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Vitis labrusca

Eine der rund 30 amerikanischen Spezies bzw. Wildreben mit vollständigem botanischem Namen Vitis labrusca L.. Sie wurde bereits im Jahre 1753 vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707-1778) in dessen neuer Nomenklatur beschrieben (auf ihn bezieht sich das L. im botanischen Namen). Er bezog sich dabei allerdings auf die bereits im Jahre 1623 als „Vitis sylvestris virginiana“ erfolgte Beschreibung des Schweizer Botanikers Caspar Bauhin (1560-1624). Bei Vitis labrusca handelt sich um die am längsten bekannte amerikanische Wildrebe. Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts wurde in den USA von Pionieren erfolglos versucht, genießbaren Wein daraus zu gewinnen. Sie bildet gemeinsam mit den zwei Spezies Vitis mustangensis und Vitis shuttleworthii die Gruppe Labruscae.

Vitis labrusca - Rebstock

Im Laufe der Zeit gab es mehrere Namensänderungen, deshalb kommen in alten Quellen verwirrenderweise viele verschiedene botanische Bezeichnungen vor. Das sind zum Beispiel Vitis blandii Prince, Vitis Canina Raf., Vitis catawba Hort., Vitis ferruginga Raf., Vitis labrusca var. Subeden tata Fernald, Vitis labrusca var. Typica Regel, Vitis latifolia Raf., Vitis luteola Raf., Vitis sylvestris virginiana Bauh, Vitis taurina Walter, Vitis vinifera sylvestris americana Pluk, Vitis vinifera var. Labrusca Kuntze und Vitis vulpina Marshall. Trivial-Synonyme sind unter anderem Black Fox, Concord Grape, Fox Grape, Niagara Grape, Northern Fox Grape, Northern Muscadine, Parra Brava, Parron, Skunk Grape, Swamp Grape, Vid Silvestre, Vigne Lambruche und Vigne Cotonneuse.

Die Rebe kommt allem im Osten der USA bis zum Mississippi und vom südlichen Kanada bis Georgia tief im Südosten vor. In ersten Beschreibungen wurde ein Stammdurchmesser von 30 Zentimeter erwähnt, wobei es sich sicher um sehr alte Gewächse gehandelt hat. Sie bevorzugt sonnige Standorte auf Sand- oder feuchte Lehmböden. Gegenüber Kalk ist sie außerordentlich empfindlich, was sie für europäische Böden problematisch macht. Die Resistenz gegen beide Mehltauarten und Frost ist gut, aber sie ist etwas anfällig gegenüber der Reblaus. Darum ist sie als reine Art nicht als Unterlage für Veredelungen mit europäischen Sorten geeignet. Die Beeren bzw. der Wein weisen ein ausgeprägtes Erdbeeraroma und den Foxton (foxy note) auf. Deshalb wird sie als Fuchsrebe (Foxgrape) oder Erdbeerrebe (Strawberry Vine) bezeichnet.

Auch Neuzüchtungen selbst mit geringem Kreuzungsanteil besitzen diesen mehr oder weniger ausgepägten Geschmack. Ursache ist das schwarzrote Anthocyan-Derivat Malvidin-3,5-Diglucosid, das ausschließlich in Vitis labrusca vorkommt. Damit ist eine eindeutige Identifikation von mit Vitis labrusca gekreuzten Sorten im Wein möglich. Durch dieses besonders für den europäischen Geschmack etwas strenge und befremdliche Aroma (das aber übrigens in Japan sehr geschätzt wird) ist sie für die kommerzielle Weingewinnung kaum geeignet. Rebsorten mit Vitis labrusca-Genen werden deshalb vor allem in den USA hauptsächlich für die Produktion von Tafeltrauben, Schaumwein, Süßwein, Traubensaft und Marmelade (Jelly, Jam) verwendet.

Vitis labrusca - Trauben von Concord, Delaware, Isabella, Niagara und Noah

Die bei weitem bekannteste Labrusca-Sorte ist Concord, von der rund drei Viertel aller amerikanischen Rebsorten im Osten der USA abstammen. Weitere Sorten mit zumindest Anteilen von Vitis labrusca-Genen sind unter anderem Agawam, Alden, Alexander, Allegro, Armlong, Aurora, Baco Blanc, Beauty of Minnesota, Beta, Black Defiance, Black Eagle, Blanc Du Bois, Bluebell, Bolero, Breidecker, Brianna, Brighton, Brilliant, Caberinta, Cabernet Cantor, Campbell Early, Carter, Catawba, Clinton, Concord, Conquistador, Cornucopia, Delago, Delaware, Diana, Dutchess, Elvira, Florental, Fredonia, Gill Wylie, GR 7, Hartford, Headlight, Hector, Helios, Herbert, Himrod, Iona, Isabella, Ives, Kiliansrebe, Kyoho, La Crosse, Lindley, Louise Swenson, Magnolia, Marquis, Melody, Monroe, Missouri Riesling, Moore’s Diamond, Muscat Bailey A, New York Muscat, Niabell, Niagara White, Noah, Norton (Cynthiana), Ontario, Orlando Seedless, Othello, Pontiac, President, Prinzipal, Ravat Blanc, Ravat Noir, Reliance, Ripatella, Romulus, Salem, Schuyler, Seneca, Sevar, St. Pepin, Steuben, Sunbelt, Veeport, Winchell, Woodruff, Yates, York-Madeira und Zilga. Weiterführende Informationen gibt es unter den Stichwörtern Amerikaner-Reben, Hybriden und Reben-Systematik.

Isabella: Zeynel Cebeci / CC BY-SA
5 Labrusca-Sorten: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

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Dr. Edgar Müller

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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach

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