Der US-Bundesstaat an der mittelatlantischen Küste mit der Hauptstadt Richmond gilt als eine der Wiegen des nordamerikanischen Weinbaus. Virginia wurde als früheste englische Kolonie vom berühmten Freibeuter Sir Walter Raleigh (1552-1618) im Jahre 1585/1586 gegründet und von ihm zu Ehren seiner „jungfräulichen Königin“ Elisabeth I. (1533-1603) benannt. Hier wurden im Jahre 1776 die „Declaration (Bill) of Rights“ verkündet, die als Basis für die spätere amerikanische Verfassung diente. Virginia war einer der 13 Gründerstaaten der USA, im Jahre 1863 wurde der heute eigenständige Staat West Virginia abgetrennt. Die englischen Kolonisten fanden in den Wäldern massenhaft wuchernde, wilde Weinreben der Spezies Vitis labrusca vor und bereiteten daraus im Jahre 1607 erstmals Wein. Dieser war auf Grund des Foxtons ungenießbar, deshalb wurden europäische Rebsorten eingeführt, die erstmals im Jahre 1619 in Jamestown angepflanzt wurden.
In der Folge wurde an der gesamten Ostküste lange Zeit erfolglos versucht, Qualitäts-Wein aus europäischen Sorten zu gewinnen. Aber alle Versuche schlugen fehl, weil diese anfällig gegen die in Europa unbekannten Plagen Reblaus und Mehltau waren. Ab Anfang des 18. Jahrhunderts brachten aus Frankreich vertriebene Hugenotten ihre weinbaulichen Kenntnisse mit und befruchteten den Weinbau. Der dritte US-Präsident Thomas Jefferson (1743-1826) wurde in Virginia als Sohn eines Tabakpflanzers geboren. Er beschäftigte sich auf seinem Gut Monticello (heute auch Name einer AVA) jahrzehntelang mit Landwirtschaft aber auch intensiv mit Weinbau und (zumeist erfolglosen) Versuchen mit amerikanischen und europäischen Sorten. Sein Nachbar und Freund war der italienischstämmige Weinbaupionier Philip Mazzei (1730-1816).
Die besonders durch den amerikanischen Weinbau-Pionier Philip Wagner (1904-1996) populär gemachten französischen Hybriden wurden ab den 1940er-Jahren auch in Virginia angebaut. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts gelang es, Europäer-Reben erfolgreich zu kultivieren. Die Weinberge umfassen rund 1.000 Hektar Rebflächen mit 20% Hybriden (z. B. Chambourcin und Chancellor) und autochthonen Abkömmlingen amerikanischer Wildreben, sowie 80% mit europäischen Vitis vinifera-Reben bestockt. Das sind vor allem die Rotweinsorten Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Mourvèdre und Merlot, sowie die Weißweinsorten Chardonnay, Marsanne, Riesling und Viognier. Als AVA sind die Bereiche Monticello, North Fork of Roanoke, Northern Neck George Washington Birthplace, Rocky Knob, Shenandoah Valley und Virginia’s Eastern Shore klassifiziert. Die Gegend um Charlottesville ist das bedeutendste Weinanbaugebiet in Virginia.
Virginia zählt heute im Weinbau zu den wachstumsstärksten US-Staaten, es gibt rund 70 Produktions-Betriebe. Bekannte sind Abingdon Vineyard & Winery, Am Rhein Wine Cellars, Autumn Hill Vineyards & Blue Ridge Winery, Barboursville Vineyards & Historic Ruins, Breaux Vineyards, Château Morrisette, Ingleside Plantation, Jefferson Vineyards, Kluge Estate Winery & Vineyar, Meredyth Vineyards, Misty Mountain Vineyard & Winery, Montdomaine Cellars, Oakencroft Vineyard & Winery, Prince Michel & Rapidan River Vineyards, Stone Mountain Vineyards, Tomahawk Mill Winery, Williamsburg Winery und Windy River Winery.
Bild oben: Williamsburg Winery
Bild unten: Breaux Vineyards in Loudoun County, Virginia
