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Verschlüsse

Über den idealen Verschluss für Weinflaschen gibt es emotional geführte kontroverse Diskussionen, welches System für welchen Wein das „richtige“ ist. Das steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der zweiten Frage, ob und in welchem Ausmaß Sauerstoff für die Entwicklung des Weines bei der Flaschenreifung bzw. für die Haltbarkeit erforderlich ist. Die Luft im Leerraum im Flaschenhals reicht möglicherweise aus, aber dieser wird zumeist bei der Flaschenabfüllung vor dem Verschluss mit Inertgas gefüllt oder vakuumisiert. Die Korken (Naturkorken) sind gegenüber alternativen Verschlüssen wie konventionellen Kunststoffkorken oder Drehverschlüssen bis zum Faktor 3 oder 4 mehr durchlässig.

verschiedene Verschlüsse für Weinflaschen

Oxygen Transfer Rate

Forschungen am australischen Forschungsinstitut AWRI (Australian Wine Research Institute) ergaben, dass sich eine kontrollierte Zufuhr in gleichmäßiger OTR (Oxygen Transfer Rate) positiv auf Aromastoffe und Farbe speziell von Rotweinen auswirken kann. Die erforderliche Menge ist jedoch abhängig von der Rebsorte. Bei den Rotweinsorten Cabernet Sauvignon, Carmenère, Garnacha Tinta und Syrah unter verschiedenen Sauerstoffbedingungen belegten die Studien, dass die OTR ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung des Rote Beeren-Aromas ist. Zwischenzeitlich gibt es alternative Verschlüsse mit individueller Sauerstoffzufuhr (siehe dazu unter Mikrooxigenation und Sauerstoffmanagement).

Korkschmecker

Die Forderung nach alternativen Verschlüssen ist auf Grund der Probleme mit dem Korkschmecker entstanden. Dieser gefürchtete Weinfehler kann von kaum wahrnehmbar bis ekelerregend ausgeprägt sein und macht einen Wein schlimmstenfalls untrinkbar. Die Diskussionen darüber sind zu einem wahren Kulturstreit geworden. Die „Korken-Apostel“ meinen, dass die Verwendung anderer Verschlüsse einen „Kulturschock“ bedeute und man das „Plopp“ beim Öffnen einer Weinflasche keinesfalls missen wolle.Dabei das Beispiel herangezogen, es sei geradezu ein Sakrileg, einen Château Mouton-Rothschild Jahrgang 1945 wie profanes Mineralwasser durch Drehen einer Kapsel zu öffnen.

Die Befürworter der Schraubverschlüsse meinen, dass man auf dieses Geräusch verzichten könne, wenn man dafür einen ungetrübten Weingenuss erwarten könne. Wie sieht nun derzeit die Verwendung verschiedener Verschlüsse aus? Rund 60% der Weinflaschen weltweit werden nach wie vor mittels Korken aus Korkeiche (Naturkorken) verschlossen. Mehr als die Hälfte davon sind sogenannte Korkgranulate (Agglomerate oder Presskorken), die mit Hilfe von Harz oder Leim gebunden werden. Die Tendenz für die Korkenverwendung ist auf Grund der Korkschmecker-Problematik fallend. Über den Anteil der vom Korkschmecker betroffenen Weinflaschen wird heftig diskutiert; die Schätzungen von Experten bewegen sich zwischen 3 bis 10 (und auch mehr) Prozent. Dazu folgende Rechnung:

  • 2022 wurden weltweit 258 Mio hl Wein produziert, das ergäbe 55 Mrd 0,75-l-Flaschen
  • davon werden zwei Drittel in Flaschen abgefüllt, das ergibt 36 Mrd 0,75-l-Flaschen
  • rund 60% werden mit Naturkorken verschlossen, das ergibt 22 Mrd 0,75-l-Flaschen
  • davon 1% mit einem ausgeprägten Korkschmecker ergibt 220 Mio 0,75-l-Flaschen

Alternativverschlüsse

Die häufigste Alternative ist der Drehverschluss, der sich optimal für den Wiederverschluss eignet. Weltweit werden damit etwa 20% der Flaschen mit steigender Tendenz verschlossen. Es gibt jedoch eine Vielzahl weiterer Alternativen. Bekannte Produkte sind CorkScrewCape, Delfin, DIAM (flexible Sauerstoffzufuhr), Glaskorken, H.I.S.S., Kronkorken, Kunststoffkorken, MAESTRO, Nomacorc (flexible Sauerstoffzufuhr), ProCork, STELVIN, Vinolok, VinPerfect (flexible Sauerstoffzufuhr) und Zork. Als Dauerverschlüsse eignen sich nicht Bügelverschlüsse, Griffkorken und Flaschenstopper.

Die Tendenz anderer Systeme ist auf Kosten des Naturkorkens ständig steigend. Besonders in Neuseeland mit 90% und in Australien mit 60% ist der Anteil der Alternativverschlüsse mit zum Großteil Drehverschlüssen extrem hoch. Auch in Frankreich, wo es anfangs große Akzeptanzprobleme gegeben hat, setzt sich dieser nun zunehmend auch bei hochwertigen Rotweinen durch. In Griechenland, Österreich und der Schweiz wird bereits mehr als die Hälfte aller Weine mit steigender Tendenz alternativ verschlossen. Siehe auch unter Fasstypen, Flaschen, Korken und Weingefäße.

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Egon Mark

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Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)

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