Ein mit Gewürzen und Kräutern aromatisierter und aufgespriteter Wein, dessen Name sich vom Wermutkraut (Artemisia absinthium oder engl. Wormwood) ableitet. Dieses wird übrigens auch für die berühmte Spirituose Absinth mit der charakteristisch grünen Farbe verwendet. Der Hauptinhaltsstoff der Pflanze ist das ätherische Öl Thujon, das den typischen, bitteren Geschmack verursacht. Mit Kräutern, Wurzeln, Rinden, Blüten und diversen Süßmitteln aromatisierte Weine wurden bereits im alten China, in Mesopotamien und dem antiken Rom hergestellt. Dem griechischen Arzt Hippokrates (460-377 v. Chr.) waren die verdauungsfördernden Eigenschaften sowie die Heilkraft des Getränks bekannt und er experimentierte damit gegen Gelbsucht und Tetanus. Der römische Schriftsteller Plinius der Ältere (23-79) pries einen Gewürzwein namens „Hypocras”. Bei den Römern hieß ein gewürzter Wein auf Grund der appetitanregenden Wirkung „aperitivum“.
Geburtsstunde des Wermut
Erst viele Jahrhunderte später wurde dieser Getränketyp populär und ist heute besonders in Italien und Frankreich nicht nur als Appetitanreger beliebt. Anfang des 16. Jahrhunderts verkaufte Jeronimo Ruscelli Wermutwein im Königreich Savoyen. Die Geburtsstunde des Wermuts, wie wir in heute kennen, schlug aber erst viel später im Jahre 1786 im italienischen Piemont, als Antonio Benedetto Carpano (1764 -1815) in seinem Likörgeschäft in Turin den ersten Wermut kreierte und die berühmte Firma gründete. In dieser wurde dann im Jahre 1870 die bekannte Marke Punt e mes kreiert. Im Piemont wurden Ende des 18. Jahrhunderts bereits große Mengen Wermut erzeugt, die Region ist auch heute noch der wichtigste Produzent. Carpano fand bald Nachahmer mit den zumindest ebenso bekannten italienischen Wermut-Marken Martini & Rossi, Cinzano und vielen anderen. Weitere bekannte Marken sind die französischen Wermuts Chambéry, Lillet, Noilly Prat und Picon.
Herstellungsverfahren
Wermut wird aus zumindest 75% Wein mit Zusatz von verschiedenen Kräutern, Gewürzen (wie Chinarinde), Pflanzenextrakten, Aromastoffen und Weingeist (Ethanol) in oft geheimer Rezeptur hergestellt werden. Durch Spriten mit Destillaten wird der Alkoholgehalt auf bis 22% vol gebracht. Es gibt weiße und rote, trockene und süße Versionen. Trockene Wermuts werden als „French Style”, süße als „Italian Style” bezeichnet, obwohl es in beiden Ländern alle Varianten gibt. Das Zentrum der französischen Produktion ist das bei Grenoble liegende Städtchen Chambéry. Französischer Vermouth basiert auf Weißweinen, die zumeist trocken ausgebaut werden. Es gibt die ursprungsgeschützte Bezeichnung Vermouth de Chambéry. Im Vergleich zu italienischem Vermouth ist der französische grundsätzlich dunkler und hat einen leicht oxidierten Geschmack. Ebenso ist der italienische Vermouth di Torino ursprungsgeschützt. Vermut ist ein häufig verwendeter Bestandteil von zahlreichen Cocktails - der berühmteste davon ist der Martini-Cocktail. Auf ähnliche Art wie Wermut wird auch der Campari hergestellt.
Antonio B. Carpano: Von Unknown 1800s - Museum Torino, Gemeinfrei, Link
Artemisia absinthium: Von H. Zell - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Antica Formula 1786: Von Ralf Roletschek - Eigenes Werk, GFDL 1.2, Link
