Eine der rund 30 amerikanischen Spezies bzw. Wildreben mit vollständigem botanischem Namen Vitis rotundifolia Michx. Im Namen wird der französische Botaniker André Michaux (1746-1802) geehrt. Es handelt sich dabei um die einzige Spezies der Rebenuntergattung Muscadinia. Sie zählt also nicht so wie die anderen amerikanischen und asiatischen Spezies und die europäische Vitis vinifera zur Rebenuntergattung Vitis. Genau genommen müsste deshalb die Bezeichnung Muscadinia rotundifolia lauten. In den meisten Quellen wird aber der Name Vitis ritundifolia verwendet. Trivial-Synonyme sind Bird Grape, Bullace Grape, Bullit Grape, Currant Grape, Muscadine Grape, Roanoke, Southern Fox Grape und Vigne Musquée.
Muscadinia-Varietäten
Die Spezies Muscadinia unterteilt sich in drei Varietäten. Die Vitis rotundifolia Michx. var. munsoniana ist auf Florida beschränkt. Die Vitis rotundifolia Michx. var. rotundifolia besiedelt das südöstliche Viertel der USA von Indiana bis Texas. Sie gedeiht am besten dort, wo auch die Baumwolle wächst, in Gebüschen, entlang von Flüssen, in Sümpfen, aber auch auf sandigen Talböden. Und die Vitis rotundifolia Michx. var. popenoei mit dem Trivial-Synonym Totoloche Grape gedeiht vor allem im subtropischen und tropischen Klima. Sie kommt in Zentralmexiko, sowie einigen mittelamerikanischen Staaten wie Belize und Guatemala vor. Die Varietät Popenoei wurde früher als eigene Spezies angesehen. Es gibt Ideen, die Untergattung Muscadinia zur Gattung zu erheben, sowie die derzeitige Teilung in drei Varietäten durch Führung dreier Spezies zu ersetzen.
Chromosomensatz
Da alle Muscadinia-Varietäten einen anderen Chromosomensatz (2 x 20 = 40) als die Spezies der Untergattung Vitis (2 x 19 = 38) aufweisen, ist eine Kreuzung mit allen Europäer-Reben, aber auch mit den amerikanischen Spezies bzw. Sorten der Subgattung Vitis sehr schwierig. Dies ist aber dem französischen Rebenzüchter Prof. Dr. Alain Bouquet am Forschungsstandort Montpellier gelungen. Die Nodien (Knoten) sind ohne Diaphragma (Scheidewand), die Ranken unverzweigt, die Beeren werden zur Reife einzeln abgeworfen. Die dickschaligen, dunklen Beeren haben einen hohen Anteil an Polyphenolen (Anthocyane und Resveratrol). Die Beeren bzw. der daraus gekelterte Wein weisen ein Erdbeeraroma und den Foxton auf. Bereits im 16. Jahrhundert wurden Muscadinia-Trauben für die Erzeugung von portweinähnlichen Weinen verwendet.
Widerstandsfähigkeit
Die enorme Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge wurde durch Dr. Harold P. Olmo (1909-2006) erkannt. Dies gilt besonders für Pilzkrankheiten und Insekten aller Art. Die Rebe besitzt eine vollkommene Resistenz gegen die Reblaus, und zwar gegen Nodositäten und Tuberositäten, sowie auch gegen Nematoden (Fadenwürmer) und die Rebstockkrankheit Flavescence dorée. Pfropfungen sind leider unmöglich, da Vinifera-Stecklinge von Rotundifolia-Unterlagen abgestoßen werden und nicht mit diesen verwachsen. Ein Nachteil ist die geringe Kalk-Verträglichkeit und mangelnde Frosthärte. Heute ist die Rebe zunehmend als Kreuzungs-Partner interessant. Vor allem im klimatisch warmen Süden der USA ist die Resistenz gegen Pierce Disease wichtig. Dehalb werden in diesen Staaten über 300 Muscadinia-Sorten verschiedener Beerenfarben kultiviert.
Neuzüchtungen
Neuzüchtungen mit Vitis rotundifolia-Genen sind unter anderem die Rebsorten Aurora (2), Carlos, Cowart, Dixieland, Doreen, Fry, Higgins, Hunt, Jumbo, Magnolia, Noble, Regalé und Scuppernong.
weiterführende Infoirmationen
Siehe zu diesem Themenkomplex auch unter den Stichwörtern DNA, Chromosom, Asiaten-Reben, Amerikaner-Reben, Reben-Systematik und Taxonomie sowie eine Aufstellung relevanter Stichwörter unter Rebfläche und Weinrebe.
Bild: Gemeinfrei, Link
