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Wasserschosse

water shoot (GB)

Bezeichnung (auch Wassertrieb, Wasserreiser, Geiltrieb) für Nebentriebe am Rebstock, die sich aus einem „schlafendem Auge“ gebildet haben. Normale Fruchttriebe bilden sich aus den Axillarknospen, die nach dem Rebschnitt als Winteraugen auf dem einjährigen Holz stehen blieben. Hingegen bilden sich Wasserschosse aus Adventivknospen am mehrjährigem Holz, die nicht bereits angelegt sind, sondern bei Bedarf neu aus reembryonalisierten Zellen des Kambiums gebildet werden. Eine alte Bezeichnung ist „Hirntrieb“, womit der Kopf zu verstehen ist. Die Knospen bilden sich nämlich häufig am Kopf des Hauptstammes. Das ist jene Stelle, wo der Rebstock beim winterlichen Rebschnitt bis auf ein oder zwei Ruten bzw. Zapfen zurückgeschnitten wird. Im Gegensatz dazu werden Nebentriebe, die sich unten am Stamm (Basis) bzw. den Wurzeln bilden, als Basalspross oder Wurzelspross bezeichnet. 

Wasscherschosse - Rebstock, Rebstammputzer mit Bürste und Rebstock

Verlustausgleich im Notfall

Diese radikale Verringerung der Triebe und Knospen induziert die Neubildung von Adventivknospen im Kambium von noch nicht allzu stark verholzten Stammbereichen. Wenn der Kopf zu stark verholzt ist, können sich Wasserschosse auch am Stamm oder an der Stammbasis unter der Erdoberfläche ausbilden. Manche Rebsorten wie Petit Bouschet neigen besonders zur Bildung von Wasserschossen. Im Allgemeinen tragen die Wasserschosse keine Frucht, weil sie ja nicht (was Voraussetzung ist) im Vorjahr angelegt wurden. Der Zweck von Wassertrieben ist Verlustausgleich im Notfall. Damit ist der Ersatz für verloren gegangene Triebe und die schnelle Gewährleistung zusätzlicher Blattmasse für die Photosynthese, die Ernährung des Rebstocks und der Wiederaufbau der Kronenstruktur gewährleistet.

Deshalb sind sie schnellwüchsig und langtriebig, entwickeln aber nur einen schwachen, brüchigen Holzkörper mit schlecht ausgebildeten Fruchtanlagen. Da sie eine wasser- und nährstoffentziehende Konkurrenz für das Wachstum der Fruchttriebe darstellen, werden sie prinzipiell noch im Frühjahr zur Zeit des Austriebes entfernt (ausgebrochen). Dafür gibt es auch Geräte wie den Rebstammputzer. Man kann sie aber auch zur Verjüngung überalterter Rebstöcke nutzen. Ist der Hauptstamm zu alt, gespalten, morsch oder von Ungeziefer und Pilzen befallen, wird dieser über der Ansatzstelle des Wasserschosses gekappt und hochgezogen und bildet dann den neuen Hauptstamm.

Unterschied zu Geiztrieb

Der im Bild links gezeigte Rebstock wurde durch Spätfrost geschädigt. Deshalb wurden günstig stehende Wasserschoße belassen (siehe Pfeil), um den Rebstock wieder aufbauen zu können. Nicht zu verwechseln sind Wasserschoße mit den Geiztrieben, die sich aus den Sommerknospen in den Blattachseln von einjährigen Fruchttrieben entwickeln. Deshalb sind Wasserschosse und Geiztriebe nicht dasselbe (obwohl sie oft als identisch bezeichnet werden). Siehe auch komplette Aufstellungen unter Weingartenpflege (Tätigkeiten) und Weinrebe (zum Thema Rebstock).

Bild links: Von Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link
Bild mitte: Von Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link 
Bild rechts: Von
Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link

Stimmen unserer Mitglieder

Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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