Unter Vegetationszeit (auch Vegetationsphase oder Periode) ist der sich rhythmisch wiederholende Jahresteil zu verstehen, in dem eine Pflanze aktiv wächst und sich entfaltet. Die Lehre von den damit im Zusammenhang stehenden biologischen Prozessen wird als Phänologie bezeichnet. Im Weinbau versteht man unter Vegetationszeit den Zeitraum vom letzten Frost (Spätfrost) im Frühjahr bis zum ersten Frost (Frühfrost) im Herbst. Dieser sollte zumindest 180 Tage betragen. Den restlichen Teil des Jahres, in dem eine mehrjährige Pflanze nicht wächst, nennt man Vegetationsruhe oder Ruheperiode. Die Gesamtheit der jährlichen Wachstumsphasen inklusive Ruhephase ist der Vegetationszyklus. Manchmal wird aber der Vegetationszyklus des Rebstocks als Zeitraum ohne Ruheperiode verstanden.
Die in der Tabelle unten angeführten Monate bzw. Zeiträume für die einzelnen Zyklen der Weinrebe sind Durchschnittsangaben, die Schwankungsbreite kann relativ groß sein. Mögliche Einflussfaktoren sind Umweltbedingungen wie Klima (Mikroklima), Wetter, sowie Bodenbeschaffenheit und Umweltbedingungen wie Rebstock-Feinde. Der Zeitraum bzw. das Tempo der Entwicklung ist auch stark von der Rebsorte abhängig.
Sehr früh reifende Rebsorten durchlaufen den Zyklus vom Austrieb bis zur Maturation (Reife) sehr schnell in rund 130 Tagen und eignen sich deshalb für kühlere Weinbaugebiete. Spät reifende Sorten wie zum Beispiel Riesling und Grüner Veltliner benötigen mehr Licht und Wärme, sie haben einen langen Wachstumszyklus bis 200 Tagen (siehe dazu unter Reifezeitpunkt). Nicht zuletzt wirken sich auch die Arbeiten des Winzers im Weinberg aus.
Der Jahreszyklus der Weinrebe beginnt nach dem Rebschnitt im Winter mit dem Austrieb der Knospen im Frühling und endet mit dem Blattfall im Spätherbst. In den Rebstockorganen laufen dabei komplexe, biochemische Vorgänge ab. Die Weinlese sollte im optimalen Reifestadium der Weintrauben stattfinden. Dieser Idealzustand mit ausgewogenem Zucker/Säureverhältnis in den Beeren wird als physiologische Reife bezeichnet. Der Zeitraum von der Blüte bis zur Weinlese wird mit rund 100 Tagen beziffert, wobei dies stark von der Rebsorte und anderen Faktoren abhängt.
Phase |
Dauer/Zeitpunkt |
nördliche
|
südliche
|
Austrieb | - | März - April | September - Oktober |
Blüte | 8 Tage | Mai - Juni | November - Dezember |
Fruchtansatz | - | Juni - Juli | Dezember - Jänner |
Véraison (Reifebeginn) | - | August | Februar |
Maturation (Reife) physiologische Reife |
- | August - Oktober | Februar - April |
Engustment | Ende Maturation | - | - |
Blattfall | - | November - Dezember | Mai - Juni |
Winterruhe | 3 Monate | Dezember - Februar | Juni - August |
Ein idealer Vegetationszyklus in Ländern der Weinbauzonen A und B (z. B. Deutschland und Österreich) verläuft wie folgt: Nach einer möglichst frühen Blüte sollten die Weintrauben ab Fruchtansatz einer gemäßigten Wärme und ausreichender Feuchtigkeit ausgesetzt sein. Eine Hanglage mit bestenfalls senkrechter Exposition (Sonneneinstrahlung) und die Nähe von Gewässern (Meere, Seen, Flüsse) wirken sich sehr positiv aus. Ab der Véraison ist sonnenreiche, warme aber nicht zu heiße Witterung von Vorteil. Ein langer, warmer aber nicht zu trockener Herbst fördert am Tag die Zuckereinlagerung, sowie kühle Nächte die Säurebildung. Vor und bei der Weinlese sollte es nicht regnen.
Ein sehr anschauliches Video (zum Ansehen anklicken) über den jährlichen Vegetationszyklus der Weinrebe mit allen Stadien ist auf YouTube am Beispiel der Moselpfahlerziehung (Einzelpfahlerziehung) zu sehen. Die neun Bilder zeigen den gesamten Ablauf vom Winter bis zum Herbst (1 bis 7: © Weinhof / Gästehaus Edgar Hermes).
Bezüglich des optimalen bzw. empfohlenen Einsatzzeitpunktes von Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen wurde der sogenannte BBCH-Code entwickelt. Die BBCH-Skala entspricht dem Vegetationszyklus einer Pflanze. Die seit den 1980er-Jahren weltweit spürbaren klimatischen Veränderungen werden auch sehr starke Auswirkungen auf Vegetationszyklus und Weinbau haben. Diese werden unter dem Stichwort Klimawandel erläutert.
Die Kriterien für die Eignung einer Region für den Weinbau werden als Weinbauwürdigkeit bezeichnet. Eine Aufstellung relevanter Stichwörter zum Thema Rebsorte ist unter Weinrebe, eine komplette Aufstellung aller Arbeiten und Verfahren im Weinberg innerhalb des Vegetationszyklus unter Weingartenpflege und eine Aufstellung der verschiedenen Verfahren bezüglich ökologischer Bewirtschaftung unter Biologischer (Ökologischer) Weinbau enthalten.
Bilder 1 bis 7: © Weinhof / Gästehaus Edgar Hermes
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Dominik Trick
Technischer Lehrer, staatl. geprüfter Sommelier, Hotelfachschule Heidelberg