Um das Wasser als essentielles Mittel für die Photosynthese und Versorgung mit Nährstoffen des Rebstocks effektiv nutzen zu können, muss ein rascher Abzug durch Ablaufen oder Versickern in den Weingartenboden erfolgen. Dies muss gegebenenfalls durch künstlich geschaffene Maßnahmen gewährleistet sein. Unterstützt wird dies zum Beispiel durch eine Begrünung oder durch eine organische Mulchdecke. Im Extremfall muss mit entsprechend hohem Aufwand eine künstliche Drainage angelegt werden. Die Weinberge des Médoc wurden übrigens im 17. Jahrhundert erst durch umfangreiche und aufwändige Entwässerungs- und Drainagemaßnahmen aus einer zum Teil „Sumpflandschaft“ zum heute weltberühmten Weinbaugebiet.
Eine bestimmte Wassermenge für die Versorgung der Pflanzen muss natürlich vom Boden erhalten bzw. gebunden werden und deshalb je Bodentyp sehr unterschiedlich . Wenn das Versickern des überschüssigen Wassers durch eine wasserundurchlässige Schicht verhindert wird, kann es zu Staunässe kommen. Länger andauernd ist diese ab dem Austrieb im Frühjahr extrem schädlich, weil dadurch das Wurzelwachstum eingeschränkt und die Tätigkeit der Mikroorganismen im Boden eingeschränkt wird. Dies führt zu einer mangelnden Versorgung mit Nährstoffen. Nässe im Boden zur Zeit der Blüte führt zu schlechtem Fruchtansatz und zum Verrieseln.
Staunässe ist vor allem in der vom Großteil der Wurzeln durchzogenen Bodenhauptschicht extrem negativ. Im darunter liegenden Unterboden ist Staunässe bis zu einem gewissen Grad zwar akzeptabel, es wird aber dadurch mit allen damit möglichen negativen Auswirkungen die Wurzeltiefe reduziert. So ein Unterboden besitzt zumeist eine charakteristisch ausgebleichte, weißlichgraue Färbung. Einen guten Wasserabzug besitzen in der Regel lockere und steinige Bodentypen mit Einlagerungen von Kalk, Kies und Kreide. Hingegen neigen dichte, schwere Böden aus Lehm, Ton und Sand zur Staunässe bzw. zu einem schlechten Wasserabzug.
Ein hoher Gehalt an Kalium verleiht dem Boden eine durchlässige Krümeligkeit mit gutem Wasserabzug, zum Teil sogar bei schweren Böden. Für Böden mit nicht zu beseitigendem schlechtem Wasserabzug ist die Wahl der geeigneten Unterlage sehr wichtig. Ein optimaler Weingartenboden besitzt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wasserabzug und Wasserspeicherungs-Vermögen. Siehe auch unter Weingartenpflege.
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Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden