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Weinschröter

Bezeichnung für den alten Beruf eines „Weinverladers“ mit enormer Wichtigkeit. Das mittelhochdeutsche „schröten“ bedeutet „schleifen“ oder „ziehen“. Die Aufgabe war der Transport der vollen Weinfässer aus den Weinkellern auf Fuhrwerke und zum Teil von dort auf Schiffe. In Rüdesheim waren Schröterdienste eine Bürgerpflicht und ein Amt. Die Schröter-Ordnungen in den Rheingau-Gemeinden waren nicht einheitlich. Die Rüdesheimer Schröterordnung bestand schon seit dem 14. Jahrhundert. Sie untersagte bei der Arbeit das Tragen von Waffen und schrieb einen gesitteten Lebenswandel vor. Der Gemeinderat verpflichtete geeignete Bürger für mehrere Jahre als Schröter und ließ einen von ihnen als Schrötermeister vereidigen. Der Schrötermeister hatte für pünktliche und gerechte Bedienung, für Zucht und Ordnung unter den Schrötern und für korrekte Abrechnung der Schrotgebühren zu sorgen. Außerdem haftete er bis zur Übergabe an den Fuhrmann persönlich für den Wein.

Demonstration des Schrötens in Bingen / Schröter mit Schrotbaum und Schrotleiter 1515

In der Regel bestand das Schröter-Team aus 6 bis 12 Männern mit bestimmten Aufgabe. Das Schrotgeschirr bestand aus Hebeisen, Stangen, Bäumen, Winden (Haspeln), Seilwerk, Kerzenlicht, Werkzeug zum Flicken von Fässern, Spunden, sowie einem ledernen Beutel mit Unschlitt und Speckschwarten als Gleitmasse. Das wichtigste Hilfsmittel war die Schrotleiter, die aus zwei miteinander verbundenen „Weinbäumen“ mit gewölbten Holmen bestand. Dies war eine Art Schiene, auf der die Fässer im Keller nach oben bewegt wurden. Auf Grund des enormen Gewichts der Fässer und der engen, steilen Treppen in den Kellergewölben war die Arbeit außerordentlich schwierig. Der Schrötermeister untersuchte zunächst das Fass, ob es dicht und ohne gebrochene Fassdauben sei, verschloss den Spund sorgfältig mit der Querscheibe und sicherte diese durch ein Fassblech. Nun wurde das Fass an den Fuß der Kellertreppe gebracht. Hier wurde die lange Schrotleiter auf die Treppenstufen gelegt, das Fass mit den Schlingen zweier starker Schrotseile umgeben und dann langsam „über die Hand“ emporgezogen.

Den Arbeitstakt gab der Schrötermeister nicht mit „Hau-Ruck“ (das gilt nur bei Zimmerleuten), sondern mit „Zu-gleich“ an. Dann wurde das Fass auf den Schrotkarren geladen und zum Verschiffungsort wie zum Beispiel dem Rheinufer gefahren. Dort hievte ein schwimmender Kran die Fässer in das Schiff. Sogleich nach dem Schroten kassierte der Schrötermeister vom Kaufmann das Schrotgeld, wie es in der Schröterordnung festgelegt war. Diesen Berufsstand gab es übrigens nicht nur für den Wein- sondern auch für den Biertransport. Das Schröterwesen bestand noch weit bis in das 19. Jahrhundert, bis schließlich nach Erfindung der Weinpumpe dieser Berufsstand allmählich überflüssig wurde und ausstarb. Siehe auch unter Fasstypen und Weingefäße, sowie einer Aufstellung alter Berufe und Gepflogenheiten unter dem Stichwort Brauchtum im Weinbau.

Bild links: Von Ralf Engelberger - selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, Link 
Bild rechts: Nürnberger Hausbücher, Gemeinfrei, Link

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Dr. Christa Hanten

Für meine langjährige Tätigkeit als Lektorin mit wein-kulinarischem Schwerpunkt informiere ich mich bei Spezialfragen immer wieder gern im Weinlexikon. Dabei führt spontanes Lesen und das Verfolgen von Links oft zu spannenden Entdeckungen in der weiten Welt des Weins.

Dr. Christa Hanten
Fachjournalistin, Lektorin und Verkosterin, Wien

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