Der Traminer zählt so wie Heunisch (Gouais Blanc) zu den bedeutendsten Leitsorten, von der viele andere abstammen. Seine Nachkommen können als der fränkische Genpool der mitteleuropäischen Rebsorten betrachtet werden. Er spielte somit neben dem Gouais Blanc (Weißer Heunisch) eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vieler geschätzter europäischer Sorten. Mittels DNA-Analysen wurden viele durch vermutlich natürliche Kreuzungen entstandene direkte Nachkommen ermittelt und Eltern-Nachkommen-Beziehungen festgestellt (das bedeutet, dass Traminer entweder Elter oder Nachkomme sein könnte). Außerdem waren Traminer-Spielarten Kreuzungspartner bei vielen Neuzüchtungen.

Adelsfränkisch bis Budelho

Carrasquín bis Ezerfürtű

Feridac bis Goldtraminer

Hartblau bis Morava

Neoplanta bis Prúeras

  • Neoplanta – Neuzüchtung mit Smederevka (Dimyat) / Serbien
  • Noria – Neuzüchtung mit Ezerjó / Slowakei
  • Pálava – Neuzüchtung mit Müller-Thurgau / Tschechien
  • Panonia – Neuzüchtung mit Bianca und Riesling / Serbien
  • Pátria – Neuzüchtung mit Welschriesling / Ungarn
  • Perle – Neuzüchtung mit Müller-Thurgau / Deutschland
  • Petit Manseng – Kreuzung mit unbekanntem Partner / Frankreich
  • Petit Meslier – Kreuzung mit Gouais Blanc / Frankreich
  • Pinot Noir – Eltern-Nachkommen-Beziehung / Frankreich - siehe oben
  • Prúeras  – Kreuzung mit mit unbekanntem Partner / Frankreich

Riton bis Süßschwarz

Taminga bis Würzer

Eigenschaften

Die früh reifende Rebe ist durch die relativ dicke Beerenschale sehr widerstandsfähig gegen verschiedene Pilzkrankheiten, vor allem gegen Botrytis. In der Regel besitzen die Beeren ein ausgewogenes Zucker-Säure-Verhältnis. Die Sorte erbringt gut strukturierte Weißweine mit Qualitäts- und Alterungspotential. Besonders die häufigste Spielart Gewürztraminer erbringt extrakt- und alkoholreiche Weißweine mit sortentypischen, intensiven Aromen nach Moschus (musqué), Bitterorange, Lychee (Litschibaum), Marzipan und Rosen. Deshalb wird die Rebe zu den sogenannten Bukettsorten gezählt.

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Weißer Traminer: MSBu Internet & Werbung
Gewürztraminer: Deutsches Weininstitit DWI

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Prof. Dr. Walter Kutscher

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