wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Darunter versteht man eine Übersicht bzw. eine schriftliche Aufstellung über die angebotenen alkoholischen Produkte, die Leistungen und die Preise eines gastronomischen Betriebes. In einer Weinkarte sind aber in der Regel nicht nur Weine, sondern auch Spirituosen, Biere, Cocktails und alkoholfreie Getränke enthalten. Fallweise sind in darin auch die Bedingungen für den Genuss von mitgebrachten Weinen bei zum Beispiel geschlossenen Gesellschaften angeführt (siehe dazu unter Korkengeld). Zumeist ist die Weinliste in eine Speisekarte inkludiert und wird nur in gehobeneren Restaurants ab einem größeren Weinangebotsumfang extra geführt. In den meisten Fällen werden dafür Druckwerke in gebundener oder gehefteter Form verwendet, die Information kann jedoch auch mittels Aufschriften auf Anschreibtafeln und Plakaten erfolgen.

Weinkarte mit den 5 teuersten Weinen der Welt

Weinkarten in der Antike

Informationen über das Angebot an Speisen und Getränken einer Gaststätte mit auch Angabe der Preise gab es wie Funde belegen schon in der Antike; vor allem bei den Römern und Griechen. Ein farbiges Sittenbild der Ess- und Trinkkultur der römischen Oberschicht im ersten Jahrhundert schildert der römische Dichter Petronius (+66) in seinem berühmten Werk Satyricon. In der beim Vesuvausbruch im Jahre 79 zerstörten Stadt Pompeji fand man bei den Ausgrabungen an die Wand von Tavernen gemalte Preislisten für Weine. Unter anderem wurde der berühmte Falerner angeboten: Für ein As bekommst du Wein, für zwei As den besten und für vier As Falerner. Auch in ägyptischen Gräbern wie zum Beispiel des Pharaos Tut-Ench-Amun wurden Weinlisten gefunden, sie entsprachen aber wohl eher Bestandsaufnahmen.

Weinkartenkultur heute

Speise- und Getränkekarten in heutiger Form sind in Europa erst mit dem Aufkommen von besseren Speiselokalen im 17. Jahrhundert entstanden und blieben anfangs solchen Lokalitäten vorbehalten. In einfachen Gasthäusern wurde der Gast in mündlicher Form über das Angebot informiert, weil dieses zumeist nicht sehr umfangreich war und die meisten Leute ja nicht lesen konnten. Später war es üblich, in den Gasthöfen großgeschriebene Tafeln an die Wand zu hängen, die über die vorhandenen Speisen und Getränke informierten. Heute ist die Weinkarte (Speisekarte) die Visitenkarte für ein Lokal.

Nur wenn eine größere Auswahl vorhanden ist, und nicht nur vier oder fünf Weine oder vielleicht überhaupt nur „Rotwein oder Weißwein“, kann man davon ausgehen, dass in diesem Lokal Weinkultur gepflegt wird. Vom Gourmetführer A la Carte werden für die Weinkultur (Weinauswahl, Glaskultur, Service) eines Restaurants ein bis drei Flaschen vergeben. In Spitzengastronomie-Betrieben gibt es Weinkarten mit oft mehreren hundert Etiketten. Diese richtig zu „lesen“ und den passenden Wein zu den Speisen auszuwählen, erfordert gute Kenntnisse. Es ist keine Schande, sich von einem Sommelier beraten lassen.

Weinkarte „Alte Burg“ in Dreieich-Dreieichenhain

Eine ungemein originelle Weinkarte gibt es im Lokal „Alte Burg“ in der Stadtgemeinde Dreieich-Dreieichenhain im Landkreis Offenbach südlich von Frankfurt am Main (Hessen). In dieser wird in Form von Einzellagen-Bezeichnungen eine sehr deftige, erotische Geschichte erzählt: Nachdem ein junger Mann mit der „Hallgartener Jungfrau“ die „Klüsserather Bruderschaft“ getrunken hatte, ging er mit ihr über den „Wawerner Ritterpfad“, hob ihr den „Trabener Brautrock“ hoch und beseitigte mit der „Oestricher Hand“ das „Wachenheimer Gerümpel“, fasste an ihre „Naumburger Engelgrube“ und berauschte sich an ihrer „Liebfrauenmilch“. Dann legte er sie mit dem „Kröver Nacktarsch“ auf eine niedrige, bemooste „Zeltinger Steinmauer“, welche für ihn ein „Ockfener Bockstein“ war, worauf in früheren Jahren die „Brauneberger Juffer (Jungfer)“ ihren ersten Abstich erhielt.

Nun nahm der Jüngling seinen „Nackenheimer Stiel“ heraus und steckte diesen mit einem eleganten „Thörnischer Ritsch“ in ihre „Zeller Schwarze Katz“, an der ein „Piesporter Goldtröpfchen“ hing. Beide befanden sich jetzt im „Graacher Himmelreich“. Doch nach einigen Tagen hatte er einen „Brauneberger Hasenläufer“ und bei ihr blieb die „Zeltinger Rotlay“ aus. Sie musste deshalb zum „Bernkasteler Doctor“ gehen. Der Vater hatte davon Wind bekommen und trat dem Jüngling mit der Kraft eines „Oppenheimer Sackträgers“ in sein „Rüdesheimer Hinterhaus“. Du verdammter „Eschendorfer Lump“, Du „Kallstadter Saumagen“ schrie er ihn an, fahre in die „Merder Hölle“ und warf den Jüngling das „Erdener Treppchen“ hinunter.

Rekordliste

Nun eine kleine Aufstellung von Restaurants, die in der Liga „umfangreichste oder originellste Weinkarte der Welt“ um den ersten Rang mitspielen können. Der „Bremer Ratskeller“ wurde bereits im Jahre 1405 gegründet und zählt damit zu den ältesten Weinkellern Deutschlands. Im 14. und 15. Jahrhundert konnte man lediglich zwischen zwei Varianten „Rheinischer Wein“ wählen, die waren der „Gemeine“ und der „Bessere“. Heute umfasst die Weinkarte 650 Namen, wobei es sich ausnahmslos um deutsche Weine handelt. Im Restaurant „Gasthof Schwarzer Adler“ in der Gemeinde Vogtsburg-Oberbergen in Baden-Württemberg (Weingut Franz Keller) umfasst die Weinkarte 2.000 Positionen, wobei das Hauptaugenmerk auf Bordeauxweinen liegt.

In Österreich zählt zu den Spitzen-Kandidaten das „Berghotel Tulbingerkogel“ nahe von Wien. Die Weinkarte des Hauses umfasst insgesamt 1.450 Etiketten aus aller Herren Länder. Im Restaurantführer des Wine Spectator, in dem die Weinkarten von über 400 Restaurants weltweit bewertet werden, bekam dieses Restaurant bereits 22-mal den „Best of Award of Excellence“.

Das „Harveys Restaurant“ in Bristol (England) der Weinhandelsfirma Harvey’s hat eines der umfangreichsten Weinangebote der Welt. Im Deutschen Weinbaumuseum in Oppenheim gibt es eine Weinkartensammlung mit 50 Exponaten des 19. und 20. Jahrhunderts, die bezüglich Geschichte, Umfang, Gestaltung sowie Stellung der Restaurants von Bedeutung sind. Der Rekordhalter ist eindeutig das weltberühmte Restaurant La Tour d’Argent in Paris, in dessen Keller 450.000 Weine lagern.

weiterführende Informationen

Siehe bezüglich „Wein- und Speisenkultur“ auch unter Dekantieren, Kochwein, Teuerste Weine der Welt, Weinansprache, Weinbewertung, Weingenuss, Weingläser, Weinkeller, Weintemperatur und Wein zu Speisen.

Korkentraube (links): gekauft von 123RF 
Weinkarte (rechts): von Norbert F. J. Tischelmayer

Stimmen unserer Mitglieder

Hans-Georg Schwarz

Als Ehrenobmann der Domäne Wachau ist es für mich der einfachste und schnellste Weg, bei Fragen in das wein.plus-Lexikon einzusteigen. Die Gewissheit, hier fundierte und aktuelle Informationen zu erhalten, machen die Benutzung zu einem unverzichtbaren Ratgeber.

Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)

Das größte Weinlexikon der Welt

26.387 Stichwörter · 46.995 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.721 Aussprachen · 203.063 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER