wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Wind

vent (F)
vento (I)
viento (ES)
vento (PO)

Als Wind (lateinisch ventus für wehen, blasen) bezeichnet man wird in der Meteorologie eine gerichtete, stärkere Luft­bewegung in der Erdatmosphäreals einer der vielen Faktoren des Wetters bzw. im langfristigen Witterungsverlauf des Klimas. Die Hauptursache für Wind sind räumliche Unterschiede der Luftdruckverteilung. Dabei bewegen sich Luftteilchen aus dem Gebiet mit einem höheren Luftdruck (dem Hochdruckgebiet) solange in das Gebiet mit dem niedrigeren Luftdruck (dem Tiefdruckgebiet), bis der Luftdruck ausgeglichen ist. Je größer der Unterschied zwischen den Luftdruckwerten ist, umso heftiger strömen die Luftmassen in das Gebiet mit dem niedrigeren Luftdruck und umso stärker ist der aus der Luftbewegung resultierende Wind. Bei Windgeschwindigkeiten ab 62 Stundenkilometer ist von einem Sturm (Windstärke 8) und ab 118 Stundenkilometer von einem Orkan (Windstärke 12 = Maximum) die Rede. Die Windrichtung wird zumeist in Form einer Himmelsrichtung angegeben, aus der der Wind kommt. 

Winnd - Video

Im Videoclip (zur Ansicht anklicken) ist anschaulich dargestellt, durch welche physikalischen Ursachen der Wind entsteht.

Windarten

Es gibt verschiedene Windarten, darunter lokal wirkende Winde wie See- und Landbrisen, Fallwinde, Berg- und Talwinde, sowie großräumige Winde wie Passat-, Polar- und Westwinde. Zudem unterscheidet man die Winde nach der Höhe der Wehen in Bodenwinde, Höhenwinde und röhrenförmige Jetstreams. Wirbelwinde sind in Wirbeln wehende oder rotierende Winde. Starke Luftbewegungen können sich im Weinbau sowohl positiv als auch negativ auswirken. Durch geringere Windstärke bleibt die wichtige Luftfeuchtigkeit in den Rebzeilen besser erhalten, was besonders in trockenen Gebieten wichtig ist. Feuchte Meereswinde können in trockenen bzw. niederschlagsarmen Gebieten wie in Bereichen von Portugals, Kaliforniens und Südaustraliens einen positiv mäßigenden Einfluss ausüben.

Autan

Der Autan (lat. Altanus = „der vom Hohen Meer her Wehende“) ist ein südöstlicher Wind in Südwest-Frankreich in der Region um Toulouse und im Département Tarn (in z. B. den Bereichen Gaillac und Pays d’Oc). Es handelt sich um eine Fortsetzung des Marin, der an der Mittelmeerküste bläst. Seine Böen können über 100 km/Std. erreichen. Er wird unterteilt in den „Autan blanc“ (kalter, trockener Schönwetterwind) und „Autan noir“ (warmer, feuchter Wind, der Regen und Gewitter bringen kann).

Bise

Die Bise (von mhd. Bĭsōn = umher-, einherstürmen) ist ein kalter, trockener Wind. Dabei strömt meist kühle Luft aus einem kräftigen Hochdruckgebiet im Norden oder Nordosten Europas nach Süden. Der Wind tritt in Südfrankreich (im Rhônetal z. B. im Bereich Côte Rôtie), der Schweiz und Italien auf. Das ist zumeist mit heiterem Wetter verbunden. Er kann aber auch als „Bise noire“ bedecktes Wetter, eventuell verbunden mit Wolken und Regen mit sich bringen.

Bora

Besonders gefährlich ist der böige Fallwind Bora (abgeleitet von Boreas, dem Gott der Nordwinde; kroatisch Bura, slowenisch Burja, italienisch Bora scura = kalter Windstoß, kalter Regenguss), der an verschiedenen Küsten an der Adria vorwiegend im Winter auftritt. Betroffen davon sind Italien (siehe Carso), Slowenien (siehe Primorska), Montenegro und Kroatien. Er zählt mit Werten von bis zu 250 km/h zu den stärksten Winden der Welt. Das Bild zeigt eine heftige Bora bei Stadt Nin in Kroatien. 

Wind - heftige Bora bei Nin

Cape Doctor

Ein kalter, trockener und böiger Fallwind in der Umgebung von Kapstadt in Südafrika. Der Name basiert auf seiner reinigenden Wirkung auf die Stadtluft. Von den Winzern wird er aber gefürchtet, weil er die Reben beschädigen kann. 

Cers/Cerç

Der Cers ist ein Wind an der französischen Mittelmeerküste in der Gegend von Narbonne zwischen Massif Central im Norden und Pyrenäen im Süden. Er ist dem Mistral ähnlich, weil er ebenfalls durch ein Tal bläst. Es handelt sich um einen trockenen Wind aus Nordwest bis West, der im Winter kalt ist und im Sommer heiß werden kann. Der Cers bläst über das Jahr gesehen an drei von vier Tagen. Er vertreibt die Wolken und sorgt für Schönwetter. Der „Circius“ (Wirbel, Windhose) wurde bereits von römischen Schriftstellern wie Seneca im Jahr 62 und von Plinius dem Älteren im Jahr 77 unter diesem Namen erwähnt. 

Föhn

Der Föhn (italienisch Favonio oder Tedesco, slowenisch Fen, kärntnerisch Jauk) ist ein warmer, trockener Fallwind, der häufig auf der der Windrichtung abgewandten Seite (Leeseite) von größeren Gebirgen wie vor allem den Alpen (Österreich, Italien, Schweiz) auftritt. Im Weinbau wirkt er sich besonders im Herbst nach kalten Nächten positiv aus und sorgt für eine gute Traubenreife. Angeblich bewirkt eine einzige Föhnnacht einen Anstieg des Beerenzuckergehalts um 1 Oechslegrad. Im Schweizer Kanton Graubünden wird er deshalb auch als „Traubenkocher“ bezeichnet, was positiv zu verstehen ist. Obwohl durch die niedrige relative Luftfeuchtigkeit des Föhns (unter 50%) eine austrocknende Wirkung unbestritten ist, gibt über die tatsächliche Wirksamkeit bzw. das Ausmaß Zweifel.

Marin

Der Marin (frz. le marin = der Seemann, Meer) ist ein sehr feuchter auflandiger Meerwind im südfranzösischen Küstengebiet. Er weht aus Südost, meist stark und gleichmäßig, zuweilen heftig und über Land zuweilen böig. Er tritt zumeist im Frühjahr und im Herbst auf. Auf Grund der hohen Feuchtigkeit bringt er starke Regenfälle, besonders an den dem Meer zugewandten südöstlichen Gebirgshängen an den Corbières, dem Montagne Noire, den Cevennen und den ersten Bergen der Provence. Auf der anderen Seite der Berge ist er daher trocken, verstärkt durch einen Föhneffekt. Die Verlängerung des Marin über das Tal der Aude und die Seuil de Naurouze nach Toulouse wird als Autan bezeichnet.

Meltemi

Der Name (grch. Meltémi) ist türkischen Ursprungs und bedeutet „Brise, sanfter Wind“. Dieser Wind herrscht in den Sommermonaten in der östlichen Ägäis vor und weht als trockener Nordwest-, Nord- und Nordostwind vom griechischen Festland in Richtung der Inseln Kreta, Santorin und Samos. Er ist angenehm kühl und bringt stets heiteres Wetter und gute, klare Sicht mit sich. Er kann aber durch feine Sandkörner auch gefürchtet sein.

Mistral

Der Mistral (abgeleitet von „Meister“; auch Mistrau, Magistral, Mestral, Maestrale) ist ein kalter, trockener und oft starker Fallwind, der sich im unteren Rhônetal in den Bereichen Châteauneuf-du-Pape, Gigondas und Rasteau, aber auch in den Regionen Provence und Languedoc-Roussillon sowie auf Korsika bemerkbar macht. Er entsteht durch in den Mittelmeerraum einströmende Polarluft. Er kann durch kühlende Wirkung erwünscht, aber auch gefürchtet sein.

Wind - Scirocco

Scirocco

Der Scirocco (auch Sirocco, Schirokko, Scilocco) ist ein heißer, trockener und oft mit Staub oder Sand beladener Wüstenwind, der von der Sahara in Richtung Mittelmeer weht und südeuropäische Weinbaugebiete erreicht. Besonders sind davon Italien bzw. Sizilien (siehe Lison und Pantelleria) und Griechenland betroffen. Er tritt oft im Frühjahr, im frühen Sommer und im Herbst auf. Im Extremfall ergeben sich Geschwindigkeiten eines tropischen Wirbelsturmes.

Tramontane/Tramontana

Der Fallwind Tramontane (lat. trans montana = über das Gebirge) tritt an der französischen Mittelmeerküste, im Languedoc von der RhôneMündung (Camargue) bis zu den Pyrenäen sowie in der südlich anschließenden spanischen Region Katalonien auf. Er weht über die Berge des Massif Central oder der Pyrenäen zum Meer hin. Dies unterscheidet den Tramontane von Mistral und Cers, die ebenfalls vom Land Richtung Meer wehen, jedoch durch das Rhonetal bzw. vom Lauragais durch das Tal der Aude. Die beiden sind also keine Fallwinde. Der ähnliche Tramontana ist der in Italien (Ligurien) und Kroatien (kroatisch Tramuntana) nördlich/nordwestlich wehende kalte, oft böige Wind.

Wind - verschiedene Winde am Mittelmeer

Windstress

Bei einer hohen Belastung durch Winde kann bei den Weinreben auch der sogenannte Windstress als Abwehrreaktion auftreten. Das äußert sich negativ durch geringere Erträge, beeinträchtigtes Wachstum der Triebe, der Laubfläche und der Weintrauben. Als Schutz gegen den Wind werden nämlich von den Rebstöcken die Spaltöffnungen (Stomata) in den Blättern geschlossen, was eine eingeschränkte Photosynthese mit dadurch späterer Traubenreife bewirkt. 

Schutzvorrichtungen gegen Wind

Schädliche Auswirkungen durch Winde werden durch Pflanzhüllen (Schutzhosen) aus Kunststoff oder sogenannte Windbrecher (Sperren aus Vegetation wie z. B. Strächter und Bäume oder künstliche Einrichtungen) verhindert.

Windmaschinen gegen Frost

Ein künstlich erzeugter Wind wird als Maßnahme gegen Frostgefahr (Vor allem Spätfrost im Frühjahr) im Weingarten eingesetzt. In Kalifornien (zum Beispiel Napa Valley) und in Neuseeland werden dafür stationäre oder mobile Windmaschinen (Propeller mit bis 6 m Durchmesser) gegen den gefürchteten Strahlungsfrost (frostige Nächte mit Windstille) verwendet. Damit wird die kalte Bodenluft aufgewirbelt und diese mit wärmeren darüberliegenden Schichten vermischt. Je nach Temperaturdifferenz der Luftschichten und deren Durchmischung kann ein Frostschutz bis -1,5 °C bis -2 °C erreicht werden. Zusätzlich werden auch Frostkerzen oder Heizöfen verwendet.

Wind - Windmaschine im Weingarten

Bodenveränderungen

Durch den stetigen Einfluss von Winden gibt es nach dem griechischen Windgott Äolus benannte äolische Veränderungen der Bodensytruktur. Durch starke Winde wird eine Erosion verursacht. Aus dem Ausgangsstoff wie Lockergestein wird Feinmaterial wie Löss, Silt (Schluff) oder Ton ausgelöst und durch den Wind über größere Entfernungen transportiert. Die Folge ist schleichender Verlust von fruchtbarem Boden, was zu Schäden im Ökosystem führt. Siehe auch unter Bodentyp und Geologie.

Befruchtung der Rebstockblüte

Im Zeitabschnitt Blüte im jährlichen Vegetationszyklus der Weinrebe kann bei der Befruchtung zwar auch der Wind beteiligt sein, spielt aber auf Grund der zu 99% erfolgenden Selbstbefruchtung der Blütenstände kaum eine Rolle.

weiterführende Informationen

Siehe auch andere Witterungseinflüsse unter Bewässerung, Frost, Dürre, Gewitter, Hagel, Niederschlag und Wetter, sowie allgemein zum Themenkomplex unter Bodentyp, Klima, Meteorologie und Weinbauwürdigkeit.

Quelle: WIKIPEDIA Wind und Windsysteme
Video: ZDF/Pur+/Autorenkombinat/Tobias Schönke/Carina Schulz/Jochen Schmidt
Bora: von Andrej Šalov - Eigenes Werk, Gemeinfrei, Link  
Scirocco: Gemeinfrei, Link 
Windkarte: von Author Tschubby. Arrows, Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
(bearbeitet von Norbert F. J. Tischelmayer)
Windmaschine: © Versuchsstation Haidegg

Stimmen unserer Mitglieder

Hans-Georg Schwarz

Als Ehrenobmann der Domäne Wachau ist es für mich der einfachste und schnellste Weg, bei Fragen in das wein.plus-Lexikon einzusteigen. Die Gewissheit, hier fundierte und aktuelle Informationen zu erhalten, machen die Benutzung zu einem unverzichtbaren Ratgeber.

Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)

Das größte Weinlexikon der Welt

26.382 Stichwörter · 46.989 Synonyme · 5.323 Übersetzungen · 31.716 Aussprachen · 202.680 Querverweise
gemacht mit von unserem Autor Norbert Tischelmayer. Über das Lexikon

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER