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Vin doux naturel

Vino dolce naturale (I)

Der süße, gespritete Dessertwein hat eine sehr alte Geschichte, der Ursprung liegt im französischen Gebiet Roussillon in den östlichen Pyrenäen. Die Erfindung geht auf den berühmten Arzt und Gelehrten Arnaldus de Villanova (1240-1311) zurück, der auf dem Weingut der Tempelritter um das Jahr 1285 mit Branntwein- und Weinherstellung experimentierte. Er stellte fest, dass durch Spriten (Zugabe von Alkohol) die Gärung gestoppt und Restzucker im Wein erhalten wird. Das war die Geburtsstunde des VDN und dieser Wein war schon im Mittelalter sehr beliebt. Als das Königreich Mallorca (heute Roussillon) 1659 zu Frankreich kam, servierte Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638-1715) diesen Wein seinen Gästen in Versailles. Auch der Philosoph Voltaire (1694-1778) und der spätere US-Präsident Thomas Jefferson (1743-1826) schwärmten von ihm.

Herstellungsmethode

Die Bezeichnung bzw. die Herstellungsmethoden des VDN wurden erstmals 1872 gesetzlich geschützt. Im Jahre 1936 bekamen diese Weine die AOC-Klassifikation, die einzelnen Bereiche verteilen sich auf die Départements Aude, Hérault, Pyrénées-Orientales und Vaucluse im Süden Frankreichs sowie auf der Insel Korsika. Zugelassen sind die zwei Hauptsorten Muscat Blanc à Petits Grains und Muscat d’Alexandrie, sowie Macabeo, Malvoisie du Roussillon (Torbato), Grenache Blanc (Garnacha Blanca), Grenache Gris (Garnacha Roja) und Grenache Noir (Garnacha Tinta). Die weiteren Bestimmungen betreffen Mostgewicht (zumindest 252 g/l), Maximal-Ertrag (30 hl/ha und weniger), Alkoholgehalt (zumindest 15 bis 18% vol), Restzucker (zumindest 45 bis über 100 g/l bei einigen Varianten), Vinifikation und Mindestalterung (bis 30 Monate Fassausbau).

Es liegt in der Verantwortung des Kellermeisters, wann der reine, geschmacksneutrale Weingeist dem gärenden Most zugefügt wird. Bei den besten Weinen wird der Weingeist über die Traubenmaische gegossen (mutage sur grains); die Maischegärung kann bis zu vier Wochen dauern. Dann erst erfolgt das Pressen der Maische. Die traditionellen Vin doux naturel altern in großen Holzfässern mit 600 Liter Volumen, in denen man sie ganz bewusst der Oxidation aussetzt. Dies erfolgt unter freiem Himmel, wo sie großen Temperaturschwankungen unterworfen sind. Seit dem Jahre 1975 wird der neue Typ eines Vintage (in Banyuls nennt man sie Rimage) aus besonders guten Jahrgängen erzeugt. Diese zumeist tiefroten Weine werden frühzeitig in Flaschen abgefüllt und altern wie große Rotweine. Sie weisen ein intensives Kirsch- und Beeren-Aroma auf.

Appellationen

Die Appellationen in der Region Roussillon (mit 90% der französischen VDN-Produktion) sind Banyuls, Maury, Muscat de Rivesaltes und Rivesaltes, wo diese Weine in roten und weißen Varianten mit unterschiedlichen Rebsorten-Mischungen oder auch sortenrein hergestellt werden. Als beste VDN gelten die roten aus Grenache Noir, die bis 20 Jahre und länger lagerfähig sind. In der Region Languedoc werden in vier Appellationen VDN’s hergestellt, der bekannteste ist der als erster AOC klassifizierte Muscat de Frontignan. Aus der südlichen Rhône kommen zwei VDN aus den Appellationen Muscat de Beaumes-de-Venise und Rasteau. Einen schon vor Beginn der Gärung angereicherten Most nennt man Vin de liqueur.

Vin doux naturel und Vin naturellement doux

Der Begriff „Vin doux naturel“ (natürlich süßer Wein) ist genau genommen falsch, weil ja das Spriten einen „künstlichen Eingriff“ darstellt, was eigentlich dem „natürlich“ widerspricht. Das „natürlich süß“ bezieht sich aber darauf, dass keine Süßung mit entsprechenden Mitteln erfolgte. Der Begriff wird übrigens auch in anderen Ländern verwendet, unter anderem ist dies in Griechenland für die Süßweine Samos und Vinsanto üblich. Hier ebenfalls verwendete Bezeichnungen sind „Vin doux“ (Spriten bereits nach kurzer Gärung) und „Vin naturellement doux“ (ohne Spriten – also ein „echter“ natursüßer Wein).

Stimmen unserer Mitglieder

Sigi Hiss

Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.

Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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